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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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voller schlanker, muskulöser Verachtung.
    »Hallo, Bulle.«
    Tankard erstarrte.
    »Du lernst aber auch nichts dazu, hm, Sonnyboy?«
    Tankard ertappte sich dabei, wie er die Hände in die Höhe reckte.
    »Wie viele seid ihr?«
    Tankard schluckte und schaffte es zu sagen: »’n Haufen.«
    Munro dachte darüber nach. »Ich glaub nicht. Noch einer, vielleicht. Nimm deine Waffe raus – wie ich sehe, haben sie dir eine neue gegeben.«
    In diesem Augenblick hämmerte Pam mit der Faust an die Tür auf der anderen Seite des Hauses und rief: »Polizei«, doch für John Tankard klang es unglaublich weit weg. Waren wirklich schon zwei Minuten vergangen? Das Ganze kam ihm unwirklich vor. Er sah Munro, der einen Augenblick lang verwirrt schien, die Schrotflinte zum Haus drehen, und er schien zuzuschauen, wie seine Hände aufhörten, sich in den Himmel zu recken, und zu seinem Halfter fielen, um die Dienstwaffe zu zücken. Es ging schnell, wie nach Vorschrift, aber es war doch unmöglich langsam, und schon drehte sich die Schrotflinte wieder zu ihm und zielte auf seine schutzlose Brust.
    Tankard zückte die Waffe und feuerte, dann ließ er die Waffe fallen, weil sie einen ungeheuren Rückschlag hatte und seine Finger taub werden ließ. Die Schrotflinte brüllte, das Schrot flog wummernd über seinen Kopf hinweg, und Munro fiel zu Boden.
    Als Pam Murphy bei Tankard eintraf, stand dieser tränenüberströmt über Munro und fragte sie immer und immer wieder: »Was hab ich nur getan?«

41
    Pam Murphy erstattete Meldung, und die Detectives und die höheren Ränge der uniformierten Polizei nahmen die Sache in die Hand – zum Glück, denn John Tankard war völlig zusammengebrochen. Pam gab einen kurzen mündlichen Bericht ab und fragte dann, ob sie Tankard zurück aufs Revier bringen könne.
    »Besser, Sie bringen ihn zu einem Arzt«, sagte Sergeant van Alphen und warf einen argwöhnischen Blick auf Tank, der schluchzend auf der hinteren Veranda der Hütte saß. »Er soll ihm ein Beruhigungsmittel geben. Später wird er dann zu einem Psychologen müssen.«
    Er sah Pam an, und irgendwo unter seinen eisigen Gesichtszügen war eine Spur von Freundlichkeit zu erkennen. Nicht zum ersten Mal war Pam überrascht, wie sehr er äußerlich Inspector Challis ähnelte: dieselbe innere Ruhe und Prägnanz, dieselbe düstere, intensive, nachdenkliche Genauigkeit. Doch Challis wirkte stabil, van Alphen hingegen war im vergangenen Jahr durchgeknallt. Er wusste also, wovon er sprach. Pam sah, wie er wieder zu Tank hinübersah und ganz leicht mit dem Kopf schüttelte.
    »Sergeant?«, fragte sie. »Er wird doch wieder, oder? Ich meine, es wird eine Untersuchung geben, aber an dem Schusswechsel war doch nichts Unsauberes.«
    Van Alphen grinste sie an wie ein Hai. »Verdammt, das da ist Munro, und er ist tot. Die werden John einen Orden anheften.«
    »Danke, Sergeant.«
    »Bringen Sie ihn nach Hause. Nein, bringen Sie ihn erst aufs Revier, vertraute Umgebung, vielleicht ist er dann in der Lage, eine Aussage zu machen. Wenn die Untersuchung morgen angesetzt wird, werde ich ihn ein, zwei Tage beurlauben, damit er sich erholen kann.«
    »Danke, Sergeant.«
    Pam umarmte van Alphen kurz und unaufdringlich, und der Sergeant drückte nach kurzem Zögern linkisch ihre Schultern und starrte zu Boden.
    Dann brachte Pam John Tankard auf die Beine und bat Scobie Sutton darum, sie zu ihrem Streifenwagen zu fahren. Scobie sagte: »Gute Arbeit, Leute.«
    Scobie plapperte endlos weiter, lobte sie, sprach von der Notwendigkeit, sich unter solchen Umständen psychologisch betreuen zu lassen. Pam wusste, dass Scobie Sutton auch noch andere Facetten aufzuweisen hatte, doch im Augenblick quoll ein ununterbrochener Strom von Freundlichkeit und Güte aus ihm heraus; er hätte wohl besser Pfarrer werden sollen. »Danke«, sagte sie und war froh, dass Tank und sie aus dem CIB-Dienstwagen aussteigen und in ihren Van klettern konnten.
    Auf dem Revier gab es noch mehr Schulterklopfen. Pam brachte Tank zu den Spinden und sagte ihm, er solle sich umziehen. Er wirkte verwirrt, hatte wässrige Augen, musste praktisch an die Hand genommen werden. An eine Aussage war nicht zu denken: Sie wollte ihn nach Hause bringen.
    Doch dann kam Senior Sergeant Kellock herein und sagte: »Gute Arbeit, ihr beiden«, und nahm Tank mit, damit dieser seine Aussage machte.
    Pam saß noch eine Weile da und dachte an Lister, und da fiel ihr ein, wie sie den Kredit zurückzahlen konnte: Sie musste den Wagen

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