Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flusskrebse: Roman (German Edition)

Flusskrebse: Roman (German Edition)

Titel: Flusskrebse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Auer
Vom Netzwerk:
Die Taschenlampen und Batterien müssten wir kaufen, sagte er, weil wir die Batterien verbrauchten. Hacken und Meissel und Hämmer würden wir jeden Tag bekommen. Dann schickte er uns zu der Grube. Wir sollten uns dort dem Trupp anschließen, der schon dort arbeitete. Die Arbeiter sagten, dass wir alle auf gemeinsame Rechnung arbeiten würden, aber heute würden sie uns keinen Anteil geben, weil sie uns erst alles zeigen mussten. Sie hatten alle einen Fetzen um den Kopf gebunden, in den sie seitlich die Taschenlampe hineinsteckten. Wir machten es auch so. Dann kletterten wir in den Schacht hinunter. Es war eine Grube von nicht einmal einem Meter Durchmesser und fünf Meter tief. Unten hatten sie nach drei Richtungen Seitenschächte gegraben. Sie zeigten uns, wie die schwarzen Erzkristalle aussahen. ‚Versucht nicht, welche zu stehlen!’ sagten sie, ‚Die Wächter nehmen sie euch ab.’
    Wir mussten mit Meissel und Hammer die großen Steinbrocken losschlagen und dann in einem Sack die Leiter hochtragen. Oben wuschen andere Arbeiter die Erzkörner aus dem Gestein, erst in einem großen Trog und dann in Schüsseln. Meine Hände waren die Arbeit mit dem Vorschlaghammer nicht gewöhnt. Nach ein paar Stunden konnte ich den Hammer nicht mehr halten, weil meine Hand blutete. Ich musste mein T-Shirt um die Hand wickeln um weiterarbeiten zu können. Es dauerte Wochen, bis meine Hände hart wurden. Aber es dauerte nur ein paar Tage, bis wir merkten, dass das Geldverdienen nicht so einfach war, wie wir geglaubt hatten. Wir Arbeiter bekamen 6 Dollar pro Kilo. Jeden Abend brachten wir das Erz zur Waage und der Manager wog es ab. Dann zahlte er uns aus und wir teilten das Geld untereinander. Oft kamen wir nur auf 2 Dollar am Tag. Dann wurden wir von den Wächtern gefilzt. Die Wächter fanden immer etwas, denn wenn ein Arbeiter einen guten Kristall fand, dann versuchte er ihn hinauszuschmuggeln. Die Wächter bekamen keinen Lohn, sie verkauften das Erz, das sie bei den Arbeitern fanden an die Händler im Ort. Die Arbeiter verkauften das, was sie hinausschaffen konnten, auch an die Händler. Die zahlten je nach Tantalgehalt 12 bis 15 Dollar, aber sie betrogen und schätzten den Gehalt immer zu niedrig. Der Boss brachte das Erz mit dem Pickup nach Goma, denn dort wurden 30 Dollar gezahlt.
    Wir hörten, dass man ein Stück Land von 1 mal 6 Meter um 500 Dollar bekommen konnte. Wir überlegten, wie wir 500 oder 1000 Dollar zusammenbekommen könnten, um eine eigene Mine aufzumachen. Wenn wir einen Glückstag hatten, wo wir 10 Dollar ausbezahlt bekamen, dann dachten wir: ‚Wenn wir ein paar solche Glückstage haben, dann können wir das Geld sparen.’ Auch wenn wir 3 Dollar hatten, dachten wir, wir könnten einen Dollar sparen. Aber solche Tage waren zu selten. Und alles war teuer. Lebensmittel kosteten mehr als in Goma. Ein Sack Kartoffeln kostete 11 Dollar. In Goma hätte er nur 9 Dollar gekostet. Die Händler kauften Bohnen in der Stadt und brachten sie hierher aufs Land, denn hier wurde nichts mehr angebaut. Einen Dollar pro Woche zahlten wir dafür, dass wir in einer Lehmhütte auf dem Boden schlafen durften, zusammen mit zwanzig anderen Arbeitern. Wir mussten die Batterien für die Taschenlampen kaufen und wenn ein Hammerstiel oder eine Hacke kaputtging, mussten wir das ersetzen. Gelegentlich kauften wir uns auch ein Bier. Es löste die Spannung in den Knochen nach einem harten Arbeitstag.
    Einmal hatten wir einen guten Tag und bekamen jeder 9 Dollar. Meine Cousins nahmen mich mit in einen Club, wo gespielt wurde. Sie sagten, wir würden unser Kapital vermehren. Ich wollte nicht spielen und sah nur zu, aber als sie ihr Geld verspielt hatten, verlangten sie, ich sollte ihnen Geld geben, damit sie es wieder hereinbringen konnten. Ich wollte nicht, aber sie sagten, sie hätten für unser gemeinsames Kapital gespielt, also gab ich es ihnen. Natürlich verloren sie alles. Unsere Ersparnisse von fast einem ganzen Jahr. Wir versprachen einander, nie wieder zu spielen, und fingen von vorn an zu sparen.
    Es war schwierig zu sparen. Da war das Bier und das Kartenspiel und da waren die Mädchen. Es trieben sich Mädchen herum in den Lagern, junge und hübsche Mädchen. Man konnte sich leicht verlieben. Aber sie wollten Geschenke. Wenn man mit einer redete, sagte sie nach ein paar Minuten: ‚Komm, gehen wir ein Bier trinken!’ Manche waren jünger als wir, 14 Jahre, 13 Jahre. Aber die älteren Arbeiter sagten zu uns: ‚Passt auf, die sind

Weitere Kostenlose Bücher