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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Laberkopf«, sagte sie. »Du mußt aus Südkarolina kommen; von einem Nordstaatler hab ich noch nie einen solchen Scheiß gehört.«
    »Äh«, war alles, was er darauf zu erwidern wußte. »Äh.«
    »Hör mal, mir wird langsam kalt, was hältst du davon, wenn wir wieder auf deine Maschine steigen würden und...«
    »Jinsei?«
    »Oh, mein Gott«, sagte sie und sah ihn jetzt nicht mehr an, blickte an ihm vorbei, auf die Straße jenseits der Schlucht. Er drehte sich um und sah an der zweiten Kurve, dort, wo die Straße hinter dem Hügel verschwand, ein diffuses Leuchten, das durch die Bäume drang - wie von nahenden Scheinwerfern, aber blau, es leuchtete blau. Wie die Farbe der Flamme, wo sie am heißesten ist.
    »Merkwürdig«, fand Ragnarök. Er wollte etwas hinzufügen, als der Lastwagen, blaue Scheinwerfer und überhaupt, hinter der Kurve auftauchte, und plötzlich war es Jinsei, die das Reden besorgte.
    »Steig aufs Motorrad«, sagte sie zu ihm. »Mach die Maschine an, los, los, weg hier!«
    »Was ist denn los ? W-«
    »Komm schon!« Ehe er sich’s versah, war Ragnarök bereits in Bewegung; Jinsei verblüffte ihn abermals, indem sie ihn packte und zum Motorrad halb schob und halb schleifte. Von ihrer Eile angesteckt, schwang er ein Bein über die Maschine, fühlte, wie sie hinter ihm aufsaß. Er trat auf den Kickstarter und erntete bloß ein schwächliches Stottern.
    Der Laster bog um die letzte Kurve und war auf der Brücke. Ragnarök sah in die nahenden Scheinwerfer, nur noch knapp zehn Meter von ihnen entfernt, und erstarrte wie hypnotisiert. »Augen«, sagte er. »Die sehen wie Augen aus...«
    »Es hat Prediger umgebracht!« schrie ihm Jinsei ins Ohr. »Fahr los!«
    Sie hob eine Hand und kniff ihn fest in den Nacken. Er kam wieder zu sich, begriff mit einem Mal, in welcher Gefahr sie schwebten, und trat, während der Laster zum Todesstoß heran-
    rauschte, nochmals auf den Starter. Wieder nur ein Stottern. Wutentbrannt rief Ragnarök die Maschine zur Ordnung und kickte ein drittes und letztes Mal. Diesmal sprang sie donnernd an. Er drehte den Gasgriff auf, und sie schössen los, gerieten auf einer Glatteisfläche ins Schleudern, entgingen mit knapper Not einem Sturz und nahmen schlingernd den Fall Creek Drive in Angriff.
    »Alles in Ordnung«, sagte Ragnarök, sobald die Maschine sich wieder gefangen hatte. »Alles in Ordnung.« Die Straße war glatt und nur darauf aus, sie umzuwerfen, aber selbst bei einer vorsichtigen Fahrweise waren sie jetzt aus dem Gröbsten heraus. Der Drive fing mit einer ziemlichen Steigung an, und der Sattelzug, der hier mit einem Motorrad hätte mithalten können, mußte erst noch gebaut werden.
    »Schneller!« befahl Jinsei. Ragnarök warf einen Blick in den Rückspiegel und sah, daß der Laster, allen Erwartungen zum Trotz, noch nicht zurückgefallen war. Er nahm die Steigung ohne zu murren - genaugenommen ohne jedes Motorengeräusch -und gewann sogar noch weiter an Boden.
    »Jesses. Jesses, das ist kein Laster, das ist ein Lachs!« Er sagte dem Glatteis, es möge sich einsargen lassen, und drehte wieder voll auf. Die Maschine flog nur so dahin; der Laster hielt Schritt, holte weiter auf, lag jetzt nur noch knapp fünf Meter zurück.
    Mit der Schlucht an der einen und einer Häuserzeile an der anderen Seite war der Drive ganz schön eng. Er war gerade breit genug für ein Fahrzeug, und es schoß Ragnarök durch den Kopf, daß der Sattelzug, wenn ihnen ein Auto entgegenkäme, gezwungen sein würde, anzuhalten... oder es plattzuwalzen.
    »Er holt immer noch auf!«
    »Das kann nicht sein!« sagte Ragnarök, obwohl es doch so war. Das Motorrad fuhr jetzt fast hundert, die Hängebrücke schoß rechter Hand vorbei und verschwand wie eine böse Erinnerung. Vor ihnen tauchte eine Kurve auf, und der Bohemier sandte ein Stoßgebet gen Himmel, daß sie nicht zu rutschig sein möge.
    Beinah... das Motorrad fing an zu schlittern, Ragnarök drehte noch weiter auf und ließ nicht wenig von der Sohle seines linken Stiefels auf dem Asphalt zurück. Die Maschine blieb auf der Straße, aber jetzt raste ihnen eine Kreuzung entgegen. Er konnte nur ein bißchen Gas wegnehmen und hoffen, daß eine scharfe Rechtskurve den Verfolger abschütteln würde. Der Laster hatte sie jetzt fast eingeholt. Er schaffte die Kurve, praktisch ohne zu rutschen, klebte ungeachtet der Fliehkraft fest an der Fahrbahn. Der Anhänger hätte mit dem Heck ausbrechen, hätte seitlich in den Zaun der Tennisplätze knallen müssen,

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