Follower - Die Geschichte einer Stalkerin
hinunter.
„Lass die Cool-Tuerei einfach sein, Curly. Vertrau mir endlich, so wie ich dir. Ich bin mit dir zusammen, weil du mich so aushalten kannst, wie ich bin und ich mich nicht verstellen muss. Aber mir musst du das auch zutrauen, dass ich dich aushalte. Sei einfach, wie du bist und vertrau darauf, dass mir das gefällt“, sagte er.
„Manchmal denke ich, du bist nicht echt“, flüsterte sie und zog ihn zu sich herunter. „Hast du überhaupt was an unter deinem Bademantel?“
„Nein“, grinste er. „Ich dachte, das lohnt sich nicht.“
„Richtig gedacht.“
„Zwei Dinge musst du mir versprechen, Curly“, sagte er. „Erstens, wenn wir mal ein Kind haben, dann fängt sein Name nicht mit D an.“
Patricia lächelte. „Auf keinen Fall mit D. Geht klar.“
„Zweitens wirst du als Haarspezialistin das Kind bürsten und frisieren, denn es wird garantiert ein störrischer Lockenkopf. Aber ich hätte gerne ein stylisches Kind.“
„Stylisches Kind, sehr wohl“, sagte Patricia und verschloss seine Lippen mit einem Kuss.
23
Das Meer brandete über ihre Füße und Daniela schluchzte auf. Ihr Leben war vorbei, das hatte sie so beschlossen. Mit dieser Schuld konnte sie nicht weiter leben. Sie hätte alles für Alex getan, aber stattdessen war sie diejenige, die ihn ausgelöscht hatte. Seine blauen Augen schienen sie anzusehen, anzuklagen. Und die bösen Worte im Forum … sie war eine Mörderin. Schlimmer noch, sie hatte eine ganze Serie zerstört, denn BIH ohne Alexander Garbach war nicht denkbar. Daniela ging ein paar Schritte nach vorn. Sie würde ins Meer gehen. Einfach hinaus schwimmen, so weit sie konnte. Und dann ertrinken. Eine weitere Welle rollte heran und riss sie fast von den Füßen. Das Leben war so ungerecht. Aus einer guten, liebevollen Absicht hatte es ihr einen Strick gedreht und jetzt zog es die Schlinge zu. Sie musste nur noch springen. Wieder weinte sie. Das Wasser war kalt und so voller Kraft. Wie lange würde es wohl dauern, bis sie ertrank?
Sie wischte sich über das Gesicht und dachte an Kiran. Wenn er BIH verließ, wo war er dann? Gab er den Schauspielberuf auf? Am Ende war das dann auch noch ihre Schuld! Daniela atmete durch und schniefte. Wenn sie das vorher gewusst hätte. So viel hatte sie investiert, so viel verloren. Alles. Und alles für ihn. Kiran hatte es nicht zu schätzen gewusst. Nicht ihre Gefühle, nicht ihre Mühe. Er hatte sie abgelehnt und geschlagen. Bei diesem Gedanken überfiel sie vollkommene Trostlosigkeit und sie ging noch etwas weiter ins tiefere Wasser. Es reichte ihr jetzt bis zur Taille und die Kälte fraß sich durch ihren Körper. Ihr Opfer für Kiran, für seine Liebe, es war für immer. Und ihr blieb nichts am Ende.
Ein Schrei löste sich aus ihrer Kehle. Sie schrie laut und verzweifelt gegen das Rauschen der Wellen an. Diese Ungerechtigkeit! Das konnte kein Mensch aushalten. Niemand. Dann weinte sie und schlug mit der Hand auf das Wasser, das dreist und ungerührt um ihren Körper floss.
Wenn sie es genau bedachte, lag die Schuld auch bei ihm, denn er hatte ihr keine Chance gegeben. Hatte schon beim ersten Date, das sie bescheiden angefragt hatte, nein gesagt. Dabei hatte er geglaubt, dass sie ihn freundlich gerettet und in seiner Trunkenheit mit nach Hause genommen hatte, wo er in Sicherheit ausschlafen konnte. Musste er dafür nicht dankbar sein? War ein kleines Treffen für diese Leistung zuviel verlangt? Recht arrogant hatte er sie abgewiesen. Sie, seine Retterin.
Daniela spürte, wie sich ihre spezielle Fähigkeit meldete und plötzlich sah sie die Dinge klar. Die ganze Zeit über hatte sie Kiran vergöttert und ihn durch einen verklärenden Filter gesehen. Ihre Liebe hatte sie blind für seine Schwächen gemacht. Kiran konnte nicht lieben. Und deshalb, nur deshalb, war er immer allein gewesen! Daniela war fassungslos, dass sie diesen Umstand übersehen hatte. Kiran hatte eine schwere Beziehungsstörung, die es ihm unmöglich machte, eine dauerhafte Bindung einzugehen. Ja, das war es. Im Grunde hatte sie unter diesen erschwerten Bedingungen sehr viel bei ihm erreicht. Er hatte sie geküsst. Für seine Verhältnisse war das schon ein echtes Liebesgeständnis. Aber geschlagen hatte er sie auch. Wie naiv sie gewesen war!
Die Kälte einer neuen Welle überrollte sie. Was tat sie hier eigentlich? Sich für einen Mann umbringen, der es gar nicht wert war, der nicht erkannte, was sie für ihn tat? Sollte er doch bei BIH aussteigen.
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