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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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hochgezogen. Zum Glück hatte das Kind nicht die Decke weggezogen und die Brust ihres Vaters gesehen: massive Schrotschusswunde, der Leib ein einziger Brei, die Matratze blutdurchtränkt.
    Tank wollte selbst einmal schauen, und Pam nahm seinen Platz im Flur ein. Als er wieder herauskam, wirkte er geschockt, blass, verschwitzt, so als würde ihm zum ersten Mal im Leben bewusst werden, was eine Schrotflinte anrichten konnte, als würde er erst jetzt klar erkennen, dass er gestern vor Ian Munros Hintertür ungeheures Glück gehabt hatte.
    Das CIB war davon überzeugt, dass Munro dahinter steckte. Einer dicken Briefmappe zufolge, die sich in einem Aktenschrank fand, hatte David Seigert, das Opfer, Ian Munro in verschiedenen Straf- und Zivilangelegenheiten vertreten, darunter bei einem Auftritt vor Gericht aufgrund einer Anklage wegen Tätlichkeiten, die Munro eine Strafe von achthundertfünfundsiebzig Dollar eingebracht hatte.
    Seigert hatte eine Frau, doch die unterrichtete an einer Uni in der Stadt und blieb häufig über Nacht fort. Pam hatte sie angerufen, der schlimmste Anruf, den sie je hatte machen müssen, und die Frau war sofort nach Hause zurückgekehrt und hatte, die Großmutter im Schlepptau, das Kind von dort weggebracht.
    Mord mit einer Schrotflinte. Allerdings gab es am Tatort keine Waffe.
    Inspector Challis zufolge handelte es sich bei den zwei anderen Toten ebenfalls um Mord, doch war das Ganze so inszeniert worden, dass es nach Mord mit anschließendem Selbstmord aussah. Bei Seigert, so sagte er, sei die Sache anders. Keine Waffe, keine Hülse.
    Pam wusste, dass die Waffe ihm nicht viel verraten würde, selbst wenn er sie fand. Angesichts der Tatsache, dass eine Schrotflinte Körner verschoss und kein einzelnes Geschoss und dass das Laufinnere eines Schrotgewehrs keine Züge hat, ist es so gut wie unmöglich, die Schrotladung eines Opfers mit einem bestimmten Gewehr in Verbindung zu bringen – es sei denn, man findet die Hülse am Tatort, denn die weist charakteristische Spuren vom Einlegen und Abdrücken auf. Manchmal hilft auch die industriell gefertigte Füllung (Papier oder Plastik), den Hersteller der Patrone zu finden, doch dieses Wissen bringt einen kaum auf die Spur des Killers. Manchmal füllen die Schrotflintenbesitzer ihre eigenen Hülsen, doch ob dies im Fall der Ermordung Seigerts der Fall war, ließ sich nicht feststellen. Es gab keine Waffe und keine leere Hülse.
    Nun war die Rechtsmedizinerin am Werk. Offenbar war sie direkt von Challis’ Doppelmord hergekommen. Freya Berg hieß sie, und sie trug einen weißen Overall, Papierüberschuhe und ein Haarnetz. Sie hatte ein schmales, ausdrucksvolles Gesicht und lange, flinke Finger. Pam erinnerte sich an sie von einem früheren Fall, an dem Challis gearbeitet hatte. Ein Fall, bei dem Pam ebenfalls Initiative gezeigt hatte und von ihm gelobt worden war.
    Es war interessant, der Frau bei der Arbeit zuzuschauen. Tankard sollte sich das mal ansehen, dachte Pam. Aber Tankard war draußen, angeblich, um Gaffer vom Haus fern zu halten, in Wirklichkeit aber, um seine Nerven wieder zu beruhigen. »Was für eine Art zu sterben«, hatte er mehr als einmal gesagt.
    Dr. Berg wollte später im Leichenschauhaus eine Autopsie vornehmen, doch im Augenblick untersuchte sie die Leiche vor Ort und sprach dabei in ein Diktafon.
    »Offenbare Todesursache ist eine massive Brustwunde, möglicherweise verursacht durch eine aus kurzer Entfernung abgefeuerte Schrotflinte. Material, das in der Wunde gefunden wurde, lässt darauf schießen, dass das Gewehr gegen die Tagesdecke gedrückt und abgefeuert wurde.« Sie drückte auf die Pausentaste und warf Pam einen Blick zu. »Wenn, dann wahrscheinlich, um den Knall zu dämpfen.«
    Pam nickte. Sie schaute zu, wie Dr. Berg die Pausentaste wieder löste, jeden Fuß einzeln in die Hand nahm und die Knöchel bewegte, bevor sie das Bein anhob und die Knie bewegte. Nachdem sie die Beine wieder auf die durchgeweichte Matratze gelegt hatte, drückte sie auf den Unterleib und schien die Hautoberfläche des Ermordeten eingehend zu untersuchen.
    »Zimmertemperatur achtzehn Grad Celsius, etwas kühler als die Außentemperatur von zweiundzwanzig Grad Celsius. Die Extremitäten lassen sich noch gut bewegen, doch der Bauchraum zeigt bereits erste Anzeichen von Leichenstarre.«
    Pam wusste von ihren Lehrgängen, dass der Körper nach Todeseintritt um drei Grad pro Stunde abkühlt. Später setzt sich die Abkühlung mit einem Grad oder

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