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Flurfunk (German Edition)

Flurfunk (German Edition)

Titel: Flurfunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Eindruck. Nach der Verleihung nimmst du dir erst mal frei!«
    Auweia, wenn das schon Felix merkte!
    Mimi, immer noch vom Popstarleben erfüllt, kam strahlend um die Ecke gebogen. »Rate mal, wer da ist?«
    Keine Ahnung? Elvis?
    »Justus! Er ist heute für den TV -plus-Award nominiert worden und wird zudem Imanuel Klagenfurth seinen Lebens-Award überreichen. Wir drehen Aufsager mit ihm, und er bekommt seinen Text mit. Er sitzt in der Maske und hat nach dir gefragt.«
    So fühlte man sich also vor einem Bungeesprung! Herzrasen, Schweißhände und sämtliche Geräusche, die der Magen zu bieten hatte.
    »Los, komm!« Mimi zerrte mich mit.
    Wie sah ich überhaupt aus? Ich blickte an mir hinunter: Was ich anhatte, war gebongt, keine Pickel, und ausgeschlafen war ich zur Abwechslung auch einmal.
    Vor der Maske hörte ich Justus’ warmes Lachen und war wie immer sofort verloren und bereit, alles zu vergeben und zu vergessen. Wie, du hast ’ne Bank überfallen? Schwamm drüber, wo ist das Geld?
    »Charlotte!«
    Ich sah in die glücklichen, blitzenden Augen von Justus.
    Er stand auf, kam geradewegs auf mich zu, Nina, unsere Visagistin, verließ auf Mimis Zeichen hin diskret den Raum, und Justus umarmte mich.
    »Freunde?«
    »Freunde!« Hach, man konnte ihm nicht böse sein, und außerdem wollte ich das auch nicht länger.
    Aber was hätte er denn gemacht, wenn er nicht zufällig bei
TV -plus einen Termin gehabt hätte? Bis zum Jüngsten Gericht geschwiegen?
    Auf meine Frage hin lachte Justus. »Charlotte! Ich weiß doch nicht erst seit gestern, dass ich diesen Termin habe. Natürlich fand ich es spannender, dich zu überraschen, und außerdem dachte ich, es tut dir gut, ein bisschen zu schmollen.«
    Sehr witzig! So etwas machte man nicht mit einem hyperaktiven, paranoiden Mädchen wie mir!
    »Justus, meine Mutter feiert morgen Abend ihren Geburtstag und hat dich eingeladen. Kannst du kommen?«
    »Ich möchte super gerne kommen. Morgen Abend habe ich gegen halb acht Aufzeichnung bei Drechsler , danach noch ein Interview, das heißt, ich könnte nachkommen so gegen halb elf, wenn das nicht zu spät ist.«
    »Du hast keine Ahnung, wie meine Mutter ihre Geburtstage feiert. Da darf vor drei Uhr morgens niemand auch nur wagen, das Haus zu verlassen. Also komm einfach nach, ja? Ich muss nämlich leider wieder zurück. Wir haben so viel zu tun wegen der Award-Show. Ach ja, herzlichen Glückwunsch zur Nominierung!«
    Ein langer Kuss, weiche Knie, und meine Welt war wieder in Ordnung. So einfach war ich glücklich zu machen. Justus hatte Recht: Was zählte, war der Moment – und sonst gar nichts!
    Federleicht und mit dem altbekannten dümmlichen Grinsen schwebte ich an meinen Platz zurück, jede Nachfrage erübrigte sich.
    Die Arbeit erledigte sich von selbst, alle Menschen werden Brüder, Mimi und Tim lud ich zum Geburtstag meiner Mutter ein, und ansonsten war ich damit beschäftigt, glücklich zu sein.

siebenundzwanzig »Das kaufe ich! Das ist perfekt für meine Mutter!« Ich hielt zwei neue Hermès-Tücher in Minze und Türkis in der Hand. Meine Mutter würde sie lieben. Frau Schwarz, Verkäuferin, die auch regelmäßig als Vertraute und Therapeutin meiner Mutter fungierte, stimmte zu.
    »Das denke ich auch. Und die beiden hat sie noch nicht!«
    Na dann! Der schwierigste Teil war geschafft. Meine Mutter wollte immer Geschenke, die ihr gefielen. Wehe, man traf ihren Geschmack nicht richtig, dann verzog sie leicht angewidert das Gesicht und mühte sich ein höfliches Dankeschön ab. Im Gegensatz zu allen anderen Müttern, zumindest zu denen, die ich kannte, legte meine Mutter keinen Wert auf so genannte persönliche Geschenke. Meine selbst gebastelten Gaben hatte sie immer mit Mutterstolz kommentiert, aber ich merkte deutlich, wie erleichtert sie war, als ich in das Alter kam, in dem ich in ein Geschäft gehen konnte, um Geschenke käuflich zu erwerben, und die Filzstifte verschont blieben. Ich glaube, sie war mehr gerührt als an dem Tag, an dem ich das erste Mal Chanel richtig aussprach, und nicht mehr dachte, es hieße Tschännel.
    »Wie alt wird Ihre Mutter denn, wenn man fragen darf?«, wollte Frau Schwarz wissen.
    »Frau Schwarz, wie Sie sich denken können, gehört meine Mutter zu den Frauen, die ein Mysterium um ihr Alter machen. Sie feiert zwar nicht seit zehn Jahren ihren Dreißigsten, aber eine konkrete Zahl werden Sie von ihr nicht hören und von mir auch nicht, denn bei diesem Thema versteht sie keinen Spaß.«
    Mit

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