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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dass sie um ein Haar das Gleichgewicht verloren hätte, und fuhr herum, um davonzustürzen, aber Frank hielt sie mit einer schnellen und fast brutalen Bewegung am Arm zurück. Tanja keuchte vor Schmerz und Überraschung und ließ ihre Zigarette fallen, und einige der Badegäste in ihrer unmittelbaren Umgebung hoben überrascht die Köpfe oder sahen stirnrunzelnd und missbilligend in ihre Richtung.
    »Was soll der Unsinn?«, fragte Frank. »Was geht hier ab, verdammt noch mal?«
    Rachel hatte endlich ihre Überraschung über diesen unerwarteten Ausbruch von Gewalt überwunden und stand ebenfalls auf, und Tanja riss sich mit einer hastigen Bewegung los und lief davon. Über ihr Gesicht rannen jetzt wieder Tränen.
    Frank knurrte wütend und wollte ihr folgen, aber Rachel vertrat ihm mit einer so entschlossenen Bewegung den Weg, dass er überrascht zurückprallte und für einen winzigen Moment verwirrt wirkte. Dann verzerrte blanke Wut sein Gesicht. »Du dämliche Kuh«, zischte er. »Geh sofort aus dem Weg, oder –«
    »Oder?«, fragte Rachel. Ihre Gedanken rasten. Sie war eindeutig erschrocken über sich selbst, denn sie verabscheute Gewalt nicht nur, sie hatte auch Angst davor, und sie verstand einfach nicht, wie die Situation so schnell und so gründlich hatte eskalieren können. Aber sie spürte auch ganz instinktiv, dass sie nur eine einzige Chance hatte, heil aus dieser Situation herauszukommen: Sie durfte auf gar keinen Fall Schwäche zeigen. Frank mochte ein Blödmann sein, wie er im Buch stand, aber er wäre niemals so weit gekommen, wenn er mangelnde Intelligenz nicht mit einer gehörigen Portion Bauernschläue und den scharfen Instinkten eines Raubtiers wettgemacht hätte. Er würde sofort spüren, wenn sie auch nur einen Anflug von Furcht oder Schwäche zeigte, und unbarmherzig darauf reagieren. Sie traute ihm durchaus zu, sie zu schlagen. »Oder was?«, hakte sie nach. »Willst du mich schlagen? Nur zu!«
    »Vielleicht ist das genau das, was du brauchst«, antwortete Frank wütend. »Verdammte Scheiße, was geht hier vor? Was zum Teufel hast du mit meinem Mädchen gemacht?«
    »Dein Mädchen hat einen Namen, wenn ich mich richtig erinnere«, sagte Rachel betont. »Aber ich nehme an, der ist für dich auch nicht wichtig, oder? Dich interessiert wahrscheinlich nur, dass du mit ihr vor deinen Freunden angeben kannst und wie oft du sie ins Bett bekommst.«
    »Ach, das ist es.« Frank lachte gehässig. »Was bist du? Eifersüchtig oder bloß neidisch? Wenn's dich juckt, dann musst du es nur sagen, Süße, ich besorg es dir gerne. Wenn du willst, gleich hier.«
    Rachel ohrfeigte ihn. Der Schlag überraschte sie vermutlich mehr als ihn selbst, und sie fuhr entsetzt zurück und starrte ihre Hand an, als wäre sie ein Fremdkörper, der nur durch Zufall am Ende ihres Armes war und einen eindeutig eigenen Willen hatte.
    Frank war einen Schritt zurückgewichen und starrte sie an und für eine Sekunde sah sie tatsächlich Tränen in seinen Augen schimmern, aber es waren ganz eindeutig Tränen der Wut, die er über den Angriff und die damit verbundene Demütigung empfand. Sie hatte den Bogen überspannt. Sie wusste mit unerschütterlicher Gewissheit, dass er nun seinerseits schlagen würde. Er hatte gar keine andere Wahl, zumindest seinen eigenen, verschrobenen Wertmaßstäben nach. Schlagartig wich der feuchte Schimmer in Franks Augen einem eisig entschlossenen Funkeln. Er trat auf sie zu und hob die Hand und die Vision überkam sie mit solcher Plötzlichkeit und so großer Wucht, dass sie aufstöhnte. Frank verschwamm vor ihren Augen.
    Sie fand sich in einem Universum voller chaotischer Geräusche, Farben und durcheinander wirbelnder Bilder wieder. Es war nicht das erste Mal. Beileibe nicht, aber die Visionen waren noch niemals so warnungslos gekommen und hatten sie noch nie mit so großer Kraft übermannt. Und sie waren selten so klar gewesen. Bilder, Geräusche und tausend andere, durcheinander wirbelnde Sinneseindrücke ordneten sich zu einem Kaleidoskop des Schreckens, das vielleicht nur den millionsten Teil einer Sekunde währte und doch eine grauenerregende Geschichte erzählte.
    Ein heißer Nachmittag, der Asphalt flirrte in der heißen Luft. Die Sonne stand schon tief und ihre Strahlen brachen sich tausendfach am zerkratzten Visier des Helmes und machten es schwer, etwas zu sehen. Und da war dieser verdammte Traktor mit seinem viel zu hoch mit Rüben beladenen Anhänger, der die Straße entlangzuckelte und

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