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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der gewinnt, der besser argumentieren gelernt hat – nicht der, der Recht hat.«
    »Vielleicht gibt es ja keinen«, sagte Darkov.
    »Ja, vielleicht«, antwortete Torben. Das war nicht das, was er wirklich dachte, und nicht einmal das, was er wirklich hatte sagen wollen, das sah man ihm deutlich an – aber er war der Diskussion offensichtlich müde geworden; wahrscheinlich, weil sie zumindest einen Funken Wahrheit enthielt: Es war müßig, sie zu führen. Als er weitersprach, änderte er noch deutlicher das Thema und vor allem den Tenor: »Es ist vorbei, Pjotr. Möglicherweise haben Sie Recht und es gibt in dieser Geschichte keinen Gewinner und keinen Verlierer, aber die Weichen sind gestellt. Was jetzt geschieht, liegt nicht mehr in unserer Hand.«
    »Da wäre ich nicht so sicher«, sagte Darkov, schüttelte aber gleich den Kopf und hob entschuldigend die Hände, und Johannes Petrus verzichtete auf eine Antwort, sondern wandte sich mit einer fragenden Geste an einen der beiden Wachtposten neben der Tür.
    »Bitte fragen Sie nach, wo Hauptmann De Ville bleibt.«
    Der Mann wirkte deutlich erleichtert, den Raum verlassen zu können, und streckte die Hand nach dem Türgriff aus. Bevor er ihn jedoch herunterdrücken konnte, wurde die Tür von außen geöffnet und De Ville und ein zweiter Uniformierter stürmten herein. De Ville machte einen Schritt, mit dem er den unglücklichen Wachtposten um ein Haar über den Haufen gerannt hätte, blieb dann mitten in der Bewegung stehen und riss ungläubig die Augen auf, als er sah, wer vor ihm auf den Stühlen saß. Benedikt rührte sich nicht und machte nicht den Eindruck, als habe er sein Eintreten überhaupt bemerkt, aber Darkov drehte sich herum und maß De Ville mit einem Blick, der dessen Laune offenbar schlagartig noch schlechter werden ließ, denn sein Gesicht verfinsterte sich und er ballte die Fäuste.
    »Was machen die beiden hier?«, fragte er.
    »Sie sind auf meinen Wunsch hier, Hauptmann«, sagte Johannes Petrus. Er hob die Hände. »Ich weiß, was Sie sagen wollen. Es ist Ihre Aufgabe, über meine Sicherheit zu wachen, aber es war mein ausdrücklicher Wunsch, ihnen die Fesseln abzunehmen. Pjotr Darkov hat mir sein Wort gegeben.«
    Was immer das wert sein mag. De Ville sprach die Worte nicht aus, aber sie standen ihm überdeutlich ins Gesicht geschrieben. Geschlagene fünf Sekunden lang starrte er Darkov an, dann nickte er abgehackt und setzte seinen Weg mit ruckartigen Schritten fort. Der Mann, der mit ihm gekommen war, blieb unter der geöffneten Tür stehen und sah einfach nur hilflos aus.
    »Wo sind die anderen?«, fragte Uschi. »Tanja?«
    »Sie warten draußen«, antwortete De Ville. Er wandte sich direkt an Johannes Petrus. »Es war mir nicht möglich, einen anderen Helikopter aufzutreiben. Wir werden mit dem Wagen fahren müssen.«
    »Wir alle?«, fragte Torben mit einem leisen Anflug von gutmütigem Spott.
    De Ville schüttelte heftig den Kopf. »Ich habe einen Bus organisiert«, antwortete er. »Aber wir sollten uns beeilen. Noch sind die Straßen passierbar, aber ich weiß nicht, wie lange noch.«
    »Wenn Tanja draußen ist, warum bringen Sie sie nicht herein?«, wollte Uschi wissen.
    Der Blick, mit dem De Ville sie maß, machte deutlich, dass er nicht ganz sicher war, ob sie es überhaupt wert war, eine Antwort zu bekommen. Schließlich deutete er ein Achselzucken an und sagte: »Es geht ihr nicht besonders gut. Der Arzt war der Meinung, dass sie besser draußen im Wagen wartet.«
    »Der Arzt?«
    »Was ist mit ihr?«, fragte Frank. Nicht zum ersten Mal hatte nicht nur Rachel ihn vollkommen vergessen gehabt und sie war auch ziemlich sicher, dass er dem Gespräch nicht wirklich gefolgt war. Aber ein Teil von ihm schien zumindest noch bei Bewusstsein und klar genug zu sein, um auf den Klang von Tanjas Namen zu reagieren. Als sie den Kopf wandte und in sein Gesicht sah, wirkte es immer noch schlaff und verschwollen, aber dieser unheimliche tote Ausdruck war aus seinen Augen verschwunden. Stattdessen flackerte etwas darin, das sie nicht ganz einordnen konnte. »Was ist mit ihr? Was ist mit meiner Frau? Ich will zu ihr.«
    »In einer Minute«, antwortete De Ville ungeduldig. »Wir gehen alle –«
    »Warum erfüllen Sie ihm nicht seinen Wunsch und bringen ihn hinaus?«, unterbrach ihn Johannes Petrus. Er deutete ein Kopfschütteln an. »Wir werden noch fünf Minuten brauchen, bis wir bereit sind.« Er stand auf. »Bringen Sie ihn hinaus zum Wagen, damit er

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