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Flurfunk (German Edition)

Flurfunk (German Edition)

Titel: Flurfunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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jetzt soll die Kleine Sinn in dein leeres Leben bringen? Dich vor dem Verfall retten und deinem rastlosen Rumgesuche einen Sinn geben? Ist das nicht ein bisschen viel verlangt? Das geht nie gut, du weißt doch selber, wie du tickst! Von einem Extrem ins andere: Heute ist sie dein Ein und Alles, morgen langweilt sie dich. Und ich sage dir auch, weshalb! Weil du kaputt bist und sie nicht! Sie mag dir Halt oder sonst was geben, aber verstehen wird sie dich nie!«
    Bevor Justus etwas entgegnen konnte, drehte sie auf dem Absatz um und verschwand so abrupt, wie sie aufgetaucht war. Zurück ließ sie einen entgeisterten Justus und mich.
    »Darf ich vorstellen, das war Eve!«, fasste Justus sich wieder, ganz im Gegensatz zu mir.
    So eine Szene unvorbereitet am helllichten Tag geliefert zu bekommen, war sicher schon anstrengend genug, aber mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen und damit überrascht zu werden, überforderte mich, gelinde gesagt.
    »Äh, ja!«, war das Einzige, was ich herausbrachte, während mein Gehirn den Auftritt einzuordnen versuchte.
    Dass ein gut aussehendes Soapsternchen mit aus der Hose herausschauendem G-String unangemeldet nachts bei Justus auftauchte … schlechtes Zeichen.
    Dass er offensichtlich nicht an ihr oder nicht mehr an ihr interessiert war … gutes Zeichen!
    Dass sie meinte, ihn zu kennen und dieses Kennen nicht besonders schmeichelhaft zu sein schien … schlechtes Zeichen!
    Dass Justus zu mir stand und nichts auf mich kommen ließ … gutes Zeichen.
    Dass er sie gepoppt haben musste … schlechtes Zeichen – nicht unbedingt, weil er mit ihr Sex gehabt hatte, seine umtriebige Vergangenheit hatte er bereits angedeutet, sondern weil sie mit ihm Sex gehabt hatte und danach so durchdrehte! Und weil sie gesagt hatte, er habe sie erst so krank gemacht. Von Selbstwertgefühl und Würde war da nicht mehr viel zu spüren!
    »Charlotte, bitte glaub nichts von dem, was sie gesagt hat! Sie ist irgendwie besessen von mir. Ich hatte was mit ihr, bevor ich dich getroffen habe. Seither lässt sie mich nicht mehr in Ruhe! Können wir das bitte einfach schnell vergessen?«
    Er stand vor mir und sah so verzweifelt aus, dass ich gar nicht anders konnte. Schließlich schien er, warum auch immer, durch mich eine Wandlung vom Saulus zum Paulus durchzumachen.
    Es dauerte eine Weile, bis wir uns wieder beruhigt hatten, aber irgendwann schliefen wir eng aneinander geschmiegt ein, und ihre Worte »Heute ist sie dein Ein und Alles, morgen langweilt sie dich« verschwanden im Nichts, wo sie hoffentlich auch blieben.

sechzehn »Was machst du denn so früh hier? Ich dachte, du gehst von Justus aus direkt zu TV-plus .« Lena kam mit zerknautschtem Gesicht aus ihrem Zimmer.
    »Doch nicht in diesem Kleid! Da halten die mich ja für komplett durchgeknallt, oder sie glauben, dass ich jetzt vor die Kamera will!«
    Während Lena Wasser aufsetzte, sprang ich unter die Dusche und zog mir frische Klamotten an.
    »Hast du noch Zeit für ’nen Kaffee?«
    »Klar. Wie war’s mit Casper?«
    Lena verdrehte genüsslich die Augen. Bevor sie jedoch dazu kam, mir eine detaillierte Beschreibung von Caspers Geschlechtsmerkmal und Vorlieben zu liefern, fuhr ich schnell fort: »Das ist ja auch voll die Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet du dich in einen Anwalt verliebst, der mal das elterliche Imperium übernehmen wird. Ich finde, du übst einen schlechten Einfluss auf den Herrn Anwalt aus, oder hat er schon vor dir illegal Drogen konsumiert?«
    »Mann, Lotte, wann glaubst du mir endlich, dass Hanf nur von der amerikanischen Holzlobby verteufelt wurde, weil die Angst hatten, dass alle auf Hanf umsteigen, weil man damit viel billiger Papier produzieren kann. Es ist medizinisch erwiesen, dass …«
    »… dass Kiffen weniger gesundheitliche Risiken als Alkohol birgt«, beendete ich ihre Ausführung, die ich nicht zum ersten Mal hörte. »Lena, streng dich nicht an, für mich ist es einfach nichts!«
    »Klar, wenn man so ein Kontrollfreak ist wie du. Dir muss ich wohl mal ein paar Cookies backen, damit du auf den Geschmack kommst«, foppte sie mich. »Und nun Themenwechsel: Wie war’s noch mit Justus Superstar? Mann, ist der verliebt in dich, und dich hat’s auch noch nie so erwischt, zumindest hast du noch nie so geleuchtet! War richtig niedlich.«
    Allerdings! Ich erzählte Lena vom überraschenden nächtlichen Gastauftritt von Eve. Anfangs tat Lena so, als ob sie nicht wüsste, wer Eve sei, schließlich wollte sie nicht

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