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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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genau, wie viele Männer den Wagen verlassen hatten, aber sie würden Benedikt kaum unbewacht zurückgelassen haben. Was sollte sie tun, wenn sie auf einen – oder gar mehrere – Söldner traf, die bei ihrem Gefangenen im Wagen zurückgeblieben waren? Ihn höflich bitten, auszusteigen und ihr die Schlüssel auszuhändigen? O ja, sie war ganz sicher, dass er genau das tun würde – nachdem er ihr eine Kugel durch den Kopf gejagt hatte, versteht sich.
    Sie ging trotzdem weiter, duckte sich noch tiefer und umkreiste den Wagen einmal, um sich ihm von der Beifahrerseite her zu nähern. Noch einmal: Was tat sie hier? Aus dem Wagen war nicht das mindeste Geräusch zu hören und der Regen verschluckte sogar das Brummen des im Leerlauf tuckernden Dieselmotors. Fünf oder sechs Meter hinter ihr irrten die Scheinwerferstrahlen der Söldner durch die Dunkelheit und sie hörte aufgeregte Stimmen und Laute, die verrieten, dass die Männer offenbar versuchten, irgendwie an ihre eingeklemmten Kameraden heranzukommen. Vielleicht hatte sie ja Glück und sie waren tatsächlich alle ausgestiegen, nachdem sie Benedikt gründlich gefesselt hatten.
    Aber natürlich hatte sie das nicht.
    Nicht etwa aus freiem Willen – falls sie so etwas je gehabt hatte, dann war er ihr irgendwo auf halbem Weg zwischen der Stadt und hier verloren gegangen –, aber dennoch sehr schnell richtete sie sich auf, riss die Tür auf und blickte in ein rundliches, negroid geschnittenes Gesicht mit fast ebenholzschwarzer Haut, dessen Besitzer im ersten Moment mindestens genau so überrascht war wie sie.
    Allerdings überwand er seine Verblüffung sehr viel schneller.
    Ihre Einschätzung war durchaus realistisch gewesen. Die Söldner hatten nicht nur einen, sondern gleich zwei Bewacher bei Benedikt zurückgelassen. Der Schwarze hockte mit halb angezogenen Knien und in fast komisch verdrehter Haltung auf dem Beifahrersitz und zielte mit einer Pistole auf seinen ehemaligen Kameraden, und ein zweiter Söldner saß unmittelbar neben Benedikt und presste die Mündung einer Waffe gegen seine Schläfe. Auf der anderen Seite saß ein dritter, augenscheinlich bewusstloser Söldner, dessen Schulter dick und alles andere als fachkundig verbunden war; der Mann, den Benedikt mit dem Schraubenzieher verletzt hatte.
    »Was …?«, begann der Farbige. Er war vollkommen verblüfft, aber dennoch nicht so sehr, dass er nicht im gleichen Sekundenbruchteil versuchte, sich auf dem Sitz herumzudrehen und die Waffe in Rachels Richtung zu schwenken.
    Rachel selbst war vielleicht am meisten überrascht von ihrer eigenen Reaktion. Sie war nie eine Kämpferin gewesen. Die Ohrfeige, die sie Frank damals am Baggersee versetzt hatte, war tatsächlich der einzige Schlag gewesen, den sie in ihrem ganzen Leben einem anderen versetzt hatte. Sie mochte nicht einmal Actionfilme im Fernsehen und Gewalt war ihr zutiefst zuwider. Jetzt reagierte sie, als hätte sie die gleiche Nahkampfausbildung hinter sich, die offensichtlich auch Benedikt genossen hatte: Der Schwarze bewegte sich fantastisch schnell, aber er wurde durch die unglückliche Haltung behindert, in der er sich auf den Sitz gehockt hatte, um Benedikt in Schach zu halten, und Rachel hatte trotz allem noch immer den Vorteil der Überraschung auf ihrer Seite: Noch während er die Pistole herumschwenkte, um sie auf ihr Gesicht zu richten (und zweifellos abzudrücken), wich sie einen halben Schritt zurück, ergriff das Handgelenk des Farbigen und zerrte mit aller Kraft daran.
    Sie spürte sofort, dass sie dem Mann nicht gewachsen war. Obwohl kaum größer als sie, war er ihr an Körperkraft um so vieles überlegen, dass ein Angriff auf ihn schlichtweg lächerlich war. Aber sie konnte etwas anderes tun.
    Statt zu versuchen, ihm die Waffe zu entreißen, zerrte Rachel weiter an seinem Handgelenk und verlieh seiner Bewegung auf diese Weise noch mehr Schwung, und seine eigene, komplizierte Haltung wurde dem Afrikaner endgültig zum Verhängnis. Die Pistole schwenkte deutlich schneller herum als beabsichtigt und er verlor auf dem Sitz die Balance und kippte ungeschickt zur Seite. Rachel riss noch einmal und mit noch größerer Kraft an seinem Arm, steppte einen weiteren halben Schritt zurück und warf die Tür mit aller Gewalt zu. Der Mann brüllte vor Schmerz und Wut und ließ die Waffe fallen, als die Wagentür sein Handgelenk traf (und vermutlich brach, wie Rachel mit einem in diesem Moment reichlich unangebrachten Gefühl von schlechtem Gewissen

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