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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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falsch verstehst, aber …«
    »Wie du meinst, Tank«, sagte Pam, umarmte ihn kurz und bedankte sich erneut bei ihm dafür, dass er ihnen beiden das Leben gerettet hatte.
    Und wieder hoben seine Gefühle ab.
    Dann fuhr sie schnell davon, zu schnell, und Tank fragte sich, ob sie es tatsächlich ehrlich meinte. Miststück.

42
    Es war früher Nachmittag, das Telefon klingelte, und seine Frau sagte: »Hal, ich bin so niedergeschlagen.«
    Challis erwiderte nichts darauf. Er hörte zu, wie die Zeit verging. Er wollte sie nicht ermutigen.
    »Wenn du nicht wärst, ich wüsste nicht, was ich tun soll. Ich habe dich schon immer gebraucht.«
    Diesmal reagierte er. »Nein, das hast du nicht, Angela. Es gab mal eine Zeit, da hast du mich überhaupt nicht gewollt oder gebraucht.«
    »Sei doch nicht so.«
    »Wie?«
    »So gemein.«
    Darauf erwiderte er nichts. Blöd genug, dass er überhaupt etwas gesagt hatte.
    »Ich habe damals nur für eine Weile den Kopf verloren, mehr nicht. Du warst immer arbeiten, warst nie zu Hause. Aber ich habe es schnell wieder herausgefunden: Ich habe immer nur dich gewollt.«
    »Angela, es ist zu spät.«
    Das hatte er bisher noch nie zu ihr gesagt. Jedenfalls nicht so direkt, aus Sorge um ihren labilen Zustand. Doch jetzt war ihm das egal.
    Angela jammerte: »Nein, ist es nicht.«
    »Wir werden uns scheiden lassen und getrennte Wege gehen.«
    »Nein.« Sie verlor zusehends die Fassung. »Nein, das kannst du mir nicht antun.«
    »Ich muss«, sagte er sanft.
    »Wenn ich dich nicht haben kann, werde ich mich umbringen.«
    Das hatte sie schon früher gesagt, und sie würde es weiterhin sagen. Er verabschiedete sich, hängte auf, und fünf Minuten später rief Tessa Kane an. Als er ans Telefon ging, war er noch ganz gereizt.
    »Ich versuche gerade, den Haken an der Sache Janet Casement zu finden.«
    »Das ist keine Sache. Sie ist keine Sache. Es gibt keinen Haken. Jemand hasste sie so sehr, dass er sie umbringen wollte, das ist tragisch, okay?«
    »Du bist heute aber mit dem falschen Fuß aufgestanden. Und natürlich gibt es einen Haken, Hal. Hast du doch gerade selbst gesagt, jemand hasste sie so sehr, dass er sie erschießen wollte, woraus sich zwei Fragen ergeben: Erstens, willst du damit sagen, dass es Munro nicht gewesen ist? Zweitens, ob nun er oder jemand anderer, warum ist sie erschossen worden? Na komm schon, Hal, ich brauche eine gute Story.«
    »Tess, seit vierzehn Tagen hast du eine gute Story nach der anderen.«
    »Na gut, frage ich eben andernorts nach.«
    »Tu das.«
    »Wir reden dann später wieder, wenn du dich wieder besser fühlst.«
    »Bestens.«
    Tess sagte nichts, sondern beendete die Verbindung, und dann rief McQuarrie an. »Gute Arbeit, Hal.«
    »Ja, Sir.«
    »Wieder ein räudiger Köter weniger auf der Straße.«
    So als wollte er damit sagen, Munro habe die Straßen unsicher gemacht und unschuldige Menschen erschossen. »Ja.«
    »Gut für unser Sauberkeitsimage: vier Morde, ein Täter.«
    »Daran habe ich allerdings so meine Zweifel, Sir.«
    »Seien Sie nicht albern, Hal. Tun Sie uns allen einen Gefallen. Schauen Sie sich mal die Gemeinsamkeiten an: eine Schrotflinte und ein unzufriedener Mann, dem eine Reihe von Schrotflinten gehören und der gute Gründe hatte, alle vier Opfer zu töten.« Der Superintendent hielt inne. »Na gut, gewähren Sie mir Einblick in Ihre Sichtweise?«
    »Ich glaube, der Mord an Janet Casement war ein Gelegenheitsverbrechen. Ich glaube, die Tatsache, dass in den anderen Fällen eine Schrotflinte verwendet wurde, ist rein zufällig.«
    »Sie wollen doch nicht behaupten, dass es drei Täter gibt, für jeden Tatort einen anderen?«
    »Nein. Ich glaube, es gibt zwei.«
    »Können Sie das beweisen?«
    »Ich weiß nicht. Ich arbeite noch daran.«
    »Image ist alles, Hal. Die Moral auch. Wenn Ihre Ansätze nirgendwohin fuhren und wir Munro alle vier Morde anlasten, dann wird das nicht das Ende der Welt sein.«
    Sein ganzes Leben lang hatte Challis es mit Politikern wie McQuarrie zu tun. Irgendwas geschah mit einem, wenn man zu hoch auf der Karriereleiter stieg und in Sichtweite der obersten Sprosse kam. Man hörte auf, Polizeiarbeit zu leisten, und begann, Politik zu machen.
     
    Neunzehn Uhr fünfundvierzig. Die drei Anrufe ärgerten Challis und verdarben ihm den Tag. In einer Stunde könnte er in St. Kilda sein; wahrscheinlich hatte er um diese Uhrzeit bessere Chancen, vor Ort etwas über Trevor Hubble zu erfahren, als am Tag anzurufen, wenn die wenigsten zu

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