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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Fällen: Opfer, Täter, Motiv, Beweis, Tatwaffe. Sie hatten die Opfer und die Waffe – es sei denn, dass noch irgendwo ein stumpfer Gegenstand herumlag. Sie hatten ein paar Hinweise, aber möglicherweise nicht genug, um den Täter zu identifizieren. Und ein Motiv hatten sie auch nicht.
    »Im Büro gibt es ein sehr interessantes Notizbuch«, sagte Ellen.
    Sie folgten ihr ins »Büro«. Dort standen ein winziger, übermalter Bücherschrank, ein Schreibtisch mit einem PC und einem Drucker, in einer Ecke eine Nähmaschine, in der anderen ein Trimmrad.
    Das Notizbuch lag im Bücherschrank. Ellen brachte es zum Schreibtisch und schlug es auf, und Challis las die aus dem Progress ausgeschnittenen Briefe des Einmischers, daneben handschriftliche Entwürfe erboster Briefe an Kommunalbeamte, die Polizei, die Straßenmeisterei von Victoria, den Bürgermeister, an Bundes- und Landesparlamentarier, alles säuberlich mit Datum und Anmerkungen versehen.
    »Pearce ist der Einmischer?«
    »Sieht so aus.«
    Challis stöhnte. »Ein Mann, der in den letzten zwei Jahren dutzende von Menschen gegen sich aufgebracht hat.«
    Ellen blätterte durch das Buch. »Hier ist ein Brief, den er gestern entworfen hat.«
    Challis las ein, zwei Zeilen: »Ostersonntag rief ich an und meldete vernachlässigte Schafe auf dem Grundstück von Ian Munro …« Er las nicht weiter, sondern warf Ellen einen fragenden Blick zu.
    »Munros Land liegt nur etwa einen Kilometer von hier entfernt«, sagte sie. »Ich habe Pearce neulich dort vorbeigehen sehen – wenn man davon ausgeht, dass er gern Leute bei den Behörden anschwärzte, könnte es sein, dass er in der Vergangenheit an Munro geraten ist, und vielleicht hat Munro beschlossen, es ihm heimzuzahlen.«
    »Bisschen heftig«, bemerkte Sutton.
    »Nun ja, Munro ist durchgeknallt.«
    »Stimmt.«
    Challis starrte an ihnen vorbei ein Loch in die Luft und überdachte das Ganze. Bei Morduntersuchungen gab es natürlich Zufälle, ebenso Dinge, die nur schwer zu glauben waren, aber er war erfahren genug, um als Erstes nach der einfachen, der wahrscheinlichsten Antwort zu suchen.
    Pearce hatte jemanden beleidigt. Munro? Würde Munro etwas derart Ausgefeiltes inszenieren – würde er nicht einfach zur Tür hereinspazieren und feuern? Wenn er denn überhaupt so etwas vollkommen Durchgeknalltes tun würde.
    »Überprüfen Sie das«, sagte er. »Außerdem hat Munro sich mit Bankdirektoren, Anwälten und Kommunalbeamten angelegt. Wir sollten lieber eine Liste anfertigen und sie warnen. Ich muss außerdem wissen, ob die Pearces eine Schrotflinte hatten oder nicht. Es könnte natürlich Munros Waffe sein – seine Frau meinte, es würden zwei Schrotflinten und ein Gewehr fehlen.«
    Dann rief ihn Pam Murphy auf seinem Handy an und teilte ihm mit, dass noch ein zweiter Mord auf ihn warte.

23
    Pam Murphy stand in einem Haus in Tyabb und schaute der Rechtsmedizinerin benommen zu. Inspector Challis und seine Leute waren gekommen und wieder verschwunden; Challis hatte den Kopf geschüttelt und gesagt: »Sieht so aus, als sei unser Bursche beschäftigt gewesen.« Offenbar hatten Challis, Scobie Sutton und Sergeant Destry den Vormittag am Tatort einer anderen Schießerei verbracht, ein Ehepaar, das drüben bei Upper Penzance erschossen worden war, und nun das hier. Ian Munro hatte noch ein paar Rechnungen zu begleichen, hieß es.
    Challis hatte sie dafür gelobt, dass sie die Geschichte der alten Frau überprüft und die Leiche gefunden hatte. »Gute Detektivarbeit«, sagte er.
    Pam war keine Kriminalbeamtin, nur eine uniformierte Polizistin, und sie freute sich über dieses Lob. Jetzt musste sie wieder an den alltäglichen Kram denken, den man bei der Polizeiarbeit zu Gesicht bekam. Eine Schießerei mit einer Schrotflinte. Ihre erste. Gott sei Dank hatte das Kind nichts davon mitbekommen – und war nicht selbst erschossen worden.
    John Tankard hatte Pam vor dem Polizeirevier aufgegabelt und sie zu dem Haus gefahren. Die richtige Großmutter traf genau in dem Augenblick ein, als sie aus dem Wagen stiegen. Sie hieß Margaret Seigert; sie hatte an die Haustür geklopft, und das Kind, ein sehr gefasstes und ordentliches kleines Mädchen, hatte schon sehr genau gewusst, dass ihr Papi nicht mehr aufwachen würde und dass da ein wenig Blut auf seinem Kissen war.
    Ein wenig Blut. John Tankard, das Kind und die Großmutter blieben im Flur. Pam ging hinein und sah den Toten, der auf dem Rücken im Bett lag, die Decke bis ans Kinn

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