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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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wollte ihn grüßen.
    Sie lief
außerhalb der Laube parallel auf der Straße, da ging es schneller. Knapp sah sie
seinen Kopf, er bog ins Quergässlein ein, dort entging er ihr nicht. Jetzt passierte
sie die Laube, ein paar Menschen waren auch im Quergässlein. Eben sah sie ihn auf
der linken Seite verschwinden.
    Dort war
ein kleiner CD-Shop. Drinnen befand sich eine einzige Kundin. Auch im nächsten Shop
des Asian Food war er nicht. Erstaunt stand sie still. Wie war das möglich? Es blieb
diese massive Holztür dazwischen, der Hintereingang eines Geschäfts. Dann kam noch
ein Eingang, mit Briefkasten, doch das war schon zu weit, so weit weg hatte sie
ihn nicht gesehen, oder doch? Pamela zweifelte. Was suchte sie überhaupt hier? Sie
hatte ihm auch nichts Spezielles sagen wollen, nur grüßen wollte sie. Doch dazu
läuft man doch einem nicht so weit nach! Sie schüttelte den Kopf und machte, dass
sie wegkam.
     
    Josys Notebook
    Ich habe
mir mehr Freiheit gewünscht. Ich habe mir echtes Leben gewünscht, zitterndes Leben.
Es sollte sogar temporeich sein. Ich fühle doch meinen Kopf, so prickelnd lebendig
in seiner unbeschreiblichen Leichtigkeit. Man sollte vorsichtig sein mit seinen
Wünschen.
    Ich habe
mich also mit ihr getroffen, ausgerechnet im Schwellenmätteli, ausgerechnet draußen.
Ja, es war sonnig, warm, so wie es um diese Jahreszeit dort unten jedenfalls warm
sein kann. So viel Feuchtigkeit ist nicht gerade mein Ding. Ich habe mich anständig
angezogen, sonst glaubte sie mir ja nicht. Nur die Tochter des großen Kalla hat
die Möglichkeit, so etwas überhaupt zu ahnen. Wilma würde mich abholen, sie wäre
sozusagen ein weiterer Wahrheitsbeweis.
    Die Luft
war kühl und frisch, das Rauschen des Wassers über den Schwellen war ohrenbetäubend
wie immer hier unten, es war feuchtfrostig, wie ich erwartet hatte. Hätte ich doch
ein Jackett mitgenommen. Innerlich bibberte ich. Möglicherweise weiß so eine Psychologentussi
mehr von einem, als man selbst weiß. Etwas müssen die ja lernen, Menschenkenntnis
zum Beispiel, oder Entwicklungspsychologie. Vielleicht sogar etwas über Beziehungen,
und was Liebe ist. Ich weiß, wenn Menschen lügen. Sie tat es nicht. Sie ist auch
fast zu behutsam, will einem ja nicht zu nahe treten. Sie weiß, dass ich sie bespitzelt
habe, und macht mir überhaupt keine Vorhaltungen so auf die Art: Solange ich nicht
weiß, was der Grund ist, kann ich es nicht einordnen. Die Menschen sind komplex,
nicht gut, nicht schlecht. Man muss bloß Geduld haben. Mir passt diese Art, und
Francis hat Glück, dass so eine gekommen ist.
    Ich hatte
mir einen Zettel geschrieben mit den Punkten, die ich sagen wollte, nicht mehr,
nicht weniger. 1. Mein Vater ist der Meinung, Francis habe etwas, das ihm gehöre.
Mein Vater kriegt immer, was er will. 2. Es ist möglich, dass Francis’ Vater und
seine Mutter ihm genau das nicht gegeben haben. So etwas duldet mein Vater nicht.
3. Er könnte meinen, auch P.T. sei ihm in der Quere. Wer ihm in die Quere kommt,
ist in großer Gefahr.
     
    Ich musste einfach davon ausgehen,
dass sie mir glauben würde. Obwohl das nicht ihre Welt ist. Weil sie eher an pubertäre
Entwicklungsstörungen denkt als an Verbrechen. Sie musste unbedingt sehen, dass
ich nicht lüge, und sie durfte auch nicht denken, ich könnte schizophren sein. Keinesfalls
durfte sie denken, ich brauche Hilfe, und sich deshalb an Wilma wenden. Es ging
einzig darum, sie zu warnen. Für sie selbst und vor allem für Francis. Und ihr auch
beizubringen, dass sie unter gar keinen Umständen zur Polizei gehen durfte, denn
in diesem Fall würde auch ich zum Schweigen gebracht, liebender Vater her oder hin.
    Ich wusste,
ich ging ein Risiko ein. Doch was hatte ich mehr zu verlieren als alles?
    Das habe
ich ihr gesagt, im Konjunktiv. Im Grunde wusste ich schon bei der Dessertkarte,
dass sie mir glaubte, und als ich geendet hatte und meinen Zettel vor ihren Augen
zerriss und in die Aare warf, wusste ich, dass sie im Kern verstanden hatte, worum
es ging.
    Dann kam
Wilma. Sie hatte sich extra chic gemacht, nur um jemanden zu grüßen, einen bestimmten
Eindruck zu hinterlassen, eine reizende Stiefmutter, die erfrischende Gattin des
großen Kalla. Wilma auf jeden Fall war total zufrieden über dieses Treffen.
     
    *
     
    Meinen Vater habe ich heute Abend
abgepasst, ich wusste ja, er geht zu seiner Skatrunde im Hotel Schweizerhof. Ich
hatte mich zurechtgemacht, nicht ganz so farblos und etwas shabby wie sonst. Dazu
hatte

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