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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Zwerg stieß einen verliebten Seufzer aus. »Die Dame...«, hauchte er und sagte kein weiteres Wort.
    »Aurora«, sagte Brian und warf ihr einen scharfen Blick zu. »Ich bin wirklich nicht sicher, ob -«
    Doch sie hatte es eilig, auf die Party zu kommen, und zog ihn ungeduldig am Arm. »Nun komm schon«, beharrte sie und ging los, immer den Laternen nach, die den Weg durch das ansonsten stockfinstere Kellergewölbe erhellten.
    »Aurora!« Seine Stimme war streng, doch sie ging unbeirrt weiter und zwang ihn, ihr nachzulaufen; er holte sie tatsächlich erst ein, als sie die Brücke fast erreicht hatte.
    »Aurora«, fragte er, als er endlich wieder an ihrer Seite war, »bist du wirklich sicher, daß wir auf eine Party gehen sollten, wo schon die Türsteher zu sind?« Sie ging nicht darauf ein. »Was ist denn das?« rief sie aus, als sie die Schlucht erreichten. Auf der Brücke hatte man die Laternen gefährlich nah an den Abgrund gerückt, um soviel Platz wie möglich zu lassen.
    »Aurora!« Als sie den Fuß auf die Brücke setzte, packte Brian sie am Arm. Sie drehte sich mit unerwarteter Heftigkeit nach ihm um und riß sich los, wobei sie aus Versehen eine Lampe über den Rand stieß. Sie fiel wirbelnd hinunter und verlosch fast sofort, doch nicht, ohne ihnen vorher einen Blick in erschreckende Tiefen gewährt zu haben. Falls die Laterne zuletzt irgendwo unten aufschlug, hörten sie es nicht.
    »Jesus Christus«, sagte Brian (kein leichtfertiger Übertreter des zweiten Gebotes), als er in den Abgrund spähte. »Was zum Kuckuck ist das?«
    Aurora nutzte die günstige Gelegenheit und setzte sich wieder in Bewegung. Brian folgte ihr- selbstredend mit der größten Vorsicht - und bekam sie erst wieder zu fassen, als sie die Brücke schon ein ganzes Stück hinter sich gelassen hatte. Und hier verschlug es sogar ihm vorübergehend die Sprache, als sich seinen geblendeten Augen der Zauberwald von Lothlorien, die Stätte des Gelages, offenbarte.
     
    III
     
    Auf einer Lichtung stand ein großer Pavillon, ein langes offenes Zelt aus laubgrüner Leinwand und grauen Eschenpfosten, und darin befand sich eine Bar, die durch ihre geschickt gestaltete Holzverkleidung den Eindruck erweckte, als sei sie soeben dem Erdboden entsprossen. Dadurch fügte sie sich, wiewohl mit allen Errungenschaften der modernen Technik - und den besten Getränkemarken - ausgestattet, fast vollkommen in die Atmosphäre des Waldes ein. Natürlich ließen sich gewisse Anachronismen nicht vermeiden: So saß Z. Z. Top in voller Gefechtsmontur vor einem angebrochenen Sechserpack Schlitz und ließ sich den edlen Gerstensaft gerade aus einer kräftig geschüttelten Dose in den Rachen rauschen.
    Außerhalb des Zeltes mischten sich Bohemier mit Tolkienianern, die sich mit Grauen Vrouwen mischten, die sich mit allerlei anderen Gästen mischten. Manche tanzten zur Musik einer improvisierten Band, die ein Mittelding zwischen mittelalterlichen Spielmannsliedern und Jazz-Rock zum besten gab; andere standen nur herum, tranken und plauderten. In eine Senatorentoga gehüllt, unterhielt sich Fujiko angeregt mit Noldorin, jenem Präsidenten des Tolkien-Hauses, der im Austausch für die Gelegenheit, die Graue Vrouwe kennenzulernen, ganz Bohemia die Ehrenmitgliedschaft gewährt hatte. Sie schienen prima miteinander auszukommen, wie es denn im ganzen Garten kaum ein Paar gab, das nicht entweder glücklich ausgesehen hätte oder aber zu angetütert, um sich um Äußerlichkeiten zu kümmern.
    Während Aurora die Gesichter musterte, wandte Brian den Blick gen Himmel. Wie Löwenherz vor ihm, durchschaute er sofort die Täuschung.
    »Eine Kuppel«, sagte er nicht unbeeindruckt. »Eine unterirdische Kuppel.«
    Ein anderer Präsident des Hauses, Shen Han, kam just in diesem Augenblick vorbei und hörte Brians Worte, ging indes - wie damals bei Löwenherz - nicht weiter darauf ein. Was hätte er auch sagen können? Natürlich waren die Sterne, die am Himmelsgewölbe über dem Garten funkelten, eine Projektion, und Shen Han kannte durchaus die verborgenen Regler, die sie heller oder matter leuchten ließen, wußte ebenso, wie sämtliche atmosphärischen Gegebenheiten in Lothlorien nach Wunsch beeinflußt werden konnten: der Wind, der Nebel, der sich jetzt den Gästen verführerisch um die Fesseln schmiegte, und die Temperatur. Wie das im einzelnen technisch bewerkstelligt wurde, wußte er allerdings nicht, da weder er noch sonst ein Mitglied der Tolkienia (trotz teilweise emsiger Suche)

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