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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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die jetzt die rechte Straßenseite säumten, doch er blieb brav hinter dem Schlepper. Die Reifen kämpften gegen Eis und Asphalt an, während der Motor gespenstisch stumm blieb; den größten Lärm machten die Schweine, die schreienden Schweine.
    Die Kreuzung: Ragnarök ging auf sechzig runter, und abermals hätte es um Haaresbreite die Maschine unter ihnen weggerissen. Er nahm die Kurve eng, und kaum waren sie herum, beschleunigte er wieder. Der Sattelzug kam mit unverminderter Geschwindigkeit an und rauschte in einem weiten Bogen um die Ecke. Diesmal schwenkte der Anhänger unkontrolliert aus, quetschte ein parkendes Auto seitlich zusammen und schlug ein Parkverbotsschild aus seiner Verankerung, das anschließend klirrend durch ein Fenster flog.
    Jetzt waren sie auf der Thurston Avenue, North Campus, die Straße breit und frei, Risley Hall, East-Avenue-Brücke und Central Campus direkt vor ihnen. Ragnarök setzte alles auf eine Karte und holte das Letzte aus seiner Maschine heraus, hundert-zehn, hundertzwanzig, hundertdreißig... Risley flog vorbei, ehe er auch nur daran denken konnte abzubiegen.
    »Immer noch hinter uns!« rief Jinsei. Es waren keine anderen Fahrzeuge auf der Straße, nicht ein einziges, trotz der relativ frühen Stunde. Viel zu günstig... es war eine schnurgerade Rennbahn, mit einigen wenigen Nachtschwärmern, die staunend das unglaubliche Schauspiel verfolgten, wie ein jettschwarzes Motorrad allmählich von einem Lastwagen mit abgestelltem Motor eingeholt wurde. Das Geschrei der Schweine hatte sich inzwischen zu einem Dämonenchor ausgewachsen, und der Name dieses Lasters ist Legion...
    »Noch hast du uns nicht, Partner!« schrie Ragnarök. Schon verschwand die East-Avenue-Brücke hinter ihnen, und der Laster lag jetzt nur noch drei Meter zurück, zwei Meter... »Festhalten, Jin!«
    Er schwenkte rechts ab, donnerte den Fußweg zwischen Rand und Lincoln Hall hinunter, war sicher, daß sie jeden Augenblick tödlich stürzen würden, hielt trotz dieser Gewißheit die Maschine weiterhin aufrecht. Der Laster folgte ihnen auf einem un- m öglichen Zickzackkurs, schrappte an Hausecken, knallte aber nirgendwo an und behielt den Anhänger hinter sich. Auch Ragnarök vollbrachte das Unmögliche und fuhr einfach immer weiter geradeaus.
    Runter zum Arts Quad, er hatte jetzt Schnee unter den Reifen, bläulichen Schnee, von allzu nahen Scheinwerfern blau getönt. Der Sattelzug drängte näher und näher heran, aber Ragnarök würde nicht zulassen, daß er sie einholte, und rang dem Motorrad, obwohl der Gasgriff schon bis zum Anschlag aufgedreht war, durch reine Willenskraft noch ein letztes bißchen Beschleunigung ab. Mit seiner Weisheit am Ende, hielt er geradewegs auf die Lücke zwischen White und McGraw Hall zu, während ein Trio von Collegestudenten vor der wilden Jagd auseinanderstob.
    »Der Slope«, flüsterte Ragnarök, unhörbar inmitten des Schweinegeschreis. »Woll’n doch mal sehen, wie dir der Hang schmeckt, Partner.«
    Er kam näher, immer näher, zwei Meter, ein Meter. Der Kühlergrill des Lasters troff von schmelzendem Schnee, den das Hinterrad des Motorrads aufwirbelte, als sie zwischen den zwei Gebäuden hindurchschossen und mit einem Mal die Kante des Libe Slope vor sich hatten. Im allerletzten Augenblick ließ Ragnarök den Gasgriff los und riß den Lenker herum. Die Maschine verweigerte den Gehorsam; Jinsei schrie laut auf, als sie beide abgeworfen wurden, der Boden jäh wegsackte, Wind und Himmel an ihnen vorübersausten.
    Der Laster machte nicht einmal den Versuch, sich zu retten. Er stürzte sich selbstmörderisch über den Rand des Abhangs und stieß das fahrerlose Motorrad aus dem Weg, bevor er vollends die Kontrolle über sich verlor. Endlich stellte sich der Anhänger quer, und der ganze Zug krachte in einem gewaltigen Gestöber von Schnee und Grassoden um, rutschte, von lautem Hupen begleitet, den Abhang hinunter bis auf die West Avenue, wo er schrottreif neben der Baker Hall liegenblieb. Überall im Wohnheim wurden Fenster aufgerissen; und als die erschrockenen Bewohner auf das Wrack hinuntersahen, war das Gequieke der Schweine noch immer deutlich zu hören.
    Als Jinsei wieder zu sich kam, spürte sie die tröstliche Kälte einer Schneewehe unter ihrem Körper. Ihre Hände fuhren automatisch an ihre Kehle, doch nein, das war eine andere Nacht gewesen. Sie öffnete vorsichtig die Augen, versuchte sich aufzusetzen, schaffte es... alle Knochen anscheinend heil.
    Ragnarök war

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