Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)
Pamela Hunger. Sie holte Brot und Käse,
trank Mineralwasser und wieder Wein.
Dann hatte
Lucius noch von seinem Tag erzählt, wie alles nach Plan gelaufen sei, wie berechenbar
doch die Menschen in ihren Reaktionen waren. Bei der Brücke oberhalb Weißenburg
habe eine Streife der Kantonspolizei Francis’ Rad und diverse Gegenstände gefunden.
Sie hätten ein Protokoll erstellt. Die Polizei war infolge des Hochwassers und mit
dem Großaufgebot für das Fußballspiel voll ausgelastet gewesen. Wegen des Briefs
hätten sie schließlich die Vermisstenanzeige angenommen. Jemand von der Polizei
werde am Montag vorbeikommen, um ein Protokoll aufzunehmen.
Der Duft nach gebratenem Speck schlug
ihr beim Betreten der Küche entgegen. Lucius war schon wieder mit Cooper draußen
gewesen, jetzt dampfte eine Speckrösti in der Bratpfanne. Er lachte ihr froh entgegen,
heute, Sonntag, war die Zeit für einen Brunch mit allem Drum und Dran. Grapefruitsaft,
Joghurt, Quark, Bernerzopf, Buttermödeli, Flocken, Pfirsichkompott, Emmentaler Käse
und Hobelkäse, sogar ein Teller mit Bünderfleisch waren aufgestellt, das Essen,
an das er in seinen Heimwehträumen denken mochte. Und eben die Rösti. Er hatte alles
gestern Nachmittag eingekauft, zur Ablenkung, weil er doch immer an Pamela und Josy
denken musste. Er fragte: »Nun, hat Josy sich vielleicht gemeldet?« Pamela verneinte,
sie erwartete es auch noch nicht, Josy mochte ausschlafen oder zur Sonntagsmesse
gehen. Lucius ergänzte: »Gestern mochte etwas viel gewesen sein für sie, sie ist
so ein halbes Portiönchen. Ich werde sie vermissen. Jetzt lächelte er, »Fast so
sehr wie dich!« Das erinnerte Pamela daran, dass er Mitte der Woche zurückflog.
Morgen würde jemand von der Polizei
herkommen, möglicherweise musste Francis’ Zimmer gezeigt werden. Lucius hatte auch
hier gestern schon alles gesichtet. Francis hatte eine perfekte Ordnung hinterlassen.
Da war dann noch der Schlüssel zum Bootshaus und einer zu seinem Bootshauskästchen.
Francis hatte es erwähnt. Pamela wollte was dort war heute noch holen, es wäre dann
alles beieinander, um es dem Beamten zu zeigen.
»Aha, ja«,
Lucius erinnerte sich beiläufig. »Gestern meldeten sie überall in der Schweiz Hochwasser.
Vor allem das Emmental hat es erwischt, doch auch der Thunersee ist schon an verschiedenen
Stellen über das Ufer getreten. Es ist eine Frage von Stunden, wann sie oben die
Schleusen öffnen. Die Gemeinden unten wehren sich noch, werden aber nachgeben müssen.
Du solltest gehen, bevor das Ufer beim Bootshaus überschwemmt ist.«
Mit Cooper im Heck fuhr Pamela zum
Uferweg hinunter und in den Parkplatz oberhalb des Bootshauses. Der See war eine
dunkelbraune, stark wellende Brühe, schwappte zum Teil schon in den schmalen Fußweg
und hatte die kleine Wiese zwischen Bootshaus und See erreicht. Das war jetzt schon
Hochwasser. Wenn oben die Schleusen geöffnet würden, käme es hier zu einer großen
Überschwemmung. Es war nicht daran zu denken, dem Ufer entlangzugehen, also musste
Cooper im Auto warten. Als schon ganz professionelle Hundehalterin öffnete sie die
Fenster spaltbreit, obwohl ja keine Sonne schien. Sie würde sich beeilen und mit
ihm irgendwo spazieren gehen, wo es einigermaßen trocken wäre. Sie würde es auf
dem Rückweg im Bremgartenwald versuchen. Die riesige Tasche nahm sie mit. Sie würde
einfach alles mitnehmen, was im Kästchen wäre.
Sie steckte
den Schlüssel ins Türschloss und bemerkte, dass die Tür gar nicht geschlossen war.
War denn da jemand? Sie hatte weder ein Auto noch ein Rad bemerkt. Sie öffnete die
Tür und rief, doch da kam keine Antwort. Jemand hatte vergessen, abzuschließen,
vielleicht wurde auch nicht immer geschlossen.
Sie trat
geradewegs in einen Raum, in dem Kanus und Paddel lagen, gestapelt waren und hingen.
Von hier führten drei Stufen ins eigentliche Clubhaus, direkt in ein Clublokal mit
Tischen, Bänken, einer Anrichte und einem Glasschrank mit Trophäen. In einer Ecke
führte eine schmale Treppe nach unten, womöglich in einen weiteren Bootsraum. Vorn
bei den Fenstern befand sich eine Tür zu einem gedeckten Balkon mit Blick auf den
See. Nach hinten gab es zwei Duschen, Toiletten, sowie zwei Garderoben mit den Kästchen;
die unordentliche mochte die der Jungen und Männer sein. Die Kästchen waren nummeriert,
und zu ihrer Erleichterung entdeckte Pamela auf dem Schlüssel eine Zahl.
Francis’
Sachen waren rasch gepackt: Ein seltsam gepolsterter
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