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Flurfunk (German Edition)

Flurfunk (German Edition)

Titel: Flurfunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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zusammenkrampfte.
    »Komm mit!« Justus zog mich ins Schlafzimmer und zeigte mir Dinge, die keine Frauenzeitschrift der Welt in Worte fassen könnte!
    Es war offiziell: Ich war verloren. Welche Chance hatte man auch schon gegen solch eine Hormonausschüttung, ausgelöst durch einen begnadeten Liebhaber? Wie lange hielt diese Ausschüttung wohl an? Ich meinte, vor längerer Zeit mal in einer Zeitschrift etwas von sechs Monaten gelesen zu haben und dass dieser Zustand einer Psychose gleichkam, was bedeutete, dass ein klarer Gedanke meinerseits erst wieder in einem halben Jahr erwartet werden durfte. Vielleicht sollte ich mich so lange für beschränkt geschäftsfähig erklären und Lena die Vormundschaft für mich überlassen. Wenn ich wieder zu Sinnen kommen würde, wäre ich sicher eingetragenes Mitglied bei den Globalisierungsgegnern und würde nur noch Weleda-Produkte benutzen.
    Justus lag mit geschlossenen Augen neben mir, und bei bloßem Hinschauen stockte mir der Atem. Sechs Monate? Dass ich nicht lachte … Die von der Zeitschrift hatten Justus Staufen bei ihren Endorphinausschüttungstests nicht gekannt!
    Ich rückte näher, er legte den Arm um mich, und ich fragte, was ich die ganze Zeit schon dachte: »Kann man von dir je wieder loskommen?«
    Amüsiert sah er mich an. »Moment mal, sag nicht, dass du im Ernst über ›loskommen‹ nachdenkst? Die Frau, die gerade eben mit mir diese unaussprechlichen Dinge gemacht hat, warst schon du, oder? Das hat sich mein krankes Hirn hoffentlich nicht zusammengesponnen.«
    Ich spielte beleidigt und zog eine Schnute. »Mann, du nimmst mich überhaupt nicht ernst!«
    Anstatt zu antworten, kitzelte er mich durch, bis ich rot anlief und um Gnade winselte.
    Erschöpft kuschelte ich mich an ihn und schlief ein.
    Wir konnten noch nicht lange geschlafen haben, da klingelte es Sturm an der Tür. Ich schreckte hoch. Es musste etwas Schlimmes passiert sein. Ich versuchte Justus zu wecken, der aber nicht wach zu kriegen war.
    Nachdem ich mir schnell ein T-Shirt von Justus übergezogen hatte, rannte ich zur Tür und drückte auf den Öffner, doch schon hörte ich ein stürmisches Klopfen an der Wohnungstür und eine dumpfe Stimme, die wütend »Justus, mach auf!« rief.
    Erschrocken öffnete ich, nur um Zeuge zu werden, wie eine junge Frau, kaum älter als ich, mich verächtlich musterte und, da sie offensichtlich den Weg kannte, geradewegs ins Schlafzimmer lief, sich vor dem schlaftrunkenen Justus aufbaute und ihn ankeifte: »Deshalb rufst du mich nicht mehr zurück! So sieht also ›beschäftigt sein‹ bei dir aus! Hast du dir mal wieder ’ne kleine Schlampe abgeschleppt! Du bist so ein feiges Arschloch!«
    Ich wusste nicht, was mich mehr schockte, die Tatsache, dass diese Verrückte hier einfach auftauchte oder dass mir ihre Stimme bekannt vorkam?
    Mit einer Kurzsichtigkeit von minus sechs Dioptrien kam ich ohne Kontaktlinsen nicht weiter und setzte mir schnell die linke Linse ein, gerade noch rechtzeitig, um Justus’ Sprung aus dem Bett mitzuerleben.
    »Sag mal, tickst du noch richtig? Mich kannst du nennen, wie du willst, aber hör sofort auf, Charlotte zu beleidigen!«
    Die Art, wie er sich für mich einsetzte, gefiel mir, da war es mir völlig egal, wer diese Sumpfkuh sein mochte. Schnell griff ich nach der rechten Linse und hatte endlich ein klares Bild.
    Ich traute meinen Augen nicht: Die Wahnsinnige entpuppte sich als Eve, ein bekannter Soapstar der Serie Was für Zeiten !
    Bevor ich mich weiter wundern konnte, ging das Gefecht von neuem los.
    »Oh, Charlotte, sieh an! Seit wann haben deine Weiber denn einen Namen?«
    »Seit es mir ernst ist!«
    »Ha! Dass ich nicht lache! Dir kann überhaupt nichts ernst sein!«
    Mein Kopf drehte sich auf wimbledoneske Weise von einem zum anderen.
    »Du glaubst doch nicht an so etwas Lächerliches wie Liebe, Justus! Liebe ist doch nur für Menschen, die zu schwach für die Wahrheit sind! Das sind doch deine Worte! Du glaubst doch nur an unverbindliches Herumvögeln! Die Nummer hier nimmt dir keiner ab, am wenigsten du selber! Mach dir doch nichts vor!«
    Nun verlor Justus die Beherrschung! »Raus hier, hau ab! Du bist krank!«, schrie er.
    So hatte ich ihn noch nie erlebt, aber ich kannte ihn ja auch noch nicht lange. Ich stand wie gelähmt da!
    »Vielleicht konnte es mir deshalb nie ernst sein, weil ich nur mit so kaputten Frauen wie mit dir zu tun hatte!«, brüllte er Eve an.
    »Krank hast du mich erst gemacht, Justus Staufen. Und

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