Follower - Die Geschichte einer Stalkerin
hätte, verschwieg sie wohl besser. Wenn er sich ein wenig sorgte, war er motivierter, sich mit ihr zu befassen. Daniela war glücklich. Zum ersten Mal erlebte sie das schöne Gefühl, dass ihr ein Mann zur Seite stand. Ganz freiwillig. Anders als bei Kiran, der sich nicht mal unter Zwang wirklich für sie interessiert hatte. Robert gefiel ihr. Optisch und charakterlich, und es war einfach, sich ihm zu nähern. Dazu kam, dass er kein Interesse an den anderen beiden Praktikantinnen zeigte. Sie hatte ihn für sich allein, nur für sich.
Zufrieden machte sie sich an die Arbeit.
Den Tag verbrachte sie mit Robert im Stall. Sie reinigte gründlich die Fenster, staubte die alten Balken ab und entfernte Spinnweben. Martina kam am Nachmittag vorbei und sparte nicht mit Lob, das Daniela bescheiden entgegennahm.
„Das macht richtig was her“, gab Martina zu.
„Ich kann morgen gleich hier weitermachen“, sagte Daniela und Martina zeigte ihr den Daumen nach oben.
24
Am Abend lag Daniela im Bett und schaute an die dunkle Zimmerdecke. Das Notebook hatte sie heute nicht eingeschaltet. Sie wollte gar nicht mehr online gehen. Die virtuelle Welt mit ihren Foren und Usern passte nicht zu dieser hier, wo es bodenständig zuging. Sie dachte an Robert. Es hatte ihr gefallen, ihm beim Arbeiten zuzusehen. Er konnte zupacken. Er war ein Mann, der die Dinge überblickte und Anstrengungen nicht aus dem Weg ging. Sie atmete zufrieden durch und roch das würzige Aroma von Meerwasser und Heu. Eine wunderbare Kombination. Roberts Duft, daran erinnerte sie sich auch noch, an sein Heulager. Sie schloss die Augen und beschwor einen neuen Wunschtraum herauf. Seit Jahren war dies der erste, in dem Kiran keine Rolle spielte.
Sie lag neben Robert auf seinem Heulager und er hatte den Arm um sie gelegt. Das Kätzchen schnurrte auf ihnen und Robert drehte den Kopf, um Daniela zu küssen. Sie konnte seine Körperwärme fast spüren in ihrer Fantasie. Vielleicht, weil sie ihn schon berührt hatte. Sie kannte seinen Duft, das Gefühl, seinen Körper durch Stoff zu fühlen …
Mit diesen Bildern schlief Daniela selig ein.
Als der Wecker sich meldete, langte sie neben sich und stellte ihn ab. Sie räkelte sich wohlig. Der heutige Tag lag wie ein süßes Versprechen vor ihr. Es fiel ihr leicht, aufzustehen.
Daniela duschte, zog sich an und trug etwas Make-up auf. Ganz wenig, sodass sie gerade mal natürlich frisch wirkte. Dann ging sie bestens gelaunt zum Frühstück hinunter. Heute verbrachte sie den ganzen Tag mit Robert und konnte ihn noch näher kennenlernen. Sie würden Pferde pflegen und waschen, Seite an Seite.
Sie nahm nur einen schnellen Kaffee und ein Brötchen in die Hand, dann sagte sie Martina, dass sie direkt im Stall anfangen wolle, sie hätten einen langen Tag vor sich. Martina hielt wieder den Daumen hoch und ließ sie gehen. Daniela strebte dem Stall zu. Sie freute sich so sehr auf Robert.
Der stand neben Barbarossa und bearbeitete den nass glänzenden Hengst. Der Boden war dunkel vom Wasser, Robert hatte schon mit der Pferdepflege begonnen.
„Da bist du ja“, begrüßte er sie. „Oh, du siehst aber heute wesentlich besser aus.“
„Mir geht’s auch wesentlich besser als gestern“, sagte sie.
„Das hör ich gern. Hab mir schon Sorgen gemacht. Was auch immer du da hast, es geht vorbei. Darauf musst du vertrauen. Mach ich auch immer so.“ Er lächelte ihr zu und fuhr mit einem gebogenen, glänzenden Ding über Barbarossas Fell.
„Das ist ein Schweißmesser. Eine Art Abzieher für Pferde, wenn du so willst. Ich hab ihn nach dem Ausritt heute Morgen gewaschen und mit dem Ding hier zieht man das meiste Wasser aus dem Fell. Schau, so.“
Er zeigte ihr, wie man das Schweißmesser über das Fell führte. Wasser tropfte zu Boden.
„Heute wasche ich auch die anderen, damit sie schick aussehen. Wenn du willst, kannst du später mit Lord Nelson üben. Er lässt sich gut waschen“, sagte Robert.
„Mach ich. Wenn du es mir noch mal zeigst“, sagte Daniela und lächelte ihn an. „Ich mache erst noch in der Futterecke sauber. Den Rest von gestern.“
„Super. Da freut sich Martina.“ Robert nahm ein Handtuch und rieb Barbarossas Gesicht damit ab. Der braune Hengst schien es zu genießen, denn er hielt Robert seinen Kopf hin. Daniela betrachtete Roberts Nacken, den er ihr zuwandte. Wie es sich wohl anfühlte, mit den Fingern über seine Haut zu streichen? Er drehte sich wieder zu ihr um.
„Würdest du mir das
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