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Föhn mich nicht zu

Föhn mich nicht zu

Titel: Föhn mich nicht zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Serin
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Ansehen? Lehrer ham doch ’nen total schlechten Ruf.»
    War er nun vielleicht doch an einem echten Gespräch interessiert?
    «Das macht mir nichts aus. Was es heißt, einen schlechten Ruf zu haben, weiß ich schließlich aus meiner eigenen Zeit als Schüler.
     Daran habe ich mich gewöhnt.»
    Maria musste das erste Mal über mich lachen. Vielleicht war das der Grund, warum ich mich nun, obwohl es vermutlich der perfekte
     Moment gewesen wäre, nicht verabschiedete, sondern eine leichtsinnig ehrliche Begründung für meine Berufswahl hinterherschob.
    «Und außerdem kann man als Lehrer Arbeit und Familie vereinbaren.»
    Aber Nikon hatte sich nicht geändert, was ich eigentlich auch hätte wissen müssen.
    «Na, da hoff ick mal, dass das mit Maria noch was wird. Frag sie doch gleich, wo sie schon mal hier ist! Vielleicht klappt’s
     ja endlich.»
    |137| Ihr schien die Bemerkung noch unangenehmer zu sein als mir, denn sie schaute beschämt zu Boden. Offenbar wurde Nikon jetzt
     sogar Maria peinlich. Das war schön.
    «Ich würd sie ja fragen», meinte ich. «Aber leider muss ich jetzt los. Nach Hause. Meine Mutter feiert heute nämlich mit ein
     paar Freundinnen eine Pyjamaparty. Da will ich nicht fehlen. Aber du kannst Maria für mich fragen und mir dann zum zwanzigsten
     Abi-Jubiläum Bescheid geben. Bis in zehn Jahren! Tschüss!»
    Gern hätte ich mich noch dazu geäußert, dass Nikon gar kein Abi hatte. Oder ihn gefragt, ob er mittlerweile einen BH trug
     beziehungsweise die Brüste hatte verkleinern lassen. Aber vielleicht hatte er nicht nur seine Gehässigkeit konserviert, sondern
     auch seine fehlende Impulskontrolle und würde mir dann eine reinhauen. Ich verließ das
nbi
, ohne mich nach den beiden umzublicken, auch wenn ich gern kontrolliert hätte, ob Maria mir nachschaute. Aber sie und Nikon
     sollten nicht glauben, dass sie mich noch immer interessierte. Und eigentlich hätte ich auch gern erfahren, was die beiden
     beruflich machten. Aber diese Aufmerksamkeit hatte vor allem Nikon nicht verdient.
    Am nächsten Tag rief ich aber meinen Kumpel Thomas an, der länger auf dem Abi-Jahrgangstreffen geblieben war. Vielleicht wusste
     er etwas:
    «Hast du eigentlich mit Maria und Nikon gesprochen?»
    «Nee! Wollte ich erst. Aber dann haben die angefangen zu knutschen. Zum Schluss sind se zusammen abgehauen.»
    Diese Neuigkeit hat mich tief getroffen. Wieso knutschte Maria mit so jemandem wie Nikon? Warum nicht lieber mit mir?

|138| 21
Eine Vier für die Polizei
    Herr Voigt: Kommen wir jetzt also zu Mahmoud Karami. Mahmoud steht in vier Fächern auf Fünf: in Englisch, in Musik, Erdkunde und in Französisch.
     Er würde also somit die zehnte Klasse nicht bestehen. Selbst wenn er eine Fünf durch Mathe und Physik ausgleichen kann, bleiben
     immer noch drei übrig. Frau Reiz, Herr Richnow, Herr Müller und Herr Serin: Wie eindeutig sind denn die Fünfen? Und kann man
     daraus vielleicht noch eine Vier machen?
     
    Ich hatte nur wenig Durchblick, wenn es um die Regelungen für das Bestehen einer Klassenstufe ging. Das war mir ausgesprochen
     unangenehm, denn offenbar hing Mahmouds Versetzung in die Elfte – ich unterrichtete ihn in Französisch – auch von meiner Zensur
     ab. Sollte ich darum bitten, dass man mir die Bestimmungen erläuterte? Ich traute mich nicht, denn ich wollte vor Herrn Stern
     nicht als uninformiert dastehen. Aber vielleicht würden ja Frau Reiz, Herr Richnow oder Herr Müller einspringen und ihre Note
     heraufsetzen.
     
    Frau Reiz: Also, von mir kriegt der keine Vier mehr. Wie der sich mir gegenüber aufgeführt hat. Keinen Respekt! Ein wirklich schlimmer
     Schüler!
    Frau Flach: Das stimmt. Richtig frauenverachtend   … Der grüßt nicht mal   … Mich hat der sogar mal als Hure bezeichnet.
    Herr Specht: Also, zu mir war er immer sehr zuvorkommend.
    Frau Flach: Du bist ja auch ein Mann.
    |139| Herr Specht: Aber man muss ihn auch verstehen, dass er so schwierig ist. Er hat es schließlich in seiner Klasse nicht gerade einfach.
    Frau Flach: Ich hab es in meinen Klassen ebenfalls oft nicht einfach. Bin ich deswegen männerfeindlich?
    Herr Specht: Hin und wieder schon.
    Frau Flach: Was soll denn das heißen? Das ist ja wohl eine Frechheit! Also, ich weiß nicht, ob ich mir das länger antun muss. Wie mich
     die Schüler behandeln! Hh   … Hh   … Und jetzt auch noch Kollegen.
    Herr Stern: Norbert, jetzt lass mal gut sein! Lass mal, Ritachen!
    Herr Voigt: Ich denke, wir wissen alle,

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