Flurfunk (German Edition)
meinem Geschenk bepackt, ging ich weiter, um noch bei Julian Mac Donald und Agent Provocateur vorbeizuschauen. Neue Unterwäsche für heute Abend musste ich unbedingt haben!
Danach checkte ich schnell ins Strese , dem schönsten Spa der Stadt, ein und ließ mir ein Rosenblätterpeeling mit anschließender Grüner-Tee-Massage verpassen. Gut riechend und in einen flauschigen Bademantel eingehüllt, bekam ich Maniküre und einen frischen Haarschnitt verpasst. Ach, das Leben konnte herrlich sein, vor allem, wenn ich daran dachte, dass Justus’ Promotour vorerst zu Ende war. Noch ein Auftritt heute Abend bei Drechsler und wir konnten uns regelmäßig sehen! Der Rest würde sich von allein geben.
Entspannt und froh gestimmt fuhr ich nach Hause, zog meine neuen Kleider an, schminkte und parfümierte mich, suchte Accessoires aus, hakte Lena unter und fuhr mit ihr zu meinen Eltern.
Das Fest war bereits in vollem Gange. Meine Mutter hatte mal wieder an nichts gespart. Im Feiern, vor allem im Sich-selbst-Feiern, war sie groß.
Als sie Lena und mich erblickte, kam sie sofort auf uns zugeeilt.
»Alles Liebe zum Geburtstag, Mama. Hier, für dich!«
»Danke, Charlotte!«
Hatte ich richtig gehört? Hatte sie Charlotte anstatt Scharlott gesagt?
Lena schickte sich ebenfalls an zu gratulieren und überreichte meiner Mutter ihr Geschenk. Ein selbst gemachtes Rosenparfum. Eine klasse Idee, meine Mutter liebte Rosen, und zu meinem Erstaunen freute sie sich sogar darüber, und zwar ehrlich, denn im Enttäuschung verbergen war sie keine Künstlerin.
»Was wollt ihr trinken? Wir müssen unbedingt anstoßen!«
Lena boxte mich in die Seite.
»Seit wann spricht deine Mutter wieder normal?«
»Keine Ahnung. Das wüsste ich auch zu gern. Vor allem weshalb?«
Meine Mutter winkte ein junges Mädchen mit Tablett herbei und besorgte jedem ein Glas Champagner.
»Schön, dass ihr gekommen seid. Justus kommt später, sagtest du? Ach, und liebe Grüße von Caroline. Sie hat eben angerufen. An Weihnachten ist sie wieder da.«
Ich zog meine Mutter unauffällig beiseite.
»Sag, Mama. Ist was passiert? Du hast gar keinen Akzent mehr?«
»Na, was dachtest du denn? Das geht unter diesen Umständen auf keinen Fall mehr! Dachtest du, ich schaue nicht fern?«
Doch, das dachte ich schon, allerdings sprach sie zu mir in Rätseln.
»Ich versteh dich nicht!«
»Na, Kind. Diese unmögliche Person, die Justus belästigt und dauernd diese Lügen in die Welt setzt, ist doch Französin, zumindest ihre Mutter. Gestern sah ich einen Ausschnitt, in dem sie über Liebesszenen mit Justus sprach, und später ein Interview zusammen mit ihrer Mutter, die nur gebrochen Deutsch sprach. Mit diesen Leuten möchte ich auf keinen Fall in einen Topf geworfen werden! Meine Frankreichaffinität hat sich gelegt, würde ich sagen. Außerdem hat es mich, wenn ich es mir recht überlege, immer schon mehr nach Italien gezogen. Marlene meint auch, dass Süsann nicht hundert Prozent zu mir gepasst habe. Susanna vielleicht schon eher. Außerdem sagt dein Vater von jeher, ich habe italienisches Temperament!« Sprach’s und ging neue Gäste begrüßen, wenn mich nicht alles täuschte mit rollendem R. Hilfe! Meine Mutter brauchte unbedingt eine neue Aufgabe.
Ich gesellte mich zu Mimi und Tim, die ebenfalls kurz zuvor angekommen waren. Lena lief verliebt mit Casper an uns vorbei. Sie bemerkte nicht mal das Getuschel um sie herum, so versunken war sie in die Unterhaltung.
Plötzlich kam Katharina mit Yannick in stürmischer Begrüßung auf mich zu. »Charlotte! Da bist du ja! Also, deine Ideen für die Hochzeit – genial! Wie es aussieht, sind wir die Ersten, die das machen! Wir werden in die Annalen eingehen!«
»Das sage ich auch immer, wenn ich einen neuen Typen kennen lerne«, frotzelte Tim hinter vorgehaltener Hand.
Yannick sah nicht ganz so euphorisch wie Katharina aus. Er wurde eher wie ein junger Hund mitgezerrt.
»Gibt’s hier noch was anderes außer Champagner?«, fragte er Hilfe suchend. Auweia, wenn er jetzt schon Katharina nur noch betrunken ertragen konnte, wie sollte das junge Glück bis zur Jahrhunderthochzeit halten?
Tim ging mit Yannick, um ihm zu zeigen, wo es die harten Sachen gab.
Katharina traf zum Glück eine andere Bekannte, und Mimi und ich ließen uns etwas zu essen bringen.
Sie war die Alte. Lachte unentwegt, rauchte viel zu viel, verdrehte allen Männern auf der Party den Kopf und war so ausgelassen, dass man gar nicht anders konnte als
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