Fly Me To The Moon - In seinem Bann 5: Sinnlicher Liebesroman (German Edition)
eingestelltes Radio und mein Rachen brannte und war trocken wie Sandpapier. In dem Raum, in dem ich mich befand, gab es nur eine Pritsche, einen Stuhl und einen Eimer, sonst nichts. Es gab kein Fenster, das dürftige Licht kam von einer nackten, abenteuerlich verdrahteten Glühbirne und die einzige Tür war eisenverstärkt. Ich habe heute noch diesen modrigen Geruch in der Nase.«
Seine schönen silbrigen Augen waren in eine unbekannte Ferne gerichtet und ich sah, wie sich die Finger seiner freien Hand in der Cashmere-Decke verkrampften. Er zuckte tatsächlich leicht zusammen, als ich meine Hand auf seine legte und ihn sanft streichelte, wie er es so oft bei mir getan hatte. Doch dann ließ er die Berührung zu und auch seine Augen schienen ganz allmählich ins Hier und Jetzt zurückzukehren, als er mich wie von Ferne anblickte.
»Es tut mir so leid, Ian«, sagte ich leise.
»Ich war unvorsichtig, Ann-Sophie. Und triebgesteuert. In meiner Position muss man damit rechnen, dass so etwas passiert.«
»Aber es ging nicht um Lösegeld, oder?«
»Nein. Aber danach sollte es aussehen. Deshalb haben sie mich auch verschleppt und nicht gleich an Ort und Stelle hingerichtet. Dass ich heute noch lebe, verdanke ich vermutlich der Tatsache, dass Mycroft Baine ein so notorischer Falschspieler ist, dass er es selbst bei der Bezahlung des Blutgeldes auf Verzögerungen ankommen ließ.« Er lachte freudlos. »Das nennt man wohl Ironie des Schicksals.«
Hinrichtung, Blutgeld – mein Herz raste und meine Stimme klang eigenartig blechern, als ich fragte: »Wie haben sie dich behandelt, Ian? Hat man dich –«
»Gefoltert?« beendet er meine unausgesprochene Frage. »Ja. Diego, von den anderen nur ehrfürchtig Comandante genannt, war ein wahrer Sadist.« Obwohl Ians Stimme äußerlich ruhig geklungen hatte, sprach er durch zusammengebissene Zähne und ich spürte an seiner Körperspannung, wie aufgewühlt er innerlich sein musste. Dann straffte er seine Schultern, als würde er die grausamen Erlebnisse abschütteln können wie einen bösen Traum, doch die Falten der Anspannung um seine sinnlichen Lippen straften die lässige Geste Lüge.
»Aber wie du siehst, ich lebe noch. Ich denke, das ist vorerst genug des Seelenstriptease. Sonst bekommst du am Ende noch ernsthaft Mitleid mit mir und das wollen wir doch tunlichst vermeiden.«
»Wie könntest du mir nicht leidtun, Ian? Es ist furchtbar, was dir widerfahren ist.«
»Genau das ist der Grund, warum niemand davon erfahren sollte«, sagte er kühl.
»Aber ich liebe dich, Ian. Was ist verkehrt daran, wenn ich auch in dieser Sache mit dir fühle?«
»Nichts ist verkehrt daran, Ann-Sophie. Aber Mitleid zu erregen bedeutet in meinen Augen eine Schwäche zuzugeben. Das kann und will ich mir nicht leisten.«
Ich nahm seine Hand und zog sie an meine Lippen.
»Nicht mir gegenüber«, sagte ich fest. »Ich habe Respekt und große Hochachtung davor, dass du über deinen eigenen Schatten gesprungen bist. Und ich bin dir dankbar dafür, dass du mich ins Vertrauen ziehst. Ich weiß, dass du meinetwegen zu qualvollen Erinnerungen vorgedrungen bist, die du eigentlich unter Verschluss halten wolltest.«
Er beugte sich zu mir herüber, um mich zärtlich zu küssen.
»Habe ich dir heute schon gesagt, wie sehr ich dich liebe, Ann-Sophie Lauenstein?«
»Ich habe nichts dagegen, es noch einmal zu hören«, entgegnete ich lächelnd.
Dann wurde seine Miene wieder ernst.
»Manchmal kommt es mir so unwirklich vor, dass ich dich gefunden habe, Ann-Sophie. Dass du bei mir bist, obwohl ich bin, wie ich bin, immer wieder Fehler mache und du schon so vieles über mich und mein verkorkstes Leben weißt. Das ist wie ein Wunder für mich.«
»Und du bist mein Wunder, Ian. Du bist ein wundervoller Mensch und der Mann meiner Träume.«
Er schüttelte ungläubig den Kopf und runzelte die Stirn. »Trotz all meiner Macken?«
»Mit all deinen Stärken und Schwächen, deinen Tugenden und deinen Lastern«, entgegnete ich und streichelte sein hübsches Gesicht, um die tiefen Sorgenfalten von seiner Stirn zu vertreiben.
Ian zog mich in seine Arme und halb auf seinen Schoß.
»Du bist das Allerbeste, das mir je passiert ist, Ann-Sophie. Weißt du das? Du bereicherst mein Leben mit jedem Augenblick, den du bei mir bist und ich bin dir zutiefst dankbar für deine Gegenwart und für dein Vertrauen. Auch für dein geduldiges Zuhören, Liebste, und dafür, dass du bereit bist, so viel von meinem Schattenreich mit
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