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Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Titel: Follower - Die Geschichte einer Stalkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Erholungspause von dem Schrecken. Diese ganze Sache stresste sie inzwischen sehr. Dass Kiran sterben könnte, an einer Überdosis zum Beispiel, das war ihr bisher nicht in den Sinn gekommen. Sie musste unbedingt vorsichtiger sein.
    Sie schüttelte den Gedanken ab. Kiran lebte und man musste nicht an so etwas denken.
    Die Polizei wird nach ihm suchen.
    Daniela bezweifelte, dass sie hier jemand fand. Und wer hatte sie schon bemerkt? Der Barkeeper. Und der hatte das bestimmt sofort wieder vergessen. Damals hatte sie kein Problem darin gesehen, beobachtet zu werden, denn es gab keine Pläne, Kiran zu entführen. Sie hatte ihn nur kurz mitnehmen wollen. Eine Gefangennahme war nicht vorgesehen. Schon möglich, dass sie dadurch Fehler gemacht hatte. Sie musste sich mit dem Gedanken beschäftigen, Kiran woanders hin zu schaffen. Fort von Berlin.
    Sie ging in die Küche, um etwas zu trinken nach der Anstrengung, und sie würde eine neue Unterkunft suchen. Für sie beide. Kiran brauchte jetzt Zeit, ihr wieder zu vertrauen. Diese Sache mit der Spritze hatte viel kaputt gemacht. Sie hätte ihn nach dem Kuss nicht freilassen sollen, aber es war zu spät. Was tat er wohl, wenn er das nächste Mal zu sich kam? Sie musste sich auf Konflikte einstellen. Er konnte toben, sich wehren oder schreien. Das musste sie in den Griff bekommen. Es konnte genügen, ihn ein bisschen einzuschüchtern und dann langsam wieder an sich zu gewöhnen. Er hatte eine schlechte Erfahrung hinter sich und daraus folgte mit hoher Wahrscheinlichkeit Misstrauen.
    Daniela öffnete das Notebook und trank einen Schluck Wasser. Wenn sie eine andere Bleibe fand, dann lag noch das Transportproblem vor ihr. Kiran verließ Berlin nicht freiwillig. Und wenn sie wieder K.O-Tropfen verabreichte, machte sie ihn wütend. Aber andererseits … blieben ihr sonst kaum Möglichkeiten. Wenn sie ihm nur wenig gab, reichte das, um seinen Widerspruchsgeist zu dämpfen. Sie traute sich nicht, nochmal eine neue Droge zu kaufen. Zu riskant in jeder Hinsicht.
    Daniela öffnete den Browser. Sie würde schon etwas Geeignetes finden, wo sie Kiran unbemerkt unterbringen konnte.
     
    Das Freizeichen ertönte und sie ließ es weiter klingeln. Niemand hob ab. Patricia wartete, bis der Anruf abgebrochen wurde, dann wählte sie wieder Danielas Festnetznummer. Die Frau hatte keinen Anrufbeantworter.
    Blieb noch die Handynummer. Patricia überlegte. Das Festnetz hatte sie anrufen können, ohne ein zu großes Risiko einzugehen. War Daniela zu Hause, hunderte Kilometer entfernt, dann konnte sie halbwegs sicher sein, dass es ein Fehlalarm war. Aber sie war zumindest in diesem Moment nicht dort. Sie konnte natürlich unterwegs sein, joggen, spazieren oder sie war verabredet.
    Oder sie ist in Berlin.
    Wenn sie jetzt das Handy anwählte, konnte es sein, dass Daniela nicht dran ging. Oder dass es ausgeschaltet war. Aber wenn sie den Anruf annahm, was konnte sie dann sagen? Es musste etwas sein, das ihr Gewissheit gab. Ein Trick, irgendwas, womit Daniela nicht rechnete und was noch okay war für den Fall, dass Daniela gar nichts mit Kirans Entführung zu tun hatte. Und dass ihn jemand entführt hatte, daran glaubte sie jetzt fest. Es sprach einfach zu viel dafür, dass an der Sache was faul war. Die vernünftigen Erklärungen waren ihr über das Wochenende ausgegangen.
    Patricia gab Danielas Handynummer ein und drückte die Ruftaste.
     
    Das Handy auf dem Küchentisch klingelte und Daniela griff danach, während sie sich Ferienhäuser in einsamer Lage im Internet ansah. Sie schaute auf das Display. Nummer unbekannt. Das konnte jemand von der Arbeit sein wegen morgen. Das Beste war, einfach noch Urlaubstage zu beantragen und wenn sie nein sagten, würde sie einfach nicht mehr hingehen. Aber der verlängerte Urlaub schien ihr zunächst das Unverfänglichste zu sein, bis sie das mit Kiran geregelt hatte. Wenn sie jetzt sofort kündigte, erzeugte das zuviel Aufsehen. Sie nahm den Anruf an.
    „Daniela?“, fragte eine Stimme, die ihr bekannt vorkam.
    „Ja. Wer ist da?“
    „Ich habe eine Armbanduhr gefunden und rufe jetzt verschiedene Leute an, ob sie eine verloren haben. Die Uhr lag in der Umkleide am Set. Hier ist Patricia.“
    Patricia.
    Danielas Hand krampfte sich um das Telefon. Jetzt musste sie ruhig bleiben, obwohl ihr Herz raste. Einfach auflegen war verlockend, aber auch Verdacht erregend.
    „Ich hab nichts verloren“, sagte sie rau. „Aber danke für den Anruf.“
    „Okay“, sagte Patricia.

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