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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der Stelle herum und hätte nun um ein Haar wirklich aufgeschrien. Unter der Tür zum Schlafzimmer stand niemand anderer als De Ville, auch wenn sie ihn im ersten Moment kaum wieder erkannte: Statt Mantel, Anzug und maßgeschneiderter Schuhe trug er nun einen einteiligen Overall und grobe Stiefel. An seiner Hüfte hing eine großkalibrige Pistole in einem ledernen Holster.
    »Sie …?«
    »Sie hätten uns allen eine Menge Mühe ersparen können, wenn Sie gleich vernünftig gewesen wären«, sagte De Ville. Er hob die Hand. »Bevor Sie etwas tun, das wir alle hinterher noch mehr bedauern, hören Sie mir zu. Nur eine Minute, ich bitte Sie!«
    Rachel starrte ihn an. Sie sagte nichts, aber De Ville schien ihr Schweigen als Zustimmung zu deuten, denn er fuhr fort: »Ich nehme an, dass Benedikt irgendwo dort draußen ist und auf ein Zeichen von Ihnen wartet.«
    »Benedikt?«, fragte Rachel lahm. »Wer soll das sein?«
    »Wir wissen mittlerweile mehr über ihn«, fuhr De Ville unbeeindruckt fort. »Ich weiß, dass er sich von seinem Vater und dessen Organisation losgesagt hat und sie jetzt auch hinter ihm her sind.«
    »Dann wissen Sie vermutlich auch, warum sie uns jagen.«
    De Ville nickte. »Unterschätzen Sie diese Leute nicht«, sagte er. »Ihre Gründe mögen uns völlig lächerlich erscheinen, aber sie meinen es todernst. Und sie sind gefährlich.«
    »Wer sagt, dass ich sie unterschätze?«, antwortete Rachel. Sie fand nur mühsam ihre Fassung wieder, aber das erste, halbwegs klare Gefühl, das sie spürte, war Zorn. Sie fühlte sich hintergangen, von De Ville, von Frank, von der ganzen Welt und dem Schicksal, aber vor allem von De Ville. »So wenig wie Sie, De Ville. Wo ist der Rest Ihrer Armee?«
    »Ich bin allein«, behauptete De Ville.
    »Aber selbstverständlich«, höhnte Rachel. »Ich nehme an, Sie sind mit dem Fallschirm abgesprungen, wie?«
    Mit zwei schnellen Schritten war sie neben De Ville und sah sich in dem Zimmer hinter ihm um. Es maß weniger als drei auf zwei Meter und war bis auf Uschis schmales Bett und einen wuchtigen Schrank vollkommen leer.
    »Wollen Sie im Schrank nachsehen?«, fragte De Ville spöttisch. »Oder unter dem Bett? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass niemand hier ist. Frank und ich sind allein gekommen.«
    Für einen Moment drohte ihre Wut mit ihr durchzugehen und vielleicht wäre sie tatsächlich explodiert, wäre ihr nicht zugleich auch klar geworden, dass es in Wirklichkeit nur ein Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit gewesen war. Mühsam beherrscht trat sie wieder zurück und drehte sich zu Frank und Uschi herum. Beide musterten sie auf vollkommen unterschiedliche Art. Was sie in Franks Augen las, war genau das, was sie erwartete: eine Mischung aus hämischem Triumph und Dummheit, während Uschi … ja, wie eigentlich aussah? Zornig? Bestürzt? Sie wusste es nicht. Aber der Ausdruck in ihren Augen beunruhigte sie.
    »Es tut mir Leid«, sagte sie, direkt an Uschi gewandt. »Ich wollte dich da nicht mit hineinziehen.«
    »Das hast du aber«, antwortete Uschi. Selbstverständlich war das die Wahrheit, aber es war ganz und gar nicht das, was sie hatte hören wollen. Rachel verspürte einen dünnen, aber tief gehenden Stich in der Brust, und wie um es noch schlimmer zu machen, fuhr Uschi fort: »Du hättest einfach gar nichts zu tun brauchen, weißt du? Diese Verrückten hätten mich hier niemals gefunden.«
    »Ich habe Sie auch gefunden«, gab De Ville zu bedenken.
    Zum ersten Mal erwachte Uschi aus der fast unnatürlichen Starre, in der sie dagesessen hatte, und fuhr mit einer zornigen Bewegung zu Frank herum. »Ja!«, zischte sie. »Wegen dieses Vollidioten hier!«
    Frank grinste anzüglich und De Ville sagte: »Bitte unterschätzen Sie Darkov und seine Leute nicht. Der Mann mag ein skrupelloser Verbrecher sein und möglicherweise sogar ein gefährlicher Irrer, aber er ist auch hochintelligent. Alles, was mir einfällt, kann ihm auch einfallen. Es würde mich nicht wundern, wenn er demnächst hier auftaucht.«
    »Das ist er schon«, sagte Rachel. Sie berichtete mit wenigen präzisen Worten von den beiden Männern, die sie gesehen hatten, und dem Toten im Wald. Die Episode am Wasserfall ließ sie weg, aber das Gehörte schien De Ville auch so schon genug zu beunruhigen.
    »Das habe ich befürchtet«, murmelte er. »Ein Grund mehr, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. Gehen Sie hinaus und rufen Sie Benedikt. Und sorgen Sie dafür, dass er vernünftig ist.«
    Rachel

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