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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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blieb gehorsam zurück, beobachtete aber aus einem Dutzend Schritten Entfernung und mit klopfendem Herzen, was weiter geschah.
    Obwohl das, was er tat, ihr im Grunde zutiefst zuwider war, konnte sie nicht anders, als Benedikts Geschick und Kaltblütigkeit zu bewundern – auch wenn das prompt schon wieder neue Schuldgefühle in ihr wachrief. Es ging sehr schnell und so unauffällig, dass es Rachel schon beinahe absurd vorkam: Sie beobachtete ein Raubtier, das sich nicht nur inmitten einer Herde an sein Opfer anschlich, sondern es auch schlug, ohne dass irgendeines der anderen Tiere auch nur Notiz von dem Drama nahm, das sich praktisch unter ihren Augen abspielte.
    Benedikt schlenderte ohne sichtbare Eile auf das junge Paar zu, auf das er sie gerade aufmerksam gemacht hatte. Die beiden waren tatsächlich etwa in ihrem Alter, und wenn man den Begriff sehr großzügig auslegte, bestand sogar eine gewisse Ähnlichkeit. Die beiden waren ein wenig älter als sie – nicht viel – und der Mann hatte ungefähr Benedikts Größe, aber weder seine breiten Schultern noch seine Ausstrahlung, während seine Partnerin zwar keinerlei Ähnlichkeit mit Rachel aufwies, aber mindestens ebenso schrill gekleidet war wie sie im Moment, und eindeutig noch geschmackloser.
    Benedikt bewegte sich wie durch Zufall direkt hinter den jungen Mann und wartete, bis seine Begleiterin in eine andere Richtung sah. Rachel konnte nicht erkennen, was er tat, aber durch den Körper des Dunkelhaarigen ging plötzlich ein deutlicher Ruck, und sein Gesicht verlor auch noch den letzten Rest Farbe. Nur einen Augenblick später drehte er sich herum und ging mit steifen Schritten auf die Toilette zu, die sich auf der anderen Seite des Ganges befand. Benedikt folgte ihm. Rachel nahm an, dass er die Mündung einer Pistole oder irgendeinen anderen harten Gegenstand in seine Rippen drückte, aber er stellte sich dabei so geschickt an, dass nicht einmal sie etwas Verdächtiges sah, obwohl sie wusste, worauf sie zu achten hatte.
    Rachel erinnerte sich jäh daran, dass sie nicht nur als unbeteiligte Beobachterin hier war, sondern eine Rolle in diesem Kriminalstück übernommen hatte, ob nun freiwillig oder nicht. Unauffällig die wasserstoffblond gefärbte Partnerin des Entführungsopfers im Auge behaltend, folgte sie Benedikt und seinem neu gewonnenen Freund, wobei sie versuchte, die beiden vor allzu neugierigen Blicken abzuschirmen. Sie hatte keine Ahnung, ob sie sich dabei nun besonders geschickt oder ganz außergewöhnlich ungeschickt anstellte – sie vermutete allerdings letzteres; Kidnapping hatte auch nicht gerade zu ihren Lieblingsfächern gehört –, aber sie erreichte die Toiletten ein paar Sekunden nach den beiden, ohne dass irgendjemand Zeter und Mordio zu schreien begann oder gleich die Kavallerie anrückte. Langsam drehte sie sich herum und ließ ihren Blick durch den überfüllten Gang schweifen.
    Der Anblick war chaotisch, aber nichts hatte sich wirklich verändert. Die Schlange vor dem Metalldetektor war deutlich länger geworden, rückte dafür aber jetzt langsamer vor, und die Wasserstoffblonde sah sich mit jenen kleinen, immer hektischer werdenden Bewegungen um, hinter denen sich normalerweise mühsam zurückgehaltene Panik verbarg.
    Rachel begann sich mit einem Gefühl sonderbar emotionslosen Entsetzens zu fragen, was sie hier eigentlich tat.
    Die Antwort war ebenso einfach wie erschreckend: Sie half mit, ein Kapitalverbrechen vorzubereiten. Sie wusste immer noch nicht ganz genau, was Benedikt mit dem Dunkelhaarigen tat, aber sie hoffte inständig, dass es dabei nur um Kidnapping, Freiheitsberaubung und leichte Körperverletzung ging.
    Das war so vollkommen absurd, dass sie Mühe hatte, nicht laut aufzulachen. Vor weniger als vierundzwanzig Stunden noch hatte sie ein ganz normales, langweiliges Leben geführt. Danach war sie von Terroristen gejagt worden, hatte mitgeholfen, einen Polizeihubschrauber samt Besatzung zu entführen und einem gesuchten Kriminellen zur Flucht zu verhelfen. Zwischendurch hatte man sie zur potenziellen Retterin der gesamten Menschheit erkoren und jetzt machte sie ihre ersten Gehversuche auf dem Weg zur Hobby-Kidnapperin. Eine fantastische Karriere. Sie war richtig gespannt, was wohl als Nächstes kam. Vielleicht ein kleiner Drogendeal oder wie wäre es mit Brandstiftung?
    All diese Überlegungen hinderten sie nicht daran, die Blonde genau im Auge zu behalten und in Gedanken die verstreichenden Sekunden zu zählen. Die

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