Flying Moon (German Edition)
er noch lachen konnte.
Uli kam mit Lasse auf mich zu.
»Moon, du und Lasse, ihr legt euch neben Krista und Karl. Die Mädchen innen, die Jungs außen. Während die beiden sich küssen, liegt ihr nur still da. Ihr seid noch nicht so vertraut miteinander, aber es baut sich eine Spannung zwischen euch auf. Ich will auf euren Gesichtern diese Mischung aus Verlegenheit und Zuneigung sehen.« Uli klatschte in die Hände. »Lasst es uns proben.«
Da die erste Einstellung vom Eingang des Heuschobers aus gedreht wurde, waren wir alle im Bild. Wir legten uns dicht nebeneinander und Denis, Babsie und Saskia lagerten etwas abseits. Es war ein intensives Geruchsgemisch von Heu und Holz, Kristas Haarshampoo und Lasses süß-herbem Aftershave, Gerüche, die mich vollkommen durcheinander brachten.
In zwei Proben deutete Krista ihre Küsse an und Lasse drückte sich sanft an mich. Uli war zufrieden und wies das Team an, drehfertig zu machen. Ich hatte Lasse kurz begrüßt, aber wir hatten ansonsten kein Wort miteinander gewechselt. Als Uli zu Peter ging, um die Kameraeinstellung zu besprechen, setzte Lasse sich auf.
»Wie geht´s?«, fragte er und lächelte.
»Gut.«
Er nickte, sagte aber nichts weiter. Ich stand auf und pflückte mir verlegen das Heu von meiner nassen Jeans. Lasse beobachtete mich, schien aber mit seinen Gedanken weit weg zu sein.
»Wir machen drehfertig!«, hörte ich Silvia. Ingrid kam und befeuchtet unsere Kleider neu und Dorit überprüfte unser Make-up. Wie immer, wenn gedreht wurde, veränderte sich die Stimmung am Set. Alle waren etwas angespannter, aufmerksamer. Und ich wusste mittlerweile, wenn die Szene gespielt wurde, würde Krista ihre Küsse nicht mehr nur andeuten und auch Lasse intensiver spielen. Sowohl Lasse als auch Krista teilten sich ihre Kräfte sorgsam ein und verausgabten sich nicht in den Proben. Manchmal war ich überrascht, wie heftig der Unterschied zwischen Probe und Dreh war und auch jetzt hielt ich den Atem an, als Krista sich von mir weg und zärtlich an Karl heran schob und ihn leidenschaftlich zu küssen begann. Während ich versuchte, unbeteiligt zu sein, spürte ich Lasses Hand, die unauffällig nach meiner Hand tastete und seine Finger, die zart meine Handinnenfläche streichelten. Eine kleine Flamme zuckte durch meinen Körper. Ich hörte die leisen Kussgeräusche von Krista, die Erregung, die sich zu steigern begann. Krista stand auf, ich fuhr überrascht zusammen. Für Sekunden hatte ich vergessen, wo wir waren und worum es ging. Krista nahm Karl an die Hand und führte ihn in den hinteren Teil des Heuschobers.
»Und aus! Danke«, rief Uli und winkte Karl und Krista wieder nach vorne. Lasse und ich standen auf.
Karl war vollkommen durcheinander. Krista griff übermütig nach meiner Hand.
»Komm!«, sagte sie und zog mich nach draußen. Sie war entspannt und ausgelassen und ich fragte mich, wie sie das schaffte. Selbst, wenn ihr Karl vollkommen gleichgültig war, sie hatte ihn immerhin minutenlang geküsst. Wie ein Forscher hatte sie gesagt. Ich sah zu Karl, der gerade aus dem Heuschober kam und immer noch rot im Gesicht war.
»Karl ist echt nett!«, sagte Krista und grinste, aber ich erwiderte ihren Blick nicht. Wenn Karl sich tatsächlich in Krista verliebt hatte, dann war das für ihn kein Spaß.
Sie blinzelte irritiert. »Ich dachte, ihr seid nicht zusammen!«
»Deshalb musst du doch noch lange nicht mit seinen Gefühlen spielen.«
Krista sah mich erstaunt an. »Moon, natürlich spiele ich. Ich bin Schauspielerin!«
Ich ging einfach weg. Spielen, nicht spielen, zurzeit war alles das Gleiche. Ich sah Karl, der sich einen Tee bei Benno holte. Ärgerlich stieß ich mit meinem Schuh in den aufgeweichten Boden und versuchte, mich zu beruhigen.
»Moon?«. Uli winkte und kam in Begleitung eines, breitschultrigen Typen um zwanzig auf mich zu. »Hast du einen Moment Zeit? Ich will dir nur kurz Gerion vorstellen. Er spielt den Jungen, der dich vor der Scheune überfällt.«
Laut Drehbuch sollte ein Mann mich in der Nähe eines Gehöfts überraschen und festhalten, bis ich schrie und Lasse mir zu Hilfe kam.
»Hallo, Moon.« Gerion hatte kurze braune Haare und dunkle Augen. Er gab mir die Hand und hatte einen festen Händedruck. Für einen Moment dachte ich, wir würden unsere Kräfte messen, was lächerlich war. Er sah mich intensiv an.
»Habe gehört, es ist dein erster Dreh?!«
»Ja!«, sagte ich und zog meine Hand zurück. Mein erster Dreh, das hörte sich
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