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Flut

Flut

Titel: Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Galera
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Sauerei? Eine tierische Abzocke, vierundvierzig Millionen. Das fliegt der Gouverneurin gerade so was von um die Ohren … aber sobald ich da etwas Luft habe, erledige ich ein paar Anrufe und sehe, was ich für dich tun kann.
    Okay, super. Echt, vielen Dank, Gonçalo.
    Keine Ursache. Du hast mir auch immer geholfen, dasmache ich gern. Ich glaube, ich schulde dir sogar noch Geld.
    Ach, Quatsch.
    Ich komm dich mal besuchen.
    Ja, mach das. Und bring die Mädchen mit.
    Alter, Valéria ist riesig geworden. Du wirst es nicht glauben. Und wie sie die Tastatur bedient. Beunruhigend.
    Wie alt ist sie, sieben?
    Sechs. Aber im Kopf wie eine Erwachsene. Kind ist sie nur, wenn es ihr in den Kram passt. Und du? Scheiße, die Sache mit deinem Vater, was? Ich hab erst vor Kurzem davon gehört. Mein Beileid.
    Danke. Ist aber alles okay. War eine Scheißzeit, aber jetzt geht’s wieder. Schwimmst du noch?
    Ich? Gott bewahre. Ich rauche wie ein Bekloppter und trinke wie ein Loch. Das ist vorbei.
    Nichts ist vorbei. Man darf nur nicht verweichlichen.
    Für mich ist es zu spät. Und dir geht’s gut da?
    Mir geht’s bestens. Ich arbeite in einem Fitnessstudio, ich kann im Meer schwimmen, wann immer ich will, und ansonsten kümmere ich mich um meinen eigenen Kram. Und dann eben um die Sache mit meinem Großvater.
    Gibt es denn einen besonderen Grund, warum du da so hinterher bist?
    Während er über die Antwort nachdenkt, wirft er einen Blick auf die Hündin, die neben ihm auf dem Teppich schläft und hin und wieder kurze Tritte mit der Hinterpfote austeilt, vielleicht um in einem Traum Halt zu finden.
    Ja, gibt es, aber ich kann es dir nicht erklären.
    Hat dein Vater dich darum gebeten?
    Nein. Oder vielleicht doch, unbewusst. Weißt du, was ich meine? Oder ich hab mich einfach dazu entschlossen und muss es jetzt durchziehen.
    Verstehe. Mach dir keine Sorgen, Alter. Wir kriegen das schon raus.
    Danke nochmal, Gonçalo.
    Ich ruf dich an, wenn ich was Neues weiß. Pass auf dich auf, Schwimmer.
    Du auch.
    Die Laufgruppe besteht jetzt aus vier Leuten. Die anderen drei kommen über Sara. Denise, ihre beste Freundin, hat Übergewicht, verfügt aber über eine erstaunliche Willenskraft. Clóvis trägt eine Brille und wirkt intellektuell. Sie kann nicht richtig sagen, was sie beruflich macht, dafür besitzt sie eine topmoderne Armbanduhr mit Pulsmesser und GPS, die mehrere Hundert Dollar gekostet haben muss. Celma, eine gertenschlanke Dame, leitet eine Konditorei, deren Spezialität eine Bananen-Nuss-Torte ist, und beliefert ihre Kunden persönlich mit dem Fahrrad. Sie alle treffen sich drei Mal die Woche um sieben Uhr morgens, meist noch etwas schläfrig und verspannt, vor dem Restaurant Embarcação. Sara steigt immer auf dieselbe Art aus ihrem Wagen. Sie schaltet die Alarmanlage an und kommt dann höchst konzentriert und leicht affektiert auf ihn zu, als müsste sie sich auf eine wichtige Rolle vorbereiten. Nachdem sie die Rampe hinuntergegangen ist, ist sie in der Rolle drin, wird lockerer, lacht mit zusammengekniffenen Augen, schüttelt ihren Pferdeschwanz und klatscht dabei in die Hände, um den Rest der Gruppe anzufeuern. Wollen wir? Na los!
    Clóvis sagt, sie sei mit einem Zwerg an jedem Bein aufgewacht. Sie brummt, heute würde es nicht einfach werden. Er koordiniert ihre Aufwärmübungen, und Sara zeigt ihnen ihre Asics mit Gelpolstern.
    Was macht das Schienbein, Sara?
    Ist schon viel besser.
    Sie hockt sich hin und massiert die Muskeln in Richtung des Knochens, so wie er es ihr gezeigt hat.
    Tut aber immer noch ein bisschen weh.
    Machst du die Übungen im Fitnessstudio?
    Hmm.
    Lass uns langsam weitermachen. Du nimmst heute mal das hier.
    Er zeigt ihr seinen Pulsmesser und erklärt ihr, wie sie den Gurt direkt unter den Brüsten festschnallen soll.
    Du hast heute die Aufgabe, auf den Puls zu achten. Er sollte bei hundertvierzig liegen, okay? Wenn er drunter ist, läufst du schneller, wenn er drüber ist, langsamer.
    Kannst du mir kurz helfen?
    Sie zieht die Bluse hoch. Der Gurt scheint gut zu sitzen.
    Wo ist das Problem?
    Stimmt die Höhe so?
    Er zieht den Gurt einen halben Zentimeter hoch.
    Fertig.
    Das Meer ist aufgewühlt. Ein Großteil des Himmels ist von Wolken bedeckt, aber ein paar orangefarbene Streifen verkünden, dass die Sonne hinter den Bergen aufgegangen ist. Ein riesiger Katamaran ankert zirka fünfhundert Meter vor der Küste mit eingeholten Segeln, sein Mast scheint das Auf und Ab der Wellen zu dirigieren. Langsam

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