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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihre Wirkung. Benedikt sah sie einen Moment lang zweifelnd und sehr aufmerksam an, doch dann nickte er.
    »Seltsame Freunde hast du«, sagte er. »Ich glaube, deine Feinde möchte ich lieber nicht kennen lernen.«
    Rachel sparte sich den dummen Spruch, der ihr auf der Zunge lag: dass sie keine Feinde brauchte, so lange sie mit ihm zusammen war. Stattdessen deutete sie zur Hütte hinauf, die sich so schwarz und kantig-abweisend wie die verwunschene Burg des bösen Zauberers im Märchen über ihnen gegen den Himmel abzeichnete. Obwohl sie kaum noch fünfzig Schritte entfernt waren, war sie nur als tiefenloser Schatten auszumachen, in dem kein einziges Licht brannte. Uschi musste die Läden vorgelegt haben oder sie war früh schlafen gegangen, was sie oft tat. Mit ihrem Auszug aus der modernen menschlichen Gesellschaft hatte sie auch sämtliche Uhren weggeworfen und lebte nur nach ihrem biologischen Chronometer, was manchmal zu erstaunlichen Abweichungen führte.
    An die dritte Möglichkeit, nämlich dass sie gar nicht zu Hause war und sie vergebens hierher gekommen waren, mochte Rachel im Moment lieber nicht denken.
    »Neben dem Haus ist ein kleiner Schuppen«, sagte sie. »Warte da drinnen. Ich brauche zehn Minuten.«
    »Fünf«, antwortete Benedikt in einem Ton, der keinerlei Widerspruch duldete.
    »Aber –«
    »Die beiden Männer dort unten waren bestimmt nicht allein«, fiel ihr Benedikt ins Wort. »Wir haben nicht viel Zeit. Also beeil dich. Ich sehe mich inzwischen ein wenig in der Gegend um.«
    Rachel widersprach nicht mehr, sondern ging so schnell weiter, wie es auf dem schlüpfrigen Untergrund gerade noch möglich war, ohne einen zu lächerlichen Anblick zu bieten. Wenn Benedikt diesen bestimmten Ton anschlug, war Widerspruch vollkommen sinnlos.
    Außerdem hatte er Recht.
    Sie erreichte das Haus, blieb noch einmal stehen und zögerte eine allerletzte Sekunde, in der sie sich vergeblich fragte, was zum Teufel sie eigentlich sagen sollte, wenn Uschi sie überrascht ansah und sie fragte, wieso sie nach so kurzer Zeit schon wieder hier war. Dass sie in Gesellschaft eines europaweit gesuchten Terroristen gekommen war, um sie abzuholen, damit sie gemeinsam den Weltuntergang verhindern konnten, und dass dieser Terrorist – der in Wahrheit gar kein Terrorist war, sondern ein von Gott persönlich gesandter Bote (und ganz nebenbei ihr Zwillingsbruder, von dessen Existenz sie bis heute Morgen nicht einmal gewusst hatte) – seinerseits von noch schlimmeren (und in diesem Fall echten) Terroristen gejagt wurde, die nur aus dem einzigen Grund bisher noch keine Atombombe auf sie geworfen hatten, weil sie keine besaßen? Ja, so könnte es funktionieren. Prima Idee.
    Die Tür bestand aus massiven Bohlen, wie das gesamte Haus. Mit irgendetwas deutlich Kleinerem als einer Abrissbirne daran zu klopfen war ohnehin sinnlos, also sparte sie es sich gleich und drückte die Klinke herunter.
    Das Haus, das vor mehr als hundert Jahren als Berghütte auf halbem Weg zum Gipfel errichtet worden war, bestand nur aus zwei Räumen, in dessen ersten, deutlich größeren sie nun eintrat. Im Kamin brannte ein halbhohes Feuer, das nicht nur mildes rötliches Licht und weiche Schatten in den Raum warf, sondern auch wohltuende Wärme verbreitete. Die Einrichtung bestand aus schweren und größtenteils über hundert Jahre alten Bauernmöbeln und beschränkte sich auf einen zweitürigen Schrank, eine Truhe von der Größe eines Kleinwagens und einen Tisch samt einem halben Dutzend dazugehöriger Stühle. Auf einem dieser Stühle saß Uschi und blickte ihr ohne das geringste Zeichen von Überraschung entgegen. Auf dem zweiten saß die Person, die Rachel hier und jetzt am allerwenigsten zu sehen erwartet hatte.
    »Siehst du?«, sagte Frank. »Ich habe dir doch gesagt, dass sie kommt.«
    Rachel war so perplex, dass sie wie gelähmt unter der offenen Tür stehen blieb und Frank und Uschi abwechselnd aus ungläubig aufgerissenen Augen anstarrte. Sie begriff nicht, was sie sah. Was geschehen war. Sie konnte nicht mehr denken.
    Ein plötzlicher Windstoß warf die Tür hinter ihr mit solcher Wucht zu, dass das gesamte Haus zu erbeben schien. Rachel machte einen erschrockenen Schritt weiter in den Raum hinein und blieb wieder stehen, aber die plötzliche Bewegung hatte den Bann gebrochen.
    »Frank?«, murmelte sie. »Was … was machst du denn hier? Wie kommst du hierher?«
    »Ich habe ihn hergebracht«, sagte eine Stimme links neben ihr.
    Rachel fuhr auf

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