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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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klang überzeugend, dachte sie spöttisch. Vor allem wenn man bedachte, dass er schätzungsweise doppelt so stark war wie sie, nach dem, was sie vor kurzem mit eigenen Augen angesehen hatte.
    Darkov machte sich nicht einmal die Mühe, darauf zu antworten.
    Sie fuhr los. Zwei der sieben Kilometer, die sie Darkov eingeräumt hatte, verstrichen, ohne dass er auch nur einen Laut von sich gab, dann hob er die Hand und deutete durch die halb beschlagene Windschutzscheibe nach oben; die Lüftung des Wagens schaffte es einfach nicht, sie vollkommen freizuhalten. »Was weißt du darüber?«
    Im ersten Moment verstand Rachel nicht einmal, wovon er überhaupt sprach. Der Himmel über der Straße bot im Großen und Ganzen denselben Anblick wie in den vergangen Wochen: Er war grau. Vielleicht, dass er eine Spur heller war als sonst, und die Schatten kamen ihr ein wenig härter vor, die Konturen der Dinge übermäßig betonend, aber das konnte auch ein Nebeneffekt ihrer Übermüdung sein. Sie hob die Schultern. »Es regnet«, sagte sie. »Und?«
    »Seit mehr als drei Wochen«, bestätigte Darkov. »Praktisch ohne Unterbrechung. Und nicht nur hier, sondern überall. Praktisch auf der ganzen Welt. In Amerika, Afrika, Australien, selbst in der Sahara.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Rachel. Ein seltsames Gefühl überkam sie.
    »Auf den Grund, weshalb das alles hier geschieht.«
    »Den Grund?« Rachel sah abermals nach oben. »Welchen Grund? Sie müssen nur den Fernseher einschalten oder das Radio oder eine x-beliebige Zeitung aufschlagen und Sie erfahren ihn; in allen Details, ob es Sie interessiert oder nicht. Es gibt kein anderes Thema mehr als diese Meteoriten.« Beinahe hätte sie ihn gefragt, ob er die letzten drei Wochen auf der Rückseite des Mondes zugebracht hatte oder in einer Eisstation am Nordpol, in der es keinerlei Verbindung zur Außenwelt gab, aber dann fiel ihr im letzten Moment ein, dass Naubach ihr vor wenigen Stunden erst fast dieselbe Frage gestellt hatte. »Also gut«, sagte sie und atmete tief ein. »Wenn Sie unbedingt darauf bestehen: Unsere gute alte Mutter Erde kreuzt seit gut drei Wochen die Bahn eines großen Meteoritenschwarmes – der gottlob fast ausschließlich aus kleineren Brocken besteht, so ungefähr von der Größe einer Mülltonne bis hinunter zu mikroskopisch kleinen Brocken. Und der zweite, noch viel glücklichere Umstand besteht darin, dass der Schwarm ausschließlich aus Eismeteoriten zusammengesetzt ist. Was wiederum bedeutet, dass diese Meteore ausschließlich in den obersten Schichten der Atmosphäre verglühen. Das schützt uns nicht nur vor einem himmlischen Bombardement von verheerenden Ausmaßen, sondern beschert uns auch seit drei Wochen ein fantastisches Farbenspiel am Himmel – falls die Wolken einmal lang genug aufreißen, heißt das.« Sie seufzte erneut und noch viel tiefer. »Nachzulesen in der neuesten Ausgabe der ›Welt der Wissenschaft‹.«
    »Wissenschaft.« Darkov sprach das Wort mit sonderbarer Betonung aus. »Du glaubst also auch alles mit Wissenschaft erklären zu können?«
    »Womit denn sonst?«, fragte Rachel.
    Sie bekam keine Antwort, aber Darkov sah sie auf eine Weise an, die sie innerlich schaudern ließ. Es verging sicher eine Minute, bis er das immer unangenehmer werdende Schweigen endlich brach, aber auch dann tat er es auf eine Art, dass sie sich beinahe wünschte, er hätte es nicht getan. »Wissenschaft.« Darkov wiederholte das Wort kopfschüttelnd und auf eine Weise, die ihre Beunruhigung schlagartig ein gehöriges Stück weiter die Skala hinaufschießen ließ. »Natürlich versuchen sie es zu erklären. Irgendwie. Und ich bin sicher, sie finden auch eine Erklärung. Ein natürlich Phänomen. Ein Haufen kosmischer Staub und Trümmer, der zufällig die Bahn der Erde kreuzt. Irgendetwas, das hübsch einleuchtend und vor allem überzeugend klingt. Wissenschaft!«
    Rachel hütete sich, noch einmal zu antworten, aber ihre Beunruhigung wuchs weiter. Vielleicht nicht einmal so sehr über das, was Darkov sagte, aber sehr wohl über das Wie. Er war eindeutig dabei, sich in Rage zu reden, und sie verzichtete ganz bewusst darauf, ihm noch einmal und genauer ins Gesicht zu blicken. Sie fürchtete, in seinen Augen ein ganz bestimmtes Funkeln zu erkennen. Besser, sie sagte jetzt gar nichts mehr. Sie bedauerte bereits, auf seine Frage überhaupt geantwortet zu haben.
    Aber es war zu spät. Vielleicht wertete er ihr beharrliches Schweigen falsch und als

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