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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gesetzt worden. Diese Männer wissen ganz genau, was sie tun. Und deshalb wissen sie auch, dass wir sie über kurz oder lang schnappen.« Er sah sie auf eine auffordernde Art an, als hätte er ihr soeben das Geheimnis des ewigen Lebens enthüllt oder den wirklichen Sinn des Universums vor ihr ausgebreitet.
    »Und?«, machte Rachel nur.
    »Sie gehen das Risiko ein, erschossen oder für den Rest ihres Lebens eingesperrt zu werden«, setzte Naubach De Villes Ausführungen fort.
    Wie schon einmal hatte sie das verwirrende Gefühl, dass die beiden ein eingespieltes Team waren, das sich gegenseitig die Bälle zuwarf. Nur, dass sie sich die meiste Zeit nicht so benahmen.
    »Sie müssen einen verdammt triftigen Grund dafür haben.«
    »Und irgendjemand von dieser Liste hier kennt den Grund.« De Ville tippte mit dem Zeigefinger auf Naubachs Liste, die immer noch auf dem Tisch lag. »Wenn nicht jeder.«
    »Ich nicht«, beharrte Rachel. »Und selbst wenn es so wäre, ich stehe auf der Liste der Opfer, nicht der Täter. Ist es strafbar, bedroht zu werden?«
    »Nein«, antwortete De Ville. »Aber es ist sehr wohl strafbar, der Polizei Informationen vorzuenthalten, die zur Aufklärung eines Verbrechens führen könnten. Und es ist reiner Zufall, dass bisher noch niemand ums Leben gekommen ist. Wenigstens hoffe ich, dass es so ist. Wenn Sie also wissen, worum es geht, dann sollten Sie uns lieber helfen, die Kerle zu schnappen, bevor noch jemand zu Schaden kommt. Oder Sie sind ganz genau so dran wie sie.«
    Es war Rachel selbst beinahe schleierhaft, wieso sie immer noch so ruhig blieb. »Haben Sie nicht gerade selbst gesagt, dass ich nicht mehr zu den Verdächtigen gehöre?«
    »Nein, das habe ich nicht. Ich habe gesagt, dass ich keinerlei Anhaltspunkte gefunden habe, die dafür sprechen; das ist ein Unterschied.«
    »Niemand behauptet, dass Sie zu den bösen Buben gehören.« Naubach warf De Ville einen raschen Blick zu und versuchte die Wogen zu glätten. »Unglückseligerweise sind Sie im Moment die einzige unmittelbar Beteiligte, an die wir uns halten können.«
    »Ja, das nennt man Pech, wie?«, fragte Rachel sarkastisch. »Soll ich mich vielleicht aus dem Fenster stürzen? Ich meine: Das würde uns allen eine Menge Ärger und Kopfzerbrechen ersparen.«
    »So etwas nennt man Verdachtsmomente«, korrigierte sie De Ville. »Und Sarkasmus bringt uns alle im Moment nicht weiter. Sie am allerwenigsten.« Er schüttelte den Kopf und stand ganz langsam auf. »Herr Naubach hat völlig Recht. Es ist keineswegs so, dass wir Sie verdächtigen, irgendetwas mit dem Verschwinden dieser fünf jungen Frauen zu tun zu haben. Und schon gar nicht mit dem Mordanschlag auf Sie selbst. Aber ich bin sicher, dass Sie irgendetwas wissen – auch wenn es Ihnen selbst wahrscheinlich nicht einmal klar ist.« Er trat ans Fenster, öffnete es ganz und zündete sich eine Zigarette an. »Da muss irgendetwas sein. Irgendetwas, das Sie und die anderen verbindet. Etwas, das sie gemeinsam erlebt oder gesehen haben.« Er blies eine graue Rauchwolke in den Regen hinaus. »Gemeinsam beobachtet.«
    Rachel zermarterte sich das Hirn, aber sie kam zu keinem Ergebnis. Da war nichts. Tanja und sie: Sicher, es hatte über eine lange Zeit ihres Lebens kaum etwas gegeben, das sie nicht gemeinsam getan hatten … Aber die anderen? Sie waren zusammen zur Schule gegangen, aber das war auch schon alles. In der vierten Klasse hatte sie eine kurze Freundschaft mit Svenja verbunden, aber mehr war niemals gewesen. Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Und dennoch … da war etwas. Etwas, das … Darkov gesagt hatte. Es ist schon einmal geschehen. Sie haben es schon einmal getan und sie werden es wieder tun.
    »Kann ich noch einmal mit ihm sprechen?«
    »Mit wem?«
    »Benedikt.«
    »Benedikt«, wiederholte De Ville misstrauisch. Was hatte sie falsch gemacht?
    »Benedikt Darkov.« Rachel machte eine Handbewegung. »Sie erinnern sich doch noch an ihn?«
    De Ville tauschte erneut einen Blick mit Naubach, bevor er antwortete.
    Jetzt begriff sie, dass es ein Fehler gewesen war, Benedikts Vornamen zu benutzen.
    »Das ist im Augenblick leider nicht möglich«, sagte De Ville. »Wir mussten ihn ruhig stellen.«
    »Haben Sie ihn in Ketten gelegt? Was soll das heißen: ruhig stellen?«
    »Das hier ist ein Krankenhaus«, erinnerte De Ville. »Es gibt gewisse Möglichkeiten. Er begann zu randalieren und ich dachte, eine harmlose Beruhigungsspritze ist vielleicht besser, als die Gefahr

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