Flying Moon (German Edition)
war schon aufgestellt, unter dem Benno einen Tisch mit Kaffee, Tee und Brötchen aufgebaut hatte.
Ich sprang aus dem Auto. Es nieselte leicht. Der Himmel war komplett verhangen, die Wolken grau. Die Crew hatte sich schon auf das Wetter eingestellt. Sie sahen alle aus, als wären sie auf einer Himalaya-Expedition, mit ihren Jack Wolfskin- und Northface-Jacken, mit Fellkrägen und großen Kapuzen, dabei war es Mai, praktisch Frühling, doch die meisten trugen klobige, wasserfeste Stiefel und sogar Regenhosen. Wir hatten zwar unsere Wärmejacken dabei, aber wenn gedreht wurde, mussten wir sie ablegen.
Erst sollten wir auf den Heuschober zulaufen und dann würde in einer weiteren Szene unsere Übernachtung gedreht werden. Uli wollte warten, bis der Regen aufhörte, aber schließlich gab er auf, es dauerte zu lange. Er machte eine kurze Probe und ließ uns dann durch den Regen rennen. Nach jeder Einstellung kam Ingrid mit Handtüchern zu uns und reichte uns die Wärmejacken, bis Silvia uns wieder zum Drehen holte. Als die Szene abgedreht war, gab es eine kurze Pause.
Der Regen wurde schwächer und Uli stellte uns Jim, einen Fotografen vor, der Licht und Ort ideal fand, um Bilder für das Filmplakat zu machen. Wir stellten uns als Sechsergruppe an die Wand des Heuschobers, wechselten auf Anweisung die Positionen, lachten, blieben ernst.
»Jetzt nur Jack und Ida zusammen!«, sagte Jim.
Die anderen gingen unter das Gartenzelt. Wir stellten uns nebeneinander.
»Geht das ein bisschen vertrauter?«
Lasse legt seinen Arm um meine Schulter, ich legte meinen Arm um seine Hüfte.
»Und ein bisschen lockerer?«, sagte Jim und grinste aufmunternd. Lasse und ich sahen uns kurz an und mussten lächeln.
»Perfekt!«, sagte Jim. »Ihr seid ein schönes Paar.«
Für die nächste Szene, die im Heuschober spielen würde, zogen wir trockene Sachen über, die Ingrid leicht mit einer Sprühflasche befeuchtete. Als Krista und ich aus dem Kostümbus kamen, standen die anderen bei Benno am Cateringbus. Nur Lasse war nicht da. Er hatte ein Wohnmobil für sich allein, vermutlich war er dort. Ich dachte an die nächste Szene. Lasse und ich sollten eng beieinander liegen, verlegen, befangen, während Krista und Karl sich küssten. Ich sah zu Karl, der in Kristas Nähe stand, rote Ohren hatte und wieder mit seiner Schuhspitze im Sand malte. Ich konnte gut nachempfinden, wie er sich fühlte.
Ich ging zum Heuschober und sah nach, wie weit die Szene schon eingerichtet war. Der Heuschober war von außen abgedunkelt worden. Die Ausstatter hatten frisches Stroh in die Ecke geworfen und ein warmes Licht aufgebaut. Es sah fast gemütlich aus. Uli besah sich das Lager und winkte dann Krista und Karl heran.
»Ihr legt euch hier hin.«
Krista setzte sich ins Heu. Ihr T-Shirt war nass, genau wie ihre Haare. Sie sah großartig und sexy aus und ich beobachtete verstohlen Karl, der sich bemüht entspannt neben sie setzte. Krista alberte herum und legte ihren Kopf auf seinen Bauch. Ich wusste, sie wollte die Situation auflockern, aber ich bezweifelte, dass es dadurch für Karl leichter wurde. Ich sah zu Karl und erkannte eine neue Verletzlichkeit. Saskia hatte Recht, er war in Krista verliebt. Aber hatte er überhaupt jemals eine Chance gehabt, sich nicht in sie zu verlieben? Krista konnte ohne viel Mühe die Aufmerksamkeit des ganzen Teams auf sich ziehen, sie war wie ein Magnet. Sie lachte, breitete ihre schlanken Arme aus und sah Uli erwartungsvoll an.
»Und was nun? Sollen wir schlafen oder wach sein?«
»Euch küssen, das wäre mir am liebsten«, sagte Uli nüchtern. Karl schoss das Blut in den Kopf.
»Und wir?«, fragte Denis, der mit Babsie und Saskia zusammen stand.
»Legt euch hier rüber, etwas weiter weg. Man soll hier schon merken, dass sich die Gruppe langsam teilt. Und ihr ...«, Uli sah mich an. »Wo ist Lasse?«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Im Wohnwagen«, sagte Silvia und rannte los, um ihn zu holen.
Lasse war ernst und verschlossen. Er sah mich nicht an und ging direkt zu Uli. Kurz vor einem Dreh war er meist in dieser Stimmung und nahm niemanden und nichts um sich richtig wahr.
Es dauerte, bis die nächste Einstellung vorbereitet war und ich setzte mich zu Karl, der im Heu saß und versuchte auf einem Grashalm zu blasen. Ich suchte mir einen möglichst breiten und frischen Halm, klemmte ihn zwischen meine Daumenballen und blies. Ein hoher schnarrender Ton ertönte. Karl hielt sich die Ohren zu und grinste. Ich war froh, dass
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