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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Augenbrauen hoch und nickte dann anerkennend.
    »Perfekt«, lobte er. »Vielleicht ein bisschen zu perfekt. Am Ende erkennt dich niemand wieder.«
    »Was soll das jetzt wieder heißen?«, fragte Rachel verwirrt.
    »Ich brauche deine Kreditkarte«, sagte Benedikt, statt ihre Frage zu beantworten.
    »Wozu?«
    »Um zwei Tickets zu kaufen. Buenos Aires. Erster Klasse – die billigeren Tickets waren leider schon alle weg. Ich hoffe, dein Kreditrahmen reicht dafür. Ich war selbst erstaunt, was Erste-Klasse-Flüge kosten.«
    »Buenos Aires?«, wiederholte Rachel. »Was soll das heißen?«
    »Ich habe Freunde dort«, antwortete Benedikt. »Sie werden uns verstecken. Keine Angst. Wir können ihnen vertrauen.«
    »Buenos Aires?«, fragte Rachel zum dritten Mal. Sie verstand rein gar nichts mehr. »Hast du den Verstand verloren? Wir können nicht nach Südamerika fliegen! Wir haben nicht einmal Pässe! Wie willst du durch die Kontrolle kommen, geschweige denn an Bord?«
    »Lass das meine Sorge sein«, antwortete Benedikt. »Und jetzt komm, wir müssen die Tickets kaufen, bevor sie uns jemand wegschnappt. Es gibt nur noch diese zwei. Südamerika ist plötzlich ein beliebtes Reiseziel geworden.«
    Rachel resignierte. Benedikt hatte entweder komplett den Verstand verloren oder einen Plan ausgeheckt, der sie wirklich überraschen würde. Sie deutete ein Achselzucken an und folgte ihm, als er sich umwandte und ziemlich rücksichtslos einen Weg durch das Gedränge zu bahnen begann.
    Am Schalter einer südamerikanischen Fluggesellschaft, deren Namen sie noch nie zuvor gehört hatte, blieben sie stehen und Benedikt erstand zwei Tickets nach Buenos Aires. Er hatte nicht übertrieben: Rachel konnte ein erschrockenes Zusammenzucken nicht ganz unterdrücken, als sie den Preis hörte, und sie war nicht ganz sicher, ob ihre Kreditkarte akzeptiert werden oder das Lesegerät sie vielleicht gleich zu einem unansehnlichen Klumpen Plastik zusammenschmelzen würde. Aber die Transaktion verlief reibungslos. Rachel bekam ihre Karte zurück und Benedikt klaubte die Tickets von der Theke und steuerte zielsicher den Ausgang an, den man ihnen genannt hatte.
    »Und jetzt?«, fragte Rachel.
    »Jetzt suchen wir uns ein nettes Ehepaar in unserem Alter, das nach Buenos Aires fliegt und schon am Schalter eingecheckt hat«, antwortete Benedikt. »Keine Sorge. So viele First-Class-Tickets gibt es nicht und sie gehen alle durch den VIP-Eingang. Ich habe schon jemanden im Auge. Während du shoppen warst, habe ich mich ein wenig umgesehen.«
    »Aha«, sagte Rachel. »Entschuldige, dass ich gefragt habe. Ich dachte nur, ich könnte verstehen, was du vorhast.«
    »Das ist Männersache«, grinste Benedikt. Aber er wurde auch übergangslos wieder ernst. »Wir müssen uns beeilen. Die Maschine nach Fiumicino geht in fünfzig Minuten. Der Check-in beginnt in einer halben Stunde.«
    Rachel blieb stehen. »Bitte!«
    »Du verstehst nicht, was ich vorhabe«, sagte Benedikt. »Das hatte ich gehofft.«
    »Damit ich den Macho-Test verliere? Keine Angst – ich gebe es dir gerne schriftlich, dass Männer intelligentere Wesen sind als Frauen. Oder es wenigstens glauben.«
    »Ich habe es gehofft, weil ich dich für mindestens so intelligent halte wie unsere Verfolger«, antwortete Benedikt ernst. »Wenn du es auf Anhieb durchschaust, dann tun sie es wahrscheinlich auch.«
    »Keine Sorge«, antwortete Rachel. »Mir ist tatsächlich noch nicht ganz klar, wie wir nach Rom kommen sollen – mit zwei vollkommen nutzlosen Tickets nach Buenos Aires.« Sie hob abermals die Schultern und fügte mit einem schiefen Grinsen hinzu: »Die mich übrigens an den Rand des Ruins getrieben haben. Vielleicht auch ein Stück darüber hinaus. Bei meiner Bank schrillen jetzt vermutlich alle Alarmsirenen.«
    »In ein paar Tagen wird es vielleicht keine Banken mehr geben«, sagte Benedikt.
    »Das meine ich nicht«, antwortete Rachel. »Kreditkartenabrechnungen sind eine hervorragende Spur. Wenn Naubach oder De Ville mein Konto überwachen, dann wissen sie in spätestens einer Stunde, wo wir sind.«
    »Ich weiß«, sagte Benedikt gelassen. »Aber bis dahin sind wir nicht mehr hier. Mit ein bisschen Glück. Warte hier.«
    Er ging, bevor Rachel noch eine weitere Frage stellen konnte. Rachel blieb einen Moment lang völlig verstört stehen, aber dann beeilte sie sich, ihm zu folgen. Wenn sie sich in dem hier herrschenden Gedränge auch nur für eine Sekunde aus den Augen verloren, hatten sie praktisch

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