Fool on the Hill
selbst wenn, hätte er nicht gewußt, wohin sich wenden), schlug er einen Haken ins Schlafzimmer und versuchte, die Tür hinter sich zu schließen. Der Drache war ihm auf den Fersen gefolgt und bekam eine Tatze und die Schnauze in den Spalt; die Tür zweimal rasch auf- und zugeknallt, und das Untier besann sich eines Besseren und zog sich
.. , zurück.
Hinter verschlossener und (was immer der billige Riegel auch taugen mochte) verriegelter Tür erwartete George das unvermeidliche Bersten und Splittern, wenn das Ungeheuer von draußen mit Krallen und Zähnen gegen das Holz angehen würde. Das Geräusch, das er statt dessen vernahm - das stetige Saugen, mit dem der Drache immer mehr Luft in sich hineinpumpte -, war allerdings noch beängstigender. Er blies sich wieder auf. George hatte plötzlich die Vision eines löwengroßen Drachen, der durch die Tür brach und ihn, ohne auf weiteren Widerstand zu stoßen, niederstreckte.
Schreiben ohne Papier. Stell dir vor, daß du ohne Papier schreibst.
»In Ordnung!« schrie George, plötzlich wutentbrannt. Er hämmerte selbst ein paarmal gegen die Tür, um sich Gehör zu verschaffen. »In Ordnung! Du möchtest spielen, möchtest ein echter, lebendiger Drache sein, schön! Ich werde der gottverdammte Weiße Ritter sein, und wir wollen doch mal sehen, wie dir das gefällt!«
Zu sich selbst sagte er: Das ist eine Geschichte, ein Gedankenspiel: Alles ist möglich. Du schließt jetzt die Augen, drehst dich um und machst sie wieder auf. Dann liegt ein Schwert auf dem Bett.
Er schloß die Augen. Er drehte sich um und machte sie wieder auf.
Das Bett atmete. Die nunmehr anthrazitgraue Tagesdecke hob und senkte sich in einem gleichmäßigen Rhythmus. Beide Kissen hatten sich platt gegen das Brett am Kopfende gedrückt, als grauste ihnen vor etwas; eine Waffe konnte er allerdings nicht entdecken.
»Verdammt!« sagte George. »Ich hab gesagt, ich will ein Schwert!«
Sein Kopf fühlte sich so leicht und leer wie eine Seifenblase an, trotzdem schaffte er es, sich zu konzentrieren, und wurde noch wütender, als das störrische Schwert weiterhin nicht erscheinen wollte. Dann kam ein besonderer Augenblick - ein Augenblick des Übergangs -, da alle Angst und jeder Gedanke an den Drachen schlagartig verschwanden und einen rasenden Haß zurückließen, einen Haß auf diese Geschichte, die sich weigerte, nach seinem Willen zu enden.
»Da auf dem Bett«, sagte George in einem Ton, der keinen Widerspruch mehr zuließ, »ist ein Schwert.«
Plötzlich drang ein Windschwall ins Zimmer. Mit einem leisen, prasselnden Geräusch platzte eine Naht in der Tagesdecke auf, und der Griff eines Schwertes (ein reichverzierter Griff mit einer weißen Rose und einem roten Kreuz auf dem Knauf) schob sich gewaltsam aus der Matratze. Als er etwa sechs Zoll aus dem Bett hervorstand, so daß bereits der Ansatz einer scharfen Klinge zu sehen war, hielt er in seiner Bewegung inne und wartete darauf, ergriffen und herausgezogen zu werden.
Der Drache hatte aufgehört, Luft in sich hineinzupumpen, und verhielt sich ruhig. George zögerte keinen Augenblick mehr. Mit weit muskulöseren Schenkeln als früher am Morgen sprang er aufs Bett. Starke Kriegerhände packten das Schwert und zogen es heraus. Die viereinhalb Fuß lange Klinge funkelte so vielfarbig wie das Sonnenlicht.
»In Ordnung«, rief George und stellte sich wie ein Schlagmann in Positur. »Du kannst jetzt reinkommen.«
Die Schlafzimmertür flog krachend aus den Angeln. Der überlebensgroße Drache schoß herein und zog eine Rauchfahne hinter sich her wie eine Dampflok. Diesmal wich George nicht von der Stelle, als das Ungeheuer versuchte, ihn zu blenden, wankte nicht inmitten des Wirbelsturms, den die nunmehr riesigen Schwingen hervorriefen. Seine Furcht war verflogen, er hatte die Geschichte vollkommen im Griff, und nichts brauchte ihn zu beunruhigen, solange er es nicht wollte. Er wartete bloß - nicht zu lange - darauf, daß der Drache sich zum Angriff sammelte.
»Na komm«, flüsterte George, und der Drache stieß sich ab, das Maul weit aufgerissen, die Klauen ausgefahren und bereit, ihn zu zerfleischen. Und George wankte nicht, stand mit gezückter Waffe und wartete, wartete noch eine Sekunde.
Mit einem Triumphschrei stürzte sich der Drache auf ihn. Im selben Augenblick riß George das Schwert in einem tadellosen Bogenschwung, der die Luft entzweischnitt, empor und schlug dem Untier den Kopf ab. Eine Explosion von Funken schien das Weltall zu
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