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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Menschheitsgeschichte, auf jeden Fall aber der böseste.«
    »Mir ist nicht ganz klar, worüber Sie lachen«, sagte Uschi.
    Ohne auch nur in ihre Richtung zu sehen, antwortete Darkov: »Wir bekämpfen uns jetzt seit dreißig Jahren. Fast für die Dauer eines Menschenlebens hat mich dieser Mann quer um die Erde gejagt und ich habe umgekehrt alles getan, um ihm das Leben schwer zu machen. Und wissen Sie, warum? Weil wir im Grunde beide dasselbe wollen.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Uschi. Rachel sprach es nicht aus, aber ihr ging es nicht anders – vor allem weil sie spürte, dass Darkov sich nicht nur wieder einen neuen, grausamen Scherz mit ihnen erlaubte, sondern tatsächlich die Wahrheit sprach.
    »Ich bin vielleicht kein religiöser Mensch, nicht in dem Sinne, in dem unser guter Bruder Torben da drüben das Wort benutzen würde. Aber ich glaube im Prinzip an das Gleiche wie er. Ich glaube, dass es genau so kommen wird, wie es prophezeit ist, und auch ich glaube – nein, ich weiß –, dass dies nicht das Ende ist und dass jemand da sein wird, der uns in eine neue Zeit führt. Ich bin nur der Meinung, dass wir mittlerweile niemanden mehr brauchen, der uns vorschreibt, wie wir zu leben haben, was richtig ist und was falsch, was gut ist und was schlecht. Vielleicht war etwas wie die Kirche vor zweitausend Jahren nötig. Wahrscheinlich sogar. Aber heute nicht mehr. Auch ich will nichts anderes als das, was Bruder Torben möchte. Ich will, dass sich die Prophezeiung erfüllt und die Menschen weiterleben. Aber nach ihren Gesetzen. Nach ihrem Willen und ihrer freien Entscheidung. Nicht nach dem irgendeiner Kirche.«
    Rachel verspürte einen eisigen Schauer, den sie sich im ersten Moment nicht einmal erklären konnte – aber vielleicht wollte sie es auch nur nicht. Darkovs Behauptung war einfach absurd und sie musste es sein, denn wenn sie der Wahrheit entsprach, dann bedeutete das nichts anderes, als dass alles, was sie und die anderen in den vergangenen Stunden und Tagen erlitten hatten, vollkommen umsonst gewesen war; Spielstein in einem Machtkampf, den zwei verbitterte alte Männer miteinander kämpften, die längst vergessen hatten, worum es wirklich ging. Mühsam drehte sie den Kopf und sah wieder Johannes Petrus an, und sie wünschte sich beinahe, es nicht getan zu haben, denn sie las die Antwort auf ihre Frage in seinen Augen, obwohl er keine Miene verzog.
    »Aber dann …«, begann sie.
    Darkov unterbrach sie, immer noch lächelnd, aber plötzlich in verändertem, zwar nicht lauterem, aber härterem Ton und mit einer angedeuteten Geste über den Tisch, die etwas von einem Peitschenhieb hatte. »Es geht um das, worum es immer gegangen ist, meine Liebe«, sagte er. »Macht. Nicht mehr und nicht weniger. Solange es Menschen gibt, ist es immer nur darum gegangen. Macht. Das Einzige, was auf dieser Welt wirklich zählt.«
    »Für Sie?«, fragte Uschi bitter.
    »Auch für mich«, gestand Darkov gelassen. »Nichts anderes hat Bedeutung. Vielleicht ist der einzige Unterschied zwischen uns, dass ich es zugebe und mich nicht hinter Gottes Willen verstecke.«
    »Hören Sie auf«, sagte Johannes Petrus leise. Seine Stimme zitterte. Die Worte hatten ein Befehl sein sollen, aber sie wurden zu einem Flehen.
    »Warum?«, wollte Darkov wissen. »Weil Sie Angst haben, sie könnten mir glauben? Das tun sie längst. Ich glaube, der Einzige hier im Raum, der es noch nicht zugibt, sind Sie.« Er schüttelte den Kopf und ein sonderbarer Ausdruck erschien auf seinem Gesicht, vielleicht ein Lächeln, vielleicht auch etwas völlig anderes. »Wie oft habe ich mir dieses Gespräch vorgestellt, Torben. Wie oft habe ich mir gewünscht, es führen zu können. Vielleicht unter anderen Umständen, vielleicht aber auch nicht. Es spielt keine Rolle. Nichts spielt jetzt noch eine Rolle. Sie halten sich für den Stellvertreter Gottes auf Erden, den einzigen Menschen, der im Besitz der wirklichen, allumfassenden Wahrheit ist? Sie wissen, dass das nicht stimmt. Ich will keine theologische Diskussion mit Ihnen führen, aber wenn Gott wirklich allmächtig ist, dann bin auch ich nur sein Werkzeug und tue das, was er will. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht?«
    »Das ist Unsinn!«, sagte Torben. »Häresie!«
    »Worte, die mich auf den Scheiterhaufen bringen?«, stichelte Darkov.
    »Nein, aber die zu nichts führen«, antwortete Torben. »Es ist die uralte Diskussion, die so alt ist wie der Mensch und sein Glaube an Gott und die nur

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