Flurfunk (German Edition)
macht ihr da? Ich sag das meinem Papa!«
Es konnte losgehen.
Vor uns stand das liebreizende Geschwisterpaar.
Auf den ersten Blick sahen sie wie süße, unschuldige Landliebe-Werbungskinder aus, rausgeputzt und niedlich. Sie musterten mich.
»Wer bist denn du?«, fragte mich der Junge, der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten war.
»Lotte, und wer bist du?«, fragte ich zurück, bedacht darauf, freundlich und Vertrauen erweckend zu klingen.
»Das geht dich gar nichts an!«, rief der Junior frech. Und seine liebreizende Schwester stimmte ein.
»Genau, du gehörst nämlich unserem Papa!«
Mimi und Felix hatten nicht übertrieben. Ich sah, wie Ralph durch den Flur huschte, um sich in Sicherheit zu bringen. Ralph hatte schon genug Erfahrungen mit den Monstern gesammelt, um zu wissen, dass es besser war, ihnen erst gar nicht zu begegnen.
Wir gingen an unsere Tische, die beiden Gören im Schlepptau.
Wie konnten wir nur herausfinden, wen sie toll fanden? Mir kam eine Idee, die bei meiner Schwester immer funktioniert hatte. Ich nahm sämtliche Jugendmagazine und begann Starposter rauszureißen und zu begutachten. Die beiden standen neugierig dahinter und ließen mich keinen Augenblick aus den Augen.
»Was macht denn die da?«, rief die kleine Viola ihrem Bruder Ludwig zu.
Ich drehte mich um.
»Die da heißt Charlotte und möchte nicht gestört werden, weil sie die Poster ihrer Lieblingsbands aussortieren möchte.«
Natürlich bewirkte die Bemerkung, dass ich nicht gestört werden wollte, Wunder. Die beiden Sonnenscheinchen standen jetzt direkt an meinem Tisch, um zu sehen, wen ich da vor mir liegen hatte, und kicherten. Durch Kommentare wie »Oh nee, guck mal wie uncool. Die findet … gut« oder Ansagen, welches Poster ich rauszurücken hätte, schließlich gehöre ihrem Papa der Laden, konnte ich relativ schnell einschätzen, wen die beiden toll fanden. Felix und Mimi strahlten über das ganze Gesicht und streckten beide Daumen in die Höhe.
Endlich tauchte das auffallend hübsche brasilianische Aupairmädchen auf, das wohl auch Papa »gehörte« und die Kinder schon länger gesucht hatte. Nach einigem Hin und Her zogen die drei endlich ab.
Felix atmete unüberhörbar auf. »Du hast uns den Arsch gerettet, Lotte! Wie kann ich dir das nur danken.« Jetzt wo diese Farce vorbei war, wusste ich schon, wie er sich bedanken konnte! Mit der Antwort auf meine seit gestern Abend brennende Frage.
»Hat dich die Agentin von Justus Staufen eigentlich um meine Nummer gebeten?«
Felix war überhaupt nicht überrascht. »Ja, die habe ich aber abgewimmelt. So wie die drauf war und vor dem Interview ein Theater gemacht hat, gebe ich der doch nicht deine Nummer raus, damit die Kuh dich anruft und persönlich zur Schnecke macht. So weit kommt’s noch.«
Okay. Jetzt hatte ich mich wirklich blamiert. Wie peinlich, die Becker zumindest indirekt zu beschimpfen, dass sie versucht hätte, Justus und mich voneinander fern zu halten. Als hätte sie nichts Besseres zu tun. »Und warum hast du mir nichts davon gesagt, Felix?«
»Ach Lotte, ich wollte dich nicht noch beunruhigen. Hattest ja schon einen schweren Einstand.«
Männer!
Felix dämmerte es erst jetzt und fragte, woher ich das überhaupt wisse.
»Hab sie zufällig getroffen …«
Zum Glück sprang Mimi ein und fragte: »Kommst du mit, Chai Tea Latte holen?«
Auf dem Weg zum Starbucks weihte ich Mimi in die vertrackte Geschichte ein. Eigentlich hatte ich erwartet, sie würde wie Lena reagieren, kreischen oder lachen. Stattdessen hörte sie aufmerksam zu und machte einen sehr nachdenklichen Eindruck.
»Was sagst du dazu, Mimi?«
»Ich denke, er ist wirklich an dir interessiert, und jetzt weiß ich nicht, ob ich das gut oder schlecht finden soll.«
Wie bitte? Was gab es denn daran schlecht zu finden?
Mimi hatte meinen erstaunten Blick gesehen.
»Versteh mich nicht falsch, Lotte. Ich freue mich für dich und finde es süß, wie verliebt du bist, ich will nur, dass du weißt, worauf du dich einlässt. Die Beziehung mit jemandem, der im Rampenlicht steht, ist sicher nicht immer einfach, vor allem, wenn er die Becker als Agentin hat.«
Nun war ich besorgt. »Wieso? Was hat sie denn für einen Ruf? Meinst du, sie steht auf Justus? Chancen hätte sie sicher, so gut wie sie aussieht.«
Mimi lachte. »Oh nein! Dazu ist sie viel zu professionell. Außerdem ist sie glücklich verheiratet. Sie hat auch keinen schlechten Ruf in dem Sinne, aber man weiß, dass sie
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