Flurfunk (German Edition)
clever ist und auch mal gerne Spielchen spielt oder ungewöhnliche Wege geht, um ihre Schützlinge und Projekte zu promoten. Da ist schon öfter mal was zu Bruch gegangen, und wenn man zart gebaut ist, kann das unschön sein. Zur Feindin wollte ich sie nicht haben.«
»Mensch, Mimi, jetzt habe ich ein mulmiges Gefühl, vor allem, wo ich schon zweimal an sie geraten bin. Sag mal, kennst du sie etwa näher?«
Mimi wehrte ab.
»Nein, ich hatte nur einige Male mit ihr zu tun. Aber du musst dir keine Sorgen machen, zumindest noch nicht. Sie nimmt dich noch gar nicht ernsthaft wahr, aber wenn sie schnallt, dass Justus auf dich steht, könnte es komplizierter werden. Sei einfach vorsichtig … Und jetzt freu dich, dass er dich mag!«
Sie hatte Recht: Wieso über ungelegte Eier nachdenken? Vielleicht sollte ich wirklich darauf vertrauen, dass Justus einen Weg finden würde, mich wiederzusehen. In der Zwischenzeit konnte ich in Erinnerungen schwelgen.
Wieder zurück im Büro, trafen wir auf Tim.
»Lotte, Felix sucht dich dringend. Und wann erzählst du mir ausführlich, was ihr gestern gesprochen habt?«
»Das kann Mimi übernehmen. Ich suche Felix.«
Felix saß in seinem Büro. Ich ging hinein, und er bat mich, die Tür zu schließen.
Er sah wirklich besorgt aus.
»Lotte, weißt du, wo Imka ist? Sie müsste längst hier sein, und ich kann sie weder zu Hause noch über Handy erreichen.«
Ich überlegte.
»Also, mir gegenüber hat sie nicht erwähnt, dass sie später kommt. Ich weiß nur, dass sie gestern ins Loxi wollte.«
Warum sah Felix noch besorgter aus?
»Bist du dir sicher, Lotte?«
Ich nickte. Was war denn so schlimm, wenn Imka ins Loxi ging? Gut, es war kein Laden, in den ich gehen würde, er war mir zu neureich und grell, aber das war ja Geschmackssache.
»Lotte, das ist eine delikate Angelegenheit, und ich kann davon ausgehen, dass sie unter uns bleibt, ja?«
Ich nickte erneut.
»Ich weiß nicht, ob du es zufällig mitbekommen hast, aber Imka lebt gerade – sagen wir mal – nicht sehr gesund. Sie hat ’ne schlechte Phase und wirft sich viel zu viel ein. Vor einem Jahr war das schon mal so. Sie hat sich aber wieder gefangen, leider kann sie sich, sobald sie extremem Stress ausgesetzt ist oder massive private Probleme hat, nicht mehr kontrollieren und fällt in ihr altes Muster zurück. Wir haben schon oft darüber gesprochen, aber seit einigen Wochen geht es ihr immer schlechter. Sie ist entweder unzuverlässig und komplett aufgedreht, wenn sie da ist – oder extrem schlecht gelaunt und aggressiv.«
Natürlich wusste ich, wovon er sprach, ich wurde täglich damit konfrontiert und hatte mich schon daran gewöhnt. Imka war labil und schwankte ständig in ihren Stimmungen. So sehr, dass ich es inzwischen für ihren Normalzustand hielt.
»Und warum machst du dir gerade jetzt so Sorgen? Ist was Bestimmtes vorgefallen?«
»Wir haben gestern noch für einen Piloten gedreht. Ich hab ’ne Idee für ein neues Showkonzept, und Imka war so nett zu bleiben, um einige Moderationen zu drehen. Es ging wirklich nicht lange, vielleicht ’ne Stunde, aber sie ist irgendwann komplett durchgedreht und schrie, sie könne nicht mehr und sei fertig mit den Nerven. Wir würden ihr Leben stehlen und sollten sehen, wie wir ohne sie weitermachen würden. Dann bekam sie einen Weinkrampf und kauerte auf dem Boden. Wir haben natürlich sofort unterbrochen, und ich hab auch versucht sie zu beruhigen, aber … Als ich sie in den Arm nehmen wollte, ist sie aufgesprungen und rausgerannt.«
»Und dann?« Es schien wirklich ernst um Imka zu stehen.
»Ich bin hinterher und konnte sie gerade noch abhalten, mit dem Auto zu fahren. Ich habe sie nach Hause gebracht und bin erst gegangen, als sie wieder einigermaßen okay war … Wir wollten heute Morgen noch mal in Ruhe über alles sprechen … Würdest du mitkommen? Ich muss wissen, wie es ihr geht!«
»Aber glaubst du, Imka will mich sehen?«
»Sie mag dich, Lotte.«
Okay. Natürlich kam ich mit. Wenn ich an meinen Einstieg dachte, hätte ich nie gedacht, mal als Unterstützung in Imkas Krisenbewältigungsteam aufgenommen zu werden.
Wir machten uns auf den Weg.
Imka wohnte in einem teuer sanierten Altbau, nicht weit von meinen Eltern entfernt. Die Rollläden waren heruntergelassen. Auf unser Klingeln öffnete niemand. Ihr Auto stand jedoch vor der Tür.
Felix schlug vor, es bei den Nachbarn zu versuchen. Tatsächlich öffnete uns eine Studentin. Felix machte seine Sache
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