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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, glauben Sie mir: Wir steigen jetzt alle zusammen in meinen Helikopter und verschwinden von hier, bevor Darkovs Männer eintreffen.«
    »Aber die sind doch schon da.«
    Die Tür flog auf und Benedikt kam zusammen mit einem Schwall aus eiskalter Luft und sprühendem Nieselregen herein. Er hielt die Pistole, die er dem Toten im Wald abgenommen hatte, in der ausgestreckten Rechten und zielte damit auf De Villes Gesicht. Seine Augen schienen zu brennen und er umklammerte die Pistole mit solcher Kraft, als wollte er sie zerbrechen. Sein ausgestreckter Arm zitterte und jeder einzelne Muskel in seinem Körper schien zum Zerreißen gespannt. Rachel konnte sich nicht erinnern, ihn jemals so erregt gesehen zu haben. Für einen Sekundenbruchteil war sie sicher, dass er im nächsten Moment abdrücken würde.
    »Benedikt, nicht!«, sagte sie rasch. »Es ist nicht so, wie du denkst!«
    Sie wollte sich aus einem reinen Reflex heraus zwischen Benedikt und De Ville stellen, aber Benedikt schob die Tür mit dem Fuß hinter sich zu, machte einen weiteren Schritt in den Raum hinein und fegte sie einfach zur Seite. Mit einem weiteren Schritt war er bei De Ville und setzte ihm die Pistolenmündung direkt auf die Stirn.
    »Du hättest nicht herkommen sollen.«
    »Bitte, Benedikt!«, flehte Rachel. »Es ist nicht so, wie du glaubst! Hör mir doch zu!«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, meine Liebe«, sagte De Ville. Sein Blick war fest auf Benedikts Augen gerichtet und Rachel las nicht einmal eine Spur von Furcht in seinem Gesicht. »Er wird nicht auf mich schießen.«
    »Nenn mir einen einzigen vernünftigen Grund, warum ich es nicht tun sollte!«, sagte Benedikt. Seine Stimme zitterte. »Nur einen!«
    »Benedikt, nicht!« Rachel schrie jetzt wirklich. »De Ville ist hier, um uns zu helfen!«
    »De Ville?« Benedikt lachte. »Das ist De Ville?« Er schüttelte den Kopf. »Das ist nicht De Ville.«
    »Nicht … De Ville?«, murmelte Rachel verständnislos. »Aber … aber wer soll es denn sonst sein?«
    Sie wusste die Antwort, noch bevor Benedikt sie aussprach. Tief in sich hatte sie es die ganze Zeit über gespürt.
    »Das ist Pjotr Darkov«, sagte Benedikt. »Mein Adoptivvater.«
    Für mindestens fünf Sekunden wurde es so still in der Hütte, dass man die berühmte Stecknadel hätte fallen hören können. Niemand bewegte sich, niemand sagte etwas, absolut nichts geschah, fast als wäre die Zeit in einem winzigen Moment erstarrt; wie eine CD, die festhing, sodass der Laser immer wieder denselben, stets gleich bleibenden Ton wiedergab, der sich nie änderte und trotzdem zu einer immer unerträglicher werdenden Dissonanz anschwoll.
    Dann erlosch der Zauber und alles geschah gleichzeitig. Rachel spürte, wie ihr Herz mit einem einzigen schweren Schlag wieder zu pochen begann, Uschi sprang mit einem überraschten Keuchen von ihrem Stuhl auf und machte einen halben Schritt in Benedikts und Darkovs Richtung, nur um sofort wieder zu erstarren, und Frank tat genau das, was Rachel instinktiv erwartet hatte, auch wenn sie nicht genau wusste, was es sein würde: das Dümmste, was er in der gegebenen Situation tun konnte. Er rannte mit drei weit ausgreifenden Schritten um den Tisch herum und versuchte Benedikt anzuspringen. In der nächsten Sekunde lag er am Boden, krümmte sich und rang würgend nach Luft. Rachel hatte nicht einmal gesehen, was Benedikt getan hatte, aber die Pistole hatte sich keinen Millimeter von De Villes (De Villes?) Stirn wegbewegt.
    »Das … das ist … nicht … nicht wahr«, murmelte Rachel. Ihre Gedanken kreisten wild um einen Punkt, den sie nicht fixieren konnte, und sie spürte, wie sie am ganzen Leib zu zittern begann. Sie wusste nicht, ob sie schreien oder hysterisch loslachen sollte. »Das … das kann nicht sein. Sag, dass das nicht wahr ist!«
    »Glauben Sie ihm ruhig, meine Liebe«, sagte Darkov lächelnd. Noch immer ohne Benedikts Blick loszulassen, hob er die linke Hand und berührte mit Zeige- und Mittelfinger den Pistolenlauf.
    »Du wirst dich jetzt entscheiden müssen, Benedikt«, sagte er. »Wenn du mich erschießen willst, dann tu es. Oder steck die Waffe ein und komm mit mir. Wir müssen gehen.«
    Benedikt rührte sich nicht. Er zitterte jetzt am ganzen Leib. Nur der Arm, mit dem er die Waffe hielt, war vollkommen ruhig.
    »Du hast mich benutzt«, murmelte er. »Ich habe dir vertraut. Ich habe dir geglaubt, aber für dich war ich die ganze Zeit über nur ein

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