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Flurfunk (German Edition)

Flurfunk (German Edition)

Titel: Flurfunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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herzallerliebst hochschielte. Hilfe! Die Leiniger-Show war in vollem Gange!
    Imka ließ sich davon nicht beirren, setzte ein breites Lächeln auf und fragte gleich: »Ist dir kalt, oder machst du Yoga?«
    Offensichtlich brachte ihr Kommentar Annabelle aus dem Konzept, und sie setzte sich normal hin.
    Eins zu null für Imka.
    Es ging weiter mit stinknormalen Warm-up- Fragen wie: »Wann kommt der Film raus?«, »Wen spielst du in dem Film?«, »Wie würdest du die Rolle beschreiben?«.
    Imka fragte Standard, Annabelle antwortete Standard. So weit nichts Ungewöhnliches.
    »Annabelle, du hast gerade deine erste Hauptrolle bekommen und spielst mit renommierten Schauspielern das erste Mal zusammen. Fällt es schwer, da mitzuhalten?«
    Na also! Imka war in ihrem Element.
    Super Frage! Ja konnte sie nicht sagen, sonst würde sie sich selbst bloßstellen, und Nein könnte man ihr als überheblich auslegen. Imka verstand schon etwas von ihrem Job.
    Annabelle leider inzwischen auch.
    »Im Prinzip war es anfangs nicht leicht, aber ich hatte so liebenswürdige Kollegen, von denen ich so viel lernen durfte, dass ich es als Bereicherung sehe. Vor allem Justus Staufen hat sich rührend um mich gekümmert. Gerade bei den schwierigeren Liebesszenen.«
    »Wie können denn Liebesszenen mit Justus Staufen schwierig sein?«
    Dafür brauchte man wirklich kein Schauspieltalent!
    Annabelle kicherte kokett. »Na ja. Ich hatte zuvor nie Liebesszenen gedreht und war tierisch nervös. Vor allem, weil alle sagen, das sei so schwierig, unnatürlich und klinisch. Aber mit Justus war es der Hammer. Mir soll niemand sagen, dass Liebesszenen drehen keinen Spaß macht. Das müssen die meisten doch nur sagen, weil es sonst Ärger zu Hause gibt. Bei uns war nur ein ganz kleines Team dabei, und Justus hat mir die Angst komplett genommen. Irgendwann mischt sich Film und Wirklichkeit, und man vergisst sogar den Cut. Es hat eindeutig geprickelt zwischen uns! Kein Wunder, dass sich beim Dreh so oft neue Liebespaare finden.«
    Zum ersten Mal blickte sie mir direkt in die Augen und konnte ein zufriedenes Lächeln nicht unterdrücken.
    Felix, der sah, dass ich ihr gleich an die Gurgel wollte, flüsterte: »Reg dich nicht auf, kann man rausschneiden.«
    Mich nicht aufzuregen war leichter gesagt als getan. Allein die Vorstellung, dass Justus sie, wenn auch nur filmisch, geküsst, sich mit ihr in den Laken gewälzt und sie es genossen hatte, ließ mich würgen.
    Imka vermied beim Rest des Interviews absichtlich das Thema Justus und fragte langweilige Allerweltsfragen, die Annabelle-ich-hab’s-eh-nicht-mehr-nötig-Leiniger genauso gelangweilt beantwortete.
    Endlich war die Zeit um, wir packten ein, und Annabelle und Ulli Becker machten sich daran, aufzubrechen. Keine Minute zu früh, denn auch wenn ich äußerlich sehr gelassen wirkte, überlegte ich innerlich, wie schwer es eigentlich war, Fahrstuhlseile zu durchtrennen.
    Ulli Becker tat so, als ob sie mich erst jetzt erkannt hätte.
    »Ach, Charlotte, du bist ja auch dabei. Wie geht’s? In dieser Umgebung wahrscheinlich gut, nicht? Hotels scheinen es dir ja angetan zu haben!« Dazu grinste sie zuckersüß und verschwand, bevor ich etwas antworten oder nach ihr schmeißen konnte.
    Wie konnte eine erwachsene, berufstätige, als professionell geltende Frau einen solchen Hals auf mich haben?
    Aber einen Gefallen hatten sich beide mit dieser Aktion nicht getan, im Gegenteil: Endlich würde Justus verstehen, dass sowohl Annabelle als auch Ulli Becker nicht nur ein Problem mit mir hatten, sondern mich gezielt provozierten und vor allem gern Gerüchte schürten, er und Annabelle hätten ein Verhältnis. Er würde gar nicht mehr anders können, als die beiden so zu sehen, wie sie waren: intrigante Zicken!
    »Lotte! Ich bewundere deine Haltung! An deiner Stelle würde ich ausflippen! Das glaubt man ja nicht, wenn man nicht selber dabei war!«
    Imka schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Sag mal, Felix. Können wir das mit den Liebesszenen wirklich rausschneiden?« Erwartungsvoll schaute ich ihn an.
    Er legte eine Hand auf meine Schulter. »So Leid es mir tut, Lotte, aber das war der einzige spannende, brauchbare Ausschnitt. Ich denk nicht, dass wir das weglassen können. Außerdem wird sie es dann dem nächsten Sender noch detaillierter erzählen, wenn wir es nicht bringen.«
    Diese Antwort hatte ich befürchtet. Wieso nur musste ich ausgerechnet dabei sein, wenn sie diese schlagzeilenträchtigen Bemerkungen fallen ließ?

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