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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gezwungen, die Geschwindigkeit auf ein langsames Schritttempo zu reduzieren, und ein paar Mal flackerte das Blitzlicht eines Fotoapparates auf.
    »So viel zu Ihrer Tarnung«, sagte Rachel mürrisch.
    Naubach lachte leise, während er den Wagen über die Abfahrt der Tiefgarage steuerte.
    »Was ist so komisch?«, wollte Rachel wissen.
    »Die werden sich wundern, wenn sie die Fotos entwickeln«, grinste Naubach. Er schnippte mit den Fingernägeln der Linken gegen die Seitenscheibe. »Diese Folie reflektiert jedes Blitzlicht. Sie kriegen nur weiße Flecken.«
    »Gehört das zur Standardausrüstung der Polizei?«, wunderte sich Rachel.
    »Es gehört zum Standardangebot jedes Schwarzhändlers, der Radarwarner und ähnliche Spielereien verkauft«, antwortete Naubach. »Vollkommen illegal, aber an jeder Ecke zu bekommen. Wir haben mal vor ein paar Jahren eine Lastwagenladung davon beschlagnahmt und ich habe ein bisschen für mich abgezweigt. Manchmal ganz praktisch.«
    »Aber illegal.«
    »Stimmt«, antwortete Naubach. »Und? Sind Sie scharf drauf, sich schon wieder auf den Titelblättern der Zeitungen bewundern zu können?« Ohne ihre Antwort abzuwarten – er hätte sowieso keine bekommen –, lenkte er den Wagen in eine Parkbucht unmittelbar neben dem Lift und stieg aus.
    Rachel registrierte ganz beiläufig, dass er sich nicht die Mühe machte abzuschließen, während sie das Fahrzeug ebenfalls verließ. Sie fuhren mit dem Lift nach oben, schweigend, wie beinahe auf der gesamten Fahrt von Tanjas Elternhaus hierher, und stiegen in der fünften Etage aus. Auf dem Flur stand jetzt nur noch ein einzelner Polizist, und soweit Rachel das beurteilen konnte, schien sich das Leben hier oben weitgehend normalisiert zu haben.
    Vielleicht aber auch nicht. Sie sah keine weiteren Uniformen mehr, während sie den langen Flur entlanggingen, aber vor der Tür des Zimmers, in dem sie das erste Mal mit Naubach und De Ville gesprochen hatte, standen drei junge Männer mit modisch geschnittenen Sommeranzügen und Krawatten. Einer von ihnen trug trotz des Wetters eine Sonnenbrille. Vermutlich De Villes Männer. Rachel fragte sich, ob einer davon vielleicht bei denen gewesen war, die vor einer Stunde oder so ihre Unterwäsche durchwühlt hatten, und hielt unauffällig nach einem anzüglichen Grinsen oder auch nur einem entsprechenden Blick Ausschau. Aber die Gesichter der drei blieben vollkommen ausdruckslos. Vielleicht hatten sie sich auch einfach nur perfekt in der Gewalt.
    De Ville saß am selben Tisch wie vorher und telefonierte mit einem Handy, als sie eintraten. Ein zweites, aufgeklapptes Mobiltelefon lag vor ihm auf der Tischplatte, und als er sie sah, winkte er ihnen mit der freien Hand hektisch zu, sich zu setzen. Es dauerte noch fast eine Minute, bis er sein Telefonat beendet hatte, aber Rachel verstand so gut wie nichts davon, denn seine Hälfte des Gespräches bestand nur aus einem gelegentlichen Ja oder Nein und einer ganzen Palette zustimmender oder ablehnender Laute. Offensichtlich gehörte es zur angelernten Geheimniskrämerei dieser Leute, eine Art Geheimsprache zu verwenden, die für Uneingeweihte nicht den geringsten Sinn ergab.
    Nachdem er geendet hatte, maß er Rachel mit einem langen, skeptischen Blick. »Haben Sie vor, in den Krieg zu ziehen?«
    »Nein«, antwortete Rachel. »Aber ich muss mich bei Ihnen noch für die Neugestaltung meiner Wohnung bedanken. Sie haben mir eine Menge Geld erspart. Ich meine: Innenarchitekten sind ja normalerweise ziemlich teuer.«
    De Ville versuchte nicht einmal irgendetwas zu leugnen. »Es war notwendig«, sagte er. »Und ich kann Sie beruhigen. Die Durchsuchung Ihrer Wohnung hat nicht den geringsten Anhaltspunkt ergeben. Wie es aussieht, haben Sie tatsächlich nichts mit der ganzen Sache zu tun.«
    »Wie es aussieht?«, wiederholte Rachel ungläubig. »Verdächtigen Sie mich etwa immer noch?«
    »Natürlich tue ich das«, sagte De Ville unwirsch. »Irgendeinen Sinn muss die ganze Geschichte schließlich ergeben, oder etwa nicht? Verrückte Killer, die in Scharen auftreten und wahllos Leute umbringen, kommen höchst selten vor, glauben Sie mir.«
    »Ach?«, fragte Rachel. »Ich kenne ein paar.«
    »So, wie Sie das Vorgehen der Männer beschrieben haben, waren es Profis«, fuhr De Ville unbeeindruckt fort. »Außerdem haben wir uns inzwischen den Volvo ein wenig genauer angesehen. Natürlich gestohlen. Sowohl die Wegfahrsperre als auch die Alarmanlage waren professionell außer Betrieb

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