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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zwei Minuten, von denen Benedikt gesprochen hatte, waren noch nicht einmal zur Hälfte vergangen, aber auf dem Gesicht der jungen Frau machte sich ein immer deutlicherer Ausdruck von Panik breit. Sie begann zumindest zu ahnen, dass sie plötzlich allein war, ohne ihren Begleiter an einem fremden Ort, möglicherweise sogar in einem fremden Land. Sie konnte nicht mehr warten. Wenn die junge Frau in Panik geriet, würde sie möglicherweise etwas Dummes tun, auf jeden Fall aber etwas sehr Auffälliges, und wie immer Benedikts Plan auch aussehen mochte – aufzufallen gehörte ganz bestimmt nicht dazu.
    Rachel überlegte fieberhaft, was sie tun konnte. Sie hatte nicht die Spur einer Idee, aber sie löste sich trotzdem von ihrem Platz und ging mit schnellen Schritten auf die blond gefärbte junge Frau zu. Sie würde eben improvisieren müssen. Wahrscheinlich würde sie ohnehin mehr als die verbleibenden sechzig Sekunden brauchen, um die junge Frau zum Mitkommen zu bewegen, falls es ihr überhaupt gelang.
    Sie ging auf ihr potenzielles Opfer zu und nahm Blickkontakt mit ihr auf, noch bevor sie sie erreichte. Sie machte es ihr sogar leicht: Als Rachel mit Schritten auf sie zuging, die deutlich mehr Selbstvertrauen ausstrahlten, als sie in Wahrheit empfand, trat sie ihr ihrerseits einen Schritt entgegen und fragte: »Ja, bitte?«
    Rachel atmete nicht nur innerlich auf, sondern gestand sich auch ein, dass sie nicht die geringste Ahnung gehabt hätte, wie sie das Gespräch hätte beginnen sollen. »Sie sprechen deutsch«, sagte sie. »Gut.«
    »Was ist denn los?«, fragte die Blonde. Sie klang nervös; vielleicht war ihr auf einer unbewussten Ebene bereits klar, dass das Auftauchen der unbekannten jungen Frau nicht nur mit dem plötzlichen Verschwinden ihres Begleiters zu tun hatte, sondern auch schlechte Neuigkeiten bedeutete.
    »Sie … Sie waren doch mit dem jungen Mann zusammen, der gerade auf die Toilette gegangen ist?«, begann Rachel. »Ein Großer, Dunkelhaariger mit einer schwarzen Lederjacke?«
    »Auf die Toilette?« Verständnislosigkeit, in die sich nach einem Sekundenbruchteil aufs Neue Panik mischte, erschien in den Augen der jungen Frau. »Was ist passiert?«
    »Ihm ist übel geworden«, antwortete Rachel. »Mein Freund ist bei ihm. Machen Sie sich keine Sorgen. Es scheint nicht so schlimm zu sein. Aber er hat mich gebeten, Sie zu holen.«
    Es gab kaum eine sicherere Methode, jemanden in einen Zustand akuter Sorge zu versetzen, als ihm zu versichern, dass er sich keine Sorgen zu machen brauche. Ohne Rachel auch nur noch eines weiteren Blickes zu würdigen, stürmte sie los und rannte auf die Toilettentür zu. Rachel hatte alle Mühe, überhaupt mitzuhalten.
    Hintereinander rannten sie in die Toilette. Die junge Frau wandte sich instinktiv nach links, zur Damentoilette hin, erinnerte sich dann offenbar im letzten Moment daran, was Rachel ihr erzählt hatte, fuhr mitten in der Bewegung herum und wandte sich in die entgegengesetzte Richtung. Rachel sah gerade noch, wie sie durch die Tür lief, dann hörte sie einen dumpfen, sonderbar weichen Schlag und etwas wie ein Seufzen. Als sie selbst durch die Verbindungstür stürmte, kam sie gerade zurecht, um zu sehen, wie die junge Frau zusammenbrach und Benedikt sie auffing.
    »Um Gottes willen, was – ?«
    »Pass an der Tür auf!«, unterbrach sie Benedikt. »Eine Minute!« Ohne sichtbare Mühe hob er die bewusstlose junge Frau hoch und trug sie in eine der offen stehenden Kabinen, warf die Tür hinter sich zu und verriegelte sie.
    Rachel war viel zu schockiert, um irgendetwas anderes zu tun als dazustehen und die geschlossene Tür anzustarren. Wäre in diesem Moment jemand hereingekommen, hätte sie ganz bestimmt nichts unternehmen können, um ihn aufzuhalten. Was auch?
    Aber sie hatten Glück. Niemand kam herein. Sie hörte eine Folge rascher, hektischer Geräusche – das charakteristische Sirren eines Reißverschlusses, das Rascheln von Stoff und wieder etwas wie ein Seufzen – dann erschienen Benedikts Hände an der Oberkante der Tür. Mit einer einzigen, fließenden Bewegung schwang er sich hinüber und kam katzengleich auf der anderen Seite wieder auf dem Boden auf. Er trug jetzt die schwarze Lederjacke, die der Dunkelhaarige vorhin angehabt hatte, aber wenigstens klebte kein frisches Blut an seinen Fingern.
    »Gut gemacht«, sagte er, nachdem er sich mit einem raschen Blick davon überzeugt hatte, dass sie allein waren. Nur eine weitere der insgesamt acht

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