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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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Waffentechnik einbauten, dass es nicht
nur Schmalspur-Psychologen für die Manipulation von Menschen empfahlen. Es waren
doch heute weltweit Millionen von spirituell denkenden Menschen, die mit Beten und
Meditation mit aller Kraft an diesem Bewusstsein arbeiteten. Sie zündete eine zweite
Kerze an.
     
    Wie lange dauerte es normalerweise,
bis der Groschen fiel? Eine Nacht, zwei Nächte? Sie hatte nicht die Zeit dazu. Das
Wort Psychodrogen war schon beim Einschlafen wieder da, sie meinte, es zu hören,
ein helles Wort. Um es zu fassen, schlüpfte sie wieder aus dem Bett, setzte sich
im Bademantel auf den Schaukelstuhl. Sie hatten zweifelsfrei den Einsatz einer Psychodroge
auf eine Menge in einem geschlossenen Raum gesehen. Tizian hatte es nicht weggeredet.
Es war Tizian nicht darum gegangen. Dass es so war, das war ihm bekannt, wobei nicht
er den Einsatz ausgelöst hatte. Also ging es ihm um Pamelas Reaktion. Reaktion worauf?
Sein Problem war das Stadion, denn sein Auftrag war dieser in der Luft liegende
Terroranschlag. Er hatte ihre Eltern ins Spiel gebracht. Hatte er sie, Pamela, provozieren
wollen? Misstraute er Lucius? Das war absurd. Also ging es ihm um das Verschwinden
von Francis. Was zum Kuckuck war mit dem Jungen los! Dieser Bengel überspannte die
Grenze des Erlaubten um einiges. Es war klar: Francis war im Stadion einen Durchgang
gegangen, den er nicht gehen durfte, den die Sicherheitskräfte des Stadions nicht
kannten, sonst hätten sie ihn selbst benutzt, den es nicht gab. Noch einmal: Francis
war der Sohn des Architekten. Francis hatte sich mit der Absicht verdrückt, diesen
Durchgang zu erkunden. Er war ein Idiot. Jeder, der diese Aufzeichnungen sah, sah
ihn. Und: Die zwei Typen, die das Ganze angezettelt hatten, kannten den Durchgang
nicht. Und: Spätestens jetzt kannte ihn Tizian. Unzusammenhängend, unbesehen und
völlig aus der Luft gegriffen war der Gedanke da: Maude sind auch Psychodrogen gegeben
worden.
    Jetzt war
der ganze Groschen unten. Das war’s. Bern war eine größere Kleinstadt. Auf jeden
Fall war es keine Chemiestadt. Zweimal Psychodrogen im Abstand eines Kilometers
zur selben Zeit? Beide Male mit einem dicken Link zum Stadion?
    Nein, sie
würde jetzt keinesfalls den Begriff »Mind Control« googeln. Sie verwarf auch den
Gedanken, morgen in einer Buchhandlung ein Buch zum Thema zu kaufen. Sie könnte
beobachtet werden. Sie brauchte es auch gar nicht. Sie hatte es im Unbewussten gehabt,
jetzt erinnerte sie sich deutlich, sie hatte es in einer Psycho-Zeitschrift gelesen:
Es handelte sich um eine spezielle Unter-Anwendung des Begriffs »Mind Control«.
Es sind eben Substanzen, geruchlose, die eingeatmet werden und ein bestimmtes Gehirnareal
aktivieren. Man wird entweder ganz friedfertig oder aber gewalttätig. Diese Substanzen
lassen sich über einer Menschenmenge versprühen. Sind dann auch Aggressionswerkzeuge
greifbar, Stöcke, Hacken, so sind die blutigen Zusammenstöße gewährleistet. Man
hatte es in einem afrikanischen Bürgerkrieg an einer friedlichen Menschenmenge getestet.
    Genau das
hatte sie heute gesehen.
     
    *
     
    Das Bedrohliche war nicht zu fassen.
In der Gasse hing ein leichter Geruch von ranzigem Bratfett und vermischte sich
mit dem von abgestandener Pisse. Sie versuchte, den Mief auszublenden, doch jetzt
wurde daraus ein widerwärtig scharfer Ziegengestank vermischt mit Teer. Der Teergeruch
blieb, es war von Anfang an der unverkennbare Teergeruch gewesen, denn weiter unten
wurde das große Loch in der Pflasterung einfach geteert. Es würde wohl schon bald
wieder geöffnet werden, war ein Provisorium.
    Pamela ließ
sich im gemächlichen Menschenstrom des Samstagmorgens die Laube hochschieben, vom
Markt beim Käfigturm Richtung Loeb Ecke, als sie ein paar Köpfe vor sich den sehr
kurzen Haarschnitt von Nils Rebmanns Kopf entdeckte. Er musste es sein, annähernd,
wobei sie die Stellung seiner Ohren und die Ohrläppchen und seinen Hinterkopf in
Breite oder Rundung nie so exakt begutachtet hatte, dass sie jetzt mit Sicherheit
auf dieses oder jenes Merkmal hätte tippen können. Es war der Gesamteindruck unter
dem Haarschnitt. Nils ging schnell, jetzt schaute er sich um, sah sie aber nicht,
überquerte mit raschen Schritten die Gasse, verschwand hinter dem Laubenpfeiler
beim Kellerloch des Café Roma. Sie löste sich quer aus den Menschen, wartete, weil
eine Tram sich den Weg frei bimmelte, lief ihm nach, spontan, sie freute sich, in
all den Menschen jemanden zu kennen,

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