Flying Moon (German Edition)
letzten Tagen hatten sich beide wieder zurückgezogen. Ich fing langsam an, Babsie für ihre Fähigkeit zu bewundern, Jungs, die Liebe oder was auch immer wie eine Hobby anzugehen. Küssen, verlieben, sie probierte es einfach aus und entschied danach, ob sie mehr wollte, oder sich wieder aus der Sache ausklinkte. Ich konnte das nicht. Ich ging zu Babsie und Saskia hinüber.
»Fahrt ihr schon?«
Sie nickten und sahen zu Peer, der entschuldigend die Schultern hob.
»Leider verpassen wir das Bergfest, aber es soll ja noch eine Premierenfeier in Berlin geben«, sagte Babsie und versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen.
Karl und Krista kamen herüber und wir alle umarmten Babsie und Saskia. Egal, wie sehr mich Babsie manchmal genervt hatte, die Zeit im Kinderheim war eine gemeinsame Erfahrung gewesen und mir kam es so vor, als ob zwei Freundinnen von mir abreisen würden.
Wir anderen drehten weiter. Nach dem Dreh gingen Krista und ich nach oben auf unser Zimmer. Es war seltsam still auf dem Flur, seit Saskia und Babsie gefahren waren. Wir lasen und schwiegen die meiste Zeit. Am Abend war Bergfest und auch wenn ich mir darunter nicht viel vorstellen konnte, war ich aufgeregt. Immerhin ein Fest.
Gegen neunzehn Uhr hörten wir Denis und Karl das Treppenhaus heraufpoltern. Sie lachten und waren in bester Stimmung. Krista angelte nach ihrer Armbanduhr.
»Moon? Wie wäre es, wenn wir uns für das Bergfest ein bisschen aufbrezeln würden?«
»Oh, klar, welches meiner vier verschwitzten T-Shirts hattest du im Auge?«
Sie grinste. »Keine Sorge. Ich habe was für dich!«
Das Fest fand neben dem unbewohnten Heimflügel statt und nicht im Innenhof, da die Kinder im Heim nicht gestört werden sollten. Als wir über den Platz und hinter das Haus gingen, erinnerte mich die Stimmung an die Feiern meiner Eltern im Garten unseres früheren Hauses. Auf den Biertischen standen Kerzen und ein leises Stimmengewirr füllte den Hof.
Krista und ich setzten uns zu den anderen Schauspielern an einen Tisch. Sie hatte mir ein rotes langärmeliges T-Shirt mit einem Adler auf dem Rücken geborgt, es sah großartig aus und passte perfekt zu meiner zerfetzten Lieblingsjeans. Ich fühlte mich wie eine Prinzessin., aber Krista war definitiv die Königin des Abends. Sie hatte eine weiße Bluse über ein türkisfarbenes Kleid gezogen und trug große Creolen-Ohrringe. Sie sah lässig und elegant zugleich aus.
Etwas später kamen Karl und Denis und setzten sich zu uns und noch etwas später setzte sich Gerion an das untere Ende des Tisches und unterhielt sich mit Uli. Er hatte seit zwei Tagen ein Stunttraining zusammen mit Lasse.
Denis erzählte mir einen Witz nach dem anderen und war ganz der Alte, aber dann klingelte sein Handy und Saskia rief an und ich merkte, dass er sie vermisste. Karl redete mit Krista, er war aufgeregt. Ich hatte den Eindruck, er versprach sich etwas von dem Abend. Ich beobachtete Krista. Es war seltsam. Obwohl wir die letzte Zeit so eng zusammen gewesen waren, wurde ich aus ihren Gefühlen nicht recht schlau.
Auf einmal sah ich Peter, den Kameramann, und einen der Techniker mit einem Deck und zwei Plattenspielern über den Hof kommen. Hinter den beiden lief einer der Tonassistenten und zog eine große Kiste hinter sich her. Das konnte nur eines bedeuten! Ich sprang auf und lief zu ihnen hinüber.
»Sind da Platten drin?«
»Aber sicher!«
Peter ließ den Koffer aufschnappen.
»Voilà, mein ein uns alles!«
»Wow!«
Es haute mich um. Mindestens fünfhundert Platten.
»Kann ich mal sehen?«
Er nickte. Vorsichtig zog ich eine Platte nach der anderen aus den Fächern. Wie ich vermutet hatte, waren sie alphabetisch geordnet. Peter hatte hauptsächlich Rock- und Funkplatten, Punk und Punkrock, von allem die besten Stücke. Während ich vor dem Koffer hockte, schloss er die tables und die Lautsprecher an und legte sich ein paar Platten zurecht.
»Tolle Sammlung!«, sagte ich beeindruckt.
Peter grinste stolz.
»Hast du die alte Ramones-Platte gesehen? Die ist heute ein Vermögen wert.«
»Irre!«
David kam mit einer Flasche Bier in der Hand auf uns zu. Er sah mich vor den Platten hocken und lachte.
»He, gibt’s hier Tanzmusik?«
»Tanzmusik?«, brummte Peter, »ich fege euch gleich von den Bänken!«
David riss gespielt verängstigt die Arme hoch.
Peter legte die Sex Pistols auf einen Plattenteller und startete auf dem anderen eine Funkplatte. Dann begann er die Stücke ineinander zu scratchen. Aus zwei
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