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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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gespannte Aufmerksamkeit. Pamela stand auf, versuchte beunruhigt,
irgendwo Francis zu entdecken. Die Sicherheitsleute bewegten sich anders, standen
strammer an ihren Plätzen, die sie nicht verlassen hatten. Alle hatten ihre verkabelten
Knöpfe im Ohr. Das Stadion wurde still. Der Korridor war noch immer leer. Jetzt
trabte eine Gruppe der Bereitschaftspolizei direkt unter ihnen vorbei in den Gang.
Im Augenblick war das Stadion elektrisch aufgeladen, die Leute um sie herum standen
alle, um zu diesem Korridor zu sehen. Da musste etwas passiert sein. Der Lautsprecher
knackte und summte, jetzt ertönte extrem laute Ländler Musik. Plötzlich stürmten
sie herein, als wäre der Korken von einer Flasche geknallt, ein Geschiebe von Menschen,
lautlos. Sie waren verstört, bluteten, die meisten waren kreideweiß. Sie wurden
von Sicherheitsleuten vorn am Rand des Spielfelds, das jetzt mit noch mehr Sicherheitsleuten
gesäumt war, vorbeigewiesen, dem direkten unteren Ausgang zu. Jetzt kamen gelb gekleidete
Sanitäter dazu. Verletzte Menschen wurden zum Mannschaftszugang gebracht. Wie aus
dem Nichts erschien vor Pamela ein weiteres Gatter, wurde hochgezogen. Pamela staunte
über die Ruhe der Menschen um sie herum. Sie verständigten sich: Da war etwas geschehen.
Man muss schauen, dass keine Panik ausbricht, darum die Gatter. Man muss halt jetzt
warten. Das sagten sie in ihrer ruhigen Berner Sprache, Pamela war überrascht von
dieser Gelassenheit, das musste jetzt die berühmte Berner Art sein. Die Musik verstummte.
Auf den großen Leinwänden war das Bild eines der beliebten Sportmoderatoren zu sehen.
Er schaute todernst, entgegen seiner Gewohnheit redete er langsam und deutlich.
Beim Zugang der St. Galler Fans war eine Massenpanik ausgebrochen, bei der es auch
Verletzte gab. Diese war jetzt unter Kontrolle. Die Stadionverantwortlichen bedauerten
das Unglück zutiefst. Unter diesen Umständen gelte es, den Schaden möglichst zu
begrenzen, das hieß, leider musste das Spiel abgebrochen werden. Das Publikum werde
das Stadion Sektor um Sektor geordnet verlassen. Jeder Einzelne sei verantwortlich,
dass sich nirgends ein Stau bilde. Alle müssten jetzt ruhig auf ihren Plätzen warten,
bis die Reihe an ihnen sei, das sei das Wichtigste. Es eile nicht, es sei überhaupt
keine Gefahr. Er habe jetzt den Leiter Stadionsicherheit hier oben im Studio sowie
den Chef der Bereitschaftspolizei Bern. Das Publikum könne von den Plätzen aus auf
den Bildschirmen und aus den Lautsprechern direkt die Anordnungen sehen und hören,
die zu befolgen seien.
    Dann war
es der Polizeiverantwortliche, der militärisch knapp das Gleiche sagte. Jetzt war
es wieder der Moderator, der sich mittlerweile in seiner Rolle zurechtfand und wortreich
kommentierte, was von oben zu sehen war: Sektor C4 gegenüber kam in Bewegung, das
oberste Tor wurde wieder geöffnet, es wurde nicht gedrängelt, geordnet gingen die
Leute die Treppe hoch, Reihe um Reihe leerte sich der oberste Bereich von Sektor
C. Der Moderator war des Lobes voll.
    Das Handy,
natürlich konnte sie sich mit Francis per Handy verständigen. Pamela angelte es
aus der Tasche, sie hatte Francis Nummer programmiert, doch nichts, es war tot.
Sie sah sich um. Leute um sie herum schienen wie sie den Impuls gehabt zu haben,
jemanden anzurufen. Keiner hatte Empfang. Entweder war das Netz zusammengebrochen
oder die Polizei hatte es abgeschaltet. Jetzt erhob sich doch ein Murren, das konnte
ja nicht wahr sein, wenn man einmal wirklich darauf angewiesen war, ausgerechnet
dann war es weg. Die zu Hause sahen doch im Fernsehen, dass im Stadion ein Durcheinander
war, die wollten möglicherweise auch anrufen, die mussten sich jetzt sorgen. Bei
allem Unverständnis blieben sie weiterhin ruhig, diese Berner. Pamela fühlte sich
doch sehr anders, nächstens würde sie schreien oder hyperventilieren. Wo war Francis?
Und wenn er dort gewesen war, wo das Massengedränge entstand? Und wenn er verletzt
worden war? Sie war hier hilflos eingesperrt. Dann besann sie sich. Genau so etwas
war eine Vorstufe von Panik. Schwappte jetzt gar eine Panikwelle durch das Stadion?
War sie Teil einer verunsicherten Masse? Jetzt musste sie sogar dankbar sein für
die Gitter, die Korridore. So würde sie zumindest nicht zertreten werden. Ja, natürlich
kannte sie die Verhaltensanleitungen zur Panikbekämpfung: beim ersten Anzeichen
einen Vierpunkte-Verhaltensplan für eine konkrete Situation festlegen. Punkt eins:
einen Fluchtplan erstellen.

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