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Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Titel: Follower - Die Geschichte einer Stalkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Reiten auch mal zeigen? Vielleicht können wir mal zusammen ausreiten“, schlug sie vor.
    Er lächelte und Danielas Herz schlug freudig.
    „Klar, aber auf nem ganz braven Gesellen erst mal. Wir wollen ja nicht, dass du nen Abgang machst“, antwortete er.
    „Nein, das wollen wir nicht.“
    Wir.
    Schritte kamen über die Stallgasse und Daniela hörte an dem Geräusch, dass die Person hohe Absätze trug. Sie drehte sich herum und sah eine Frau auf sich zukommen. Sie war schlank, schwarzhaarig und trug einen knielangen, bunten Rock samt farblich passender Bluse.
    „Aileen! Du bist verrückt!“, rief Robert und seine Stimme verriet ehrliche Freude. Er lief auf die Frau zu und sie fiel ihm um den Hals. „Ich dachte, du kommst erst mit den Feriengästen an.“
    Aileen lachte. „Ich wollte dich überraschen und dich auch noch etwas für mich haben, bevor die alle da sind. Und jeder Tag zählt, sonst lern ich nie reiten.“
    Daniela starrte auf die Szene. Ganz kurz kam in ihr die Hoffnung auf, dass Aileen Roberts Schwester oder eine andere Verwandte sein könnte, aber dann trafen seine Lippen auf ihre und sie sah, wie seine Hand ihre Taille umfasste. So berührte ein Mann eine Frau, die er begehrte.
    Das alte, bekannte Schwindelgefühl kroch in ihren Kopf. Das durfte nicht sein. Robert … er durfte keine Freundin haben. Das war unfair. So verdammt ungerecht. Die Enttäuschung erfasste sie wie eine der Wellen, in denen sie hatte sterben wollen.
    Daniela drehte sich um und ging zur Futterecke. Sie wollte allein sein, weil sie sich beruhigen musste. Sie taumelte etwas beim Laufen, fing sich aber wieder. Jetzt brauchte sie schon wieder ihre spezielle Fähigkeit, um den Durchblick zu bekommen. Nur so konnten sie die Kontrolle zurückerlangen. Robert. Sie hatte ihn entdeckt. Es war eine Fügung, dass er sie auf seinem Ausritt hatte schreien hören. Und er war diesem Schrei auch gefolgt und hatte sie sofort angenommen. Tat man das, wenn man so gar kein Interesse an einer Person hatte? Eher nicht.
    Daniela begann, verschmutzte Eimer ineinander zu stapeln. Wie oft geschah es, dass jemand in einer Beziehung steckte und dann ganz plötzlich jemand anderen kennenlernte? Ständig. Es musste gar nichts heißen, dass Robert eine Freundin hatte. Und wenn doch … Daniela lugte um die Ecke. Robert führte Barbarossa davon und Aileen ging neben ihm. Sie trippelte ein wenig auf ihren hohen Schuhen. Allein das zeigte schon, dass sie nicht zusammen passten. Mit solchen Schuhen in einen Stall zu gehen, war lachhaft.
    Daniela stellte sich vor, wie Aileen mit diesen Schuhen auf dem Hof stolperte und hinfiel. Dabei konnte sie sich zum Beispiel den Knöchel verstauchen und musste dann im Haus bleiben, um den Fuß hochzulegen, während Daniela allein mit Robert weiterarbeitete und ihn an sich gewöhnte.
    Lauf nur weiter, dachte Daniela. Etwas Besseres konnte ihr in der Situation gar nicht passieren, als dass Aileen lang hinschlug. Verbissen arbeitete sie eine Weile in der Futterecke, wobei ihr die unterschiedlichsten Dinge durch den Kopf gingen. Einige Gedanken waren sehr aufregend. Gewagt. Aber es war theoretisch möglich , dass es funktionierte. Sie hatte schließlich dazu gelernt. Die Art und Weise, wie sie Kiran an sich gewöhnt hatte, war zu schwierig und unpraktisch gewesen. Es war viel Zwang damit verbunden und Kiran hatte kein Verständnis für diese notwendigen Maßnahmen aufgebracht. Die Methode, einen Mann zu etwas zu zwingen, hatte sich nicht bewährt. Männer hatten ihren eigenen Willen und sie waren so freiheitsliebend und ein wenig wild. Sie hatten den Instinkt, gegen jede Einschränkung anzugehen. Sie waren komplizierte Geschöpfe, die man geschickt behandeln musste. Das Beste war, wenn die Männer glaubten, dass das, was man von ihnen wollte, im Grunde ihrem eigenen Willen entsprach.
    Sie musste freiwilliges Interesse in dem Mann wecken und ihn von sich überzeugen, ihn langsam gewöhnen und ihm zeigen, was für ihn das Beste war. Männer fielen leicht auf bestimmte Frauen herein. In dem Punkt hatte Patricia recht gehabt. Man musste einem Mann etwas anbieten, das ihm gefiel. Wie auf einem Basar. Er entschied sich zwischen den feilgebotenen Dingen. Und dabei war es extrem hilfreich, wenn die Stände in der Nähe des eigenen nichts Tolles im Angebot hatten.
    „Patricia?“
    Roberts Stimme. Sie fuhr herum. Da stand er und sah etwas verlegen aus.
    „Sorry, dass ich dich kurz allein gelassen hab. Aileen ist einfach so

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