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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Ich werde kommen, dich zu holen.
    »Das kannst du nicht. Die Fänger haben dich mitgenommen...«
    Das haben sie, pflichtete Drakon ihm bei. Sie haben mich gefangen und in einen Käfig gesteckt, und da war eine Krätze wie du, und was glaubst du, was ich mit ihr gemacht habe? Jetzt bin ich in einem anderen Käfig, aber ich werde herauskommen. Ich bin schon fast draußen.
    »Nein. Du wirst mich niemals finden, selbst wenn du wirklich herauskommen solltest.«
    Selbstverständlich werde ich dich finden. Wir haben beide dasselbe Ziel, aber ich bin schon näher dran. Ich werde zuerst den Kater töten, und wenn du den Hügel erreichst, werde ich dich neben seiner Leiche erwarten...
    Ein plötzlicher Windstoß zog das Seil so stramm, daß Luther die Überzeugung gewann, sein Kopf habe sich vom Rest seines Körpers getrennt. Seine Augen füllten sich mit Tränen, und während es dunkler und dunkler um ihn wurde, fand er sich Auge in Auge mit einer anderen, unendlich großen Erscheinung, einem Wilden Hund, ganz aus Licht und Schatten gebildet. Seine Augen hatten die Farbe der Sterblichkeit.
    Du weißt doch, wer ich bin, Hundekind? dachte der Wilde Hund in ihn hinein. Luther war hin und her gerissen zwischen Entsetzen und Verwunderung.
    »Raaq«, antwortete er. »Du bist Raaq, du bist der Verführer, du bist der Teufel.«
    Ich bin Raaq, bestätigte der Wilde Hund. Der Beender des Lebens. Wann soll ich dein Leben beenden, Hundekind? Heute? Jetzt?
    »Nein«, flehte Luther. »Ich muß zurück — in den Himmel.«
    Der Wilde Hund machte ein Geräusch wie menschliches Gelächter. In den Himmel. Und was wirst du dort tun, wenn dein Feind kommt? Wirst du kämpfen, um dein Leben zu retten? Töten, wenn nötig?
    »Ich werde nie einen anderen Hund töten. Koste es, was es wolle. Ich werde dich nie in mein Herz lassen.«
    Auf dein Herz bin ich gar nicht aus... wie wenig du mich doch verstehst. Aber was diesen Ort angeht, den du für den Himmel hältst: Wie kommst du überhaupt darauf, daß du es verdienst, dorthin zurückzukehren ? Man hat dir Fragen gestellt, wenn ich nicht irre...
    »Fragen?«
    Du hast sie bestimmt nicht vergessen. Fünf Fragen hat man dir gestellt. Wie viele Antworten hast du gefunden, Hundekind? Kennst du die wahre Natur des Göttlichen? Den Sinn des Lebens und der Liebe?
    Luther hatte keine Antworten. Sein Verstand, sein ganzes Ich schrumpfte zu einem Punkt zusammen- eine Kerzenflamme, die bald erlöschen mußte.
    Wie steht es mit der Vierten Frage, Hundekind?
    »Die Vierte...«
    Die Vierte Frage. Antworte mir, Hundekind: Welche ist die edelste Hunderasse?
    »Edelste Rasse?« Alter Zorn flammte auf und erfüllte Luther noch einmal mit Kraft. Er antwortete schnell und empört: »Die edelste Hunderasse ist diejenige, welche zugibt, daß sie die Vierte Frage nicht beantworten kann, weil es gar keine Antwort darauf gibt und weil es überhaupt eine schlechte Frage ist. Womit klar sein dürfte, daß ich zur edelsten Rasse gehöre.«
    Und zu welcher Rasse gehörst du, Hundekind?
    Ermattend: »Zu gar keiner Rasse.«
    Wieder dieses Geräusch wie menschliches Gelächter.
    Dann magst du noch ein Weilchen länger leben.
    Höheren Orts löste sich ein Seil von einem Zweig; Luther plumpste kopfüber in den Fluß. Einen Augenblick lang kämpfte er atemlos gegen das Wasser, dann lag er auch schon am anderen Ufer, und die Leine war von seinem Hals verschwunden.
    Der Mischling kam langsam wieder zu sich. Als es soweit war, galt sein erster Gedanke nicht dem Teufel, sondern dem Reinrassigen.
    Ich werde zuerst den Kater töten.
    »Blackjack.«
    Kaum daß er laufen konnte, war Luther wieder unterwegs.
     
    II
     
    Tyson Riddle, Untertierpfleger an der Adams-Forschungsanstalt, hatte irgendwann einmal ein zweiwöchiges Verhältnis mit einer Vegetarierin gehabt. Eigentlich tendierte er dazu, die ganze Angelegenheit rückblickend als schlichte Fickbeziehung einzustufen, denn der Teufel sollte ihn holen, wenn er der Frau je auch nur ein Fünkchen Achtung entgegengebracht hatte. Ziemlich viel Holz vor der Hütte, das ja, aber viel zu kultiviert für Riddles Geschmack, und als sie gesagt hatte, sie nehme kein Fleisch in den Mund, hatte sie das im weitesten Sinn des Wortes gemeint. Ihre Affäre hatte mit einer Schlägerei um die Mittagszeit geendet. Er hatte sich gerade ein Muschelgericht in die Pfanne gehauen, sie eine Gurke in Scheibchen geschnitten, als Riddle streitlustig gemeint hatte, der typische Fleischlieferant könne sich wenigstens

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