Flußfahrt
Messer potenzierte noch seine Gleichgültigkeit. Ich schüttelte wieder den Kopf und versuchte zu atmen. Ich sah nach oben zu den Zweigen des Baumes, an den ich angebunden war, und dann nach vorn zu der Lichtung, wo Bobby stand. Er starrte mich offenen Mundes an, während ich nach Luft rang, um nicht in der nächsten Sekunde zu ersticken. Bobby konnte nichts für mich tun, aber als er das Blut auf meiner Brust und unter meinem Kinn sah, bemerkte ich, daß ihn seine eigene Lage mehr ängstigte als meine. Die Tatsache, daß er selbst nicht gefesselt war, schien ihm noch erschreckender.
Die beiden Männer gingen zu Bobby, und jetzt hielt der Hagere das Gewehr. Der Weißbärtige packte Bobby bei der Schulter und drehte ihn herum, so daß er flußabwärts sah.
»Nun laß mal schön die Hosen runter«, sagte er.
Bobby ließ zögernd die Hände sinken. »Runter …?« sagte er. Mein Rektum und alle Eingeweide krampften sich zusammen.
Guter Gott. Der Zahnlose stieß Bobby den Doppellauf des Gewehrs unters rechte Ohr. »Zieh sie aus, aber schnell«, sagte er.
»Aber … aber was wollen Sie …« stotterte Bobby mit schwacher Stimme.
»Quatsch nicht«, sagte der ältere. »Tu, was ich dir sage.«
Der Mann mit dem Gewehr versetzte Bobby einen gemeinen Stoß gegen den Kopf, jäh, daß ich im ersten Augenblick glaubte, das Gewehr sei losgegangen. Bobby machte den Gürtel los und knöpfte sich die Hose auf. Er zog sie aus und sah sich unsinnigerweise nach einem Platz um, wo er sie hinlegen konnte.
»Die Unterhose auch«, sagte der mit dem Hängebauch.
Bobby zog seine Unterhosen aus wie ein Junge, der sich zum erstenmal im Gemeinschaftsduschraum auszieht, und stand dann unbeholfen und rosig da. Seine unbehaarten Schenkel zitterten. Er hatte die Beine eng zusammengepreßt.
»Siehst du den Baumstamm? Geh da rüber!«
Bobby zitterte von Kopf bis Fuß. Langsam ging er zu einem großen umgestürzten Baum und stellte sich mit gesenktem Kopf daneben.
»Nun leg dich drüber.«
Während Bobby niederging und sich vor dem Baumstamm hinkniete, nahm der Hagere den Gewehrlauf nicht von seinem Kopf.
»Zieh das Hemd hoch, Fettarsch!«
Bobby griff mit der einen Hand nach hinten und zog sein Hemd halb über das Gesäß. Ich war außerstande, mir vorzustellen, was er jetzt dachte.
»Hoch habe ich gesagt«, sagte der Hagere. Er schob mit dem Gewehrlauf Bobbys Hemd bis zum Nacken hoch und hinterließ dabei eine lange rote Spur auf Bobbys Rücken.
Plötzlich war der weißbärtige Mann auch bis zur Hüfte nackt. Sie würden tun, was sie tun wollten, und da gab es keine Erklärungen oder Rechtfertigungen. Ich rang noch immer nach Luft, und Bobbys Körper verharrte reglos, rosig und hilflos in dieser obszönen Haltung. Der Hagere setzte ihm das Gewehr wieder fester an die Schläfe, und der andere kniete sich hinter ihn.
Ein Schrei traf mich, und wenn genug Luft in meinen Lungen gewesen wäre, hätte ich geglaubt, ich hätte selbst geschrien. Es war ein Laut des Schmerzes und der Schmach, und andere Laute von nacktem, wortlosem Schmerz folgten ihm. Wieder schrie Bobby laut auf, und diesmal war der Schrei höher, länger. Ich atmete alle Luft aus und senkte angestrengt den Kopf, um den Fluß ins Blickfeld zu bekommen. Wo sind sie, fragte jede Faser meines Körpers, und während ich hinstarrte, gaben die Büsche unerwartet einen schmalen Durchblick auf den Fluß frei – einen Augenblick lang war ich nicht sicher, ob es Wasser war oder nur wieder grüne Blätter, was ich da sah.
Dann erblickte ich das Kanu von Lewis. Er und Drew hatten die Paddel eingezogen, und jetzt drehten sie ab und waren meinem Blick wieder entzogen. Der Weißhaarige machte sich weiter an Bobby zu schaffen. Hin und wieder suchte er mit seinen Knien festeren Halt am Boden zu finden. Schließlich hob er den Kopf, als wolle er mit aller Kraft in das Blattwerk und in den Himmel schreien, und ein Zittern durchlief seinen stummen Körper. Der Mann mit dem Gewehr beobachtete ihn mit einer seltsamen Mischung aus Beifall und Anteilnahme.
Der Stoppelbärtige rutschte zurück, löste sich aus Bobby. Der stehende Mann trat einen Schritt zurück und nahm das Gewehr von Bobbys Schläfe.
Bobby ließ den Baumstamm los, fiel auf die Seite und legte beide Arme über das Gesicht.
Ich seufzte auf. Ich bekam wieder ein wenig mehr Luft. Die beiden wandten sich mir zu. Ich reckte mich auf, so gut es ging, und wartete. Ich war ihnen ausgeliefert. Ich fühlte mein Messer, das dicht neben
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