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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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angerufen, der mir indirekt mitteilte, dass das doch nicht sein Problem sei.«
    Ellen verstummte.
    »Noch etwas?«, fragte Challis, der wusste, dass da noch was kommen musste. Vor ihnen lag die erste Zufahrt, eine Steinmauer mit einem verschlossenen Tor, daneben das Gitter einer Gegensprechanlage an einer steinernen Säule. Ellen bremste, verließ die Straße und sagte: »Er ist die Art von Mann, der auf die Frage, womit er denn sein Geld verdient, antwortet: ›Geschäfte‹, und wenn man fragt, welche Geschäfte, sagt er ›Dies und das‹ oder ›An- und Verkauf‹. Nie kriegt man eine klare Antwort, da fragt man sich doch, warum nicht.«
    »Ein krummer Hund, glauben Sie?«
    »Ja.«
    Ellen schaltete in den Leerlauf und stieg aus, um sich über die Gegensprechanlage zu melden. Als sie keine Antwort erhielt, zog sie eine Visitenkarte aus der Tasche, schrieb etwas auf die Rückseite und steckte sie so in das Tor, dass man sie sehen konnte. Dann setzte sie sich wieder hinters Lenkrad, schnallte sich an und seufzte. »Die Freuden des Türenabklapperns. Wenn es sich nicht um ein Wochenendhaus handelt, das sowieso unbewohnt ist, dann sind die Bewohner zur Arbeit.«
    Challis nickte. »Vielleicht ist dieser Lister ja zu Hause, dann kann ich ihn mir ja mal ansehen.«
    »Ihr berühmter Instinkt bei der Arbeit.«
    »Genau.«
    Auch bei den nächsten beiden Häusern öffnete niemand; danach kamen sie zu den zwei Ziegelsäulen und dem Namen »Costa del Sol« auf einer Tafel in Buchstaben aus buntem Glas und Keramik, und Ellen sagte: »Das Haus der Listers, Vater und Sohn.«
    »Die Mutter?«
    »Wohnt nicht mehr hier.«
    Ellen stieg aus und betätigte die Gegensprechanlage. Challis hörte eine krächzende Stimme, und ein paar Minuten später tauchte aus dem weit entfernten Haus ein Junge auf und kam die Zufahrt zu ihnen hinunter.
    Ellen drehte sich zu Challis um und formte mit den Lippen: »Skip.«
    Challis stieg aus und stellte sich auf die andere Seite, er wollte beobachten und zuhören. Die Nachmittagssonne hatte noch herbstliche Kraft, und während er dastand, kam eine Brise vom Meer auf, raschelte in den Blättern und verwehte einige der Gerüche, die er unterbewusst hatte zuordnen wollen: verrottende Vegetation, Fleisch und Knochen von einer nahe gelegenen Farm oder einem Garten, und noch etwas Leichteres, Flüchtigeres, das nun verschwunden war, noch bevor er es hatte deuten können.
    »Hallo, Skip.«
    »Mrs. Destry.«
    Der Junge war dürr, nervös, unordentlich, unrasiert, also keinen Deut anders als hunderttausend andere Studenten um die zwanzig. Cargohose, breite Schuhe, kurzärmliges Hemd über der Hose, alles in Schwarz. Fransige kurze Haare mit blonden Spitzen. Nikotinfinger. Eingefallene Wangen, leichte Hautunreinheiten, ruhelos: vielleicht die Gene, vielleicht die Nachwirkung längeren Ecstasymissbrauchs. Vielleicht macht er sich auch nur Sorgen um seine Uniarbeiten, dachte Challis. Und er erinnerte sich an seine eigene Zeit mit zwanzig, an den gegenseitigen Argwohn, das Taxieren zwischen ihm und den Eltern der jungen Frauen, mit denen er ausging.
    Noch schlimmer wäre es gewesen, wenn unter den Eltern auch noch ein Polizist gewesen wäre. Der arme Skip Lister musste sich gleich mit zweien davon herumplagen, da war ein wenig Nervosität durchaus verständlich.
    »Stimmt was nicht?«, hörte Challis ihn fragen.
    »Ich fürchte ja«, antwortete Ellen, und der Junge erstarrte.
    »Hat nichts mit dir zu tun«, fügte sie schnell hinzu. »Ist dein Vater zu Hause?«
    Das schien es nur noch schlimmer zu machen. »Ähm, nein, er ist arbeiten.«
    Also erzählte Ellen Skip von Ian Munro. »Ruf deinen Vater an, und sag ihm Bescheid«, sagte sie. »Ich bin sicher, es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen, aber lass niemanden ins Haus, und ruf die Polizei an, wenn du jemanden herumschleichen siehst oder bemerkst, dass in eines der Nebengebäude eingebrochen worden ist. Am besten schließt du die Türen Tag und Nacht ab.«
    Skip Listers Gesicht hellte sich wieder auf, so als sei eine Last von seinen mageren Schultern genommen worden. »Kein Drama«, sagte er. »Wir passen eh schon auf – Sie wissen schon, die Flüchtlinge aus dem Lager.« Dann zog er sich wieder zurück, winkte noch einmal, drehte sich um und eilte ins Haus zurück.
    »Eigentlich ein ganz netter Kerl«, meinte Ellen einen Augenblick später, als sie sich anschnallte. »Er kommt ein paarmal die Woche vorbei, bleibt meistens zum Essen. Einsam, würde ich

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