Flurfunk (German Edition)
was wahr oder nur PR war, ich wollte nicht mehr Teil dieses Karussells sein und zur manisch-depressiven On-and-off- Freundinvon Justus mutieren.
Ich wollte mein einfaches Leben zurück, das ich im Griff hatte und in dem ich keinen Launen und Stimmungen von Justus ausgesetzt war.
Auf einmal war mir klar, was ich zu tun hatte. Ich wurde ruhig und reinigte mein Gesicht von der verschmierten Wimperntusche.
Tim klopfte an.
»Lotte, Justus ist gerade gekommen und fragt nach dir. Was soll ich ihm sagen?«
»Ich komme schon.«
Mit sicheren Schritten ging ich ihm entgegen.
Justus stand im Eingangsbereich und wollte gerade seine Jacke ablegen.
»Hallo, Justus!«
»Hallo, Charlotte! Da bist du ja!« Er wollte mich umarmen, doch ich wich zurück.
»Justus, ich glaube, es ist am besten, wenn du die Jacke wieder anziehst und gehst.«
»Was?« Justus verstand nicht, was ich gesagt hatte.
»Justus, ich habe dich gerade bei Drechsler gesehen. Jetzt weiß ich endgültig, wie du zu mir stehst. Bitte geh jetzt, ich möchte dich vorerst nicht wiedersehen.«
»Charlotte, das ist nicht dein Ernst! Ich habe dir doch erklärt, dass meine öffentliche Person nichts mit mir zu tun hat.«
Ich versuchte beherrscht zu klingen.
»Ich weiß, aber leider bin ich nur eine private Person, und mir wird dieses Doppelspiel zu viel. Es reicht mir mit deinen fadenscheinigen Erklärungen. Du hattest oft genug die Gelegenheit, mit offenen Karten zu spielen. Ich will und kann so nicht mehr weitermachen, und deine Andeutungen bringen mich an den Rand des Wahnsinns. Ich brauch erst mal ’ne Verschnaufpause.«
Justus sah mich versteinert an.
»Das ist nicht dein Ernst!«
»Doch, bitte geh jetzt.«
»Charlotte! Das kannst du nicht machen. Du weißt doch, was du mir bedeutest!«
»Nein, das weiß ich eben nicht! Wie denn auch?«
»Ja, fühlst du das denn nicht?«
»Ich weiß gar nicht mehr, was ich fühle! Und jetzt geh endlich!«
»Nein, das werde ich nicht!«
»Doch, das wirst du!« Casper und Lena standen hinter mir.
Casper ging zu Justus, legte ihm die Hand auf die Schulter und begleitete ihn zur Tür.
Ich hörte, wie er zu Justus sagte: »Weißt du, Lotte hat gerade vor allen Leuten erfahren, dass es niemand Besonderen in deinem Leben gibt und hübsche Mädchen deinen Weg zieren. Ich glaube, du verstehst, dass sie dich nicht sehen will, egal aus welchen Gründen auch immer du das sagen musst.«
»Casper, ich kann das alles erklären. Es gibt einen Grund dafür.«
»Das mag schon sein, aber heute wird Lotte sich das garantiert nicht mehr anhören wollen. Ich glaube, du hattest deine Chance.«
Justus ging, drehte sich um und sah mich so verletzt an, dass es mir das Herz brach.
»Es ist erst mal besser so, Lotte!« Lena legte den Arm um mich.
»Ich will nach Hause, Lena, und nicht von allen angestarrt werden.«
Lena holte meine Jacke, sagte Bescheid, und wir gingen.
Zu Hause legte ich mich angezogen ins Bett.
Immer wenn ich daran dachte, wie Justus mich angeschaut hatte, ging ein Reißen durch meinen Körper – als ob ich ihn geschlagen hätte …
»Lena, meinst du, es war ein Fehler, ihn wegzuschicken? Ich will ihn doch noch immer! Glaubst du, er ist ein Arsch?«
Lena streichelte mir beruhigend über den Kopf.
»Nein, das glaube ich nicht, aber ich glaube, er hat diesen Schuss vor den Bug gebraucht, um zu kapieren, was er dir mit der Masche antut. Ich bin sicher, er wird jetzt noch mal richtig nachdenken, und vielleicht bringt euch genau dieser Abend weiter, auch wenn es gerade nicht so aussieht.«
»Weißt du, ich spüre genau, dass er mir die ganze Zeit was sagen will, aber nicht kann. Wenn ich nur wüsste, was!«
Lena hielt inne.
»Hm, hoffentlich fasst er sich bald ein Herz und sagt dir, was es ist.«
»Aber ich habe ihm erklärt, dass ich ihn nicht mehr sehen will. Was, wenn ich ihn tatsächlich nie wieder sehe?«
»Lotte, wenn ihr zusammen sein sollt, werdet ihr das auch sein. Wenn seine Gefühle stark genug sind, kann ihn das nicht abschrecken.«
Das wollte und konnte ich nur hoffen, denn inzwischen war ich nicht mehr überzeugt, dass Schluss zu machen die richtige Lösung gewesen war. Vielleicht hatte ich einfach zu impulsiv gehandelt.
Ich wollte bei ihm sein und sagen, dass wir über alles reden sollten.
»Was meinst du, was er gerade macht?«
»Er denkt bestimmt nach, um einen Weg zurück zu dir zu finden.«
»Soll ich ihn anrufen?«
»Nein, dein Handy bleibt aus. Morgen ist auch ein Tag. Er muss um
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