Fool on the Hill
Kobolde um, und es sieht ganz danach aus, als ob dieser Jemand sich auf einen großen Krieg vorbereitet, aber wer das ist, oder warum er das tut, ist mir noch nicht klar. Wenn du und ich jetzt Alarm schlagen, könnte sich der Feind gezwungen sehen, vorzeitig anzugreifen, bevor wir wissen, mit wem oder was wir es hier zu tun haben. Es ist sicherer, noch ein Weilchen länger tot zu bleiben und die Augen offenzuhalten.«
»Wenn wir zu lange warten...«
»Wir werden versuchen, den richtigen Zeitpunkt abzupassen.«
Schweigen.
»Also, Puck«, fuhr Hamlet fort. »Was waren das nun für Kreaturen, vorhin auf dem Schiff? Das ist das erstemal, daß ich eine Ratte gesehen habe, die fechten konnte.«
»Mmm«, stimmte Puck ihm bei. »Klingt direkt wie aus einer von Hobarts Geschichten, nicht wahr? Vom Großen Krieg.«
Hamlet schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Rasferret ist tot, das weißt du doch.«
»Hm. Aber das sind wir ja schließlich auch. Komisch, bis vor kurzem war mir nicht klar, wieviel eine Leiche eigentlich ausrichten kann.«
Unterwegs
I
Fernab, westlich von Ithaca, in der unerforschten Einöde des ländlichen Ohio, unterhielt sich Luther mit dem Teufel.
Eine vollständige Chronik seiner Odyssee würde ein eigenes Buch füllen. Begnügen wir uns damit, festzustellen, daß Witterung, Entfernung und Mangel an Gesellschaft diese Reise zu einer weit härteren Prüfung für Luther machten, als es sein und Blackjacks früherer Marsch in den Himmel gewesen war. Ein größeres Hindernis auf Luthers Weg war der Michigansee gewesen, der ihn über eine Woche lang aufgehalten hatte. Eines Nachts hatte ihn schließlich eine schöne Frau mit einer Stimme wie Musik und einem Silberpfeifchen um den Hals auf ein Schiff im Hafen von Milwaukee geführt; er hatte sich für die Dauer der Überfahrt in einem mit unzähligen Kisten von Meisterbräu vollgestapelten Laderaum versteckt, die Z. Z. Top, wäre er an seiner Stelle gewesen, in schieres Entzücken versetzt hätten. Er ernährte sich von kärglichen Abfällen, wanderte durch Michigan in den Roßkastanienstaat, wo erst an diesem Morgen ein flinker Milchviehhalter wortreich versucht hatte, ihn als Haushund zu gewinnen. Der Bursche hatte es tatsächlich fertiggebracht, ihm einen Strick um den Hals zu legen. Luther riß sich los und floh vor den beunruhigten Augen eines schattenhaften Waldmurmeltiers eilends über rauhreifbedecktes Weideland. Eine Viertelmeile weiter war Luther, der noch immer die Leine hinter sich herschleifte, mit einem Satz durch eine Gruppe von Büschen gesprungen und hatte direkt dahinter - oha! - eine niedrige, aber steile Uferböschung samt dazugehörigem, träge fließendem Fluß entdeckt. Er wollte auf das Wasser zuspringen, wurde jedoch im letzten Augenblick von der provisorischen Leine, die sich im Gebüsch verfangen hatte, zurückgerissen.
Luther hatte zwar keine Ahnung, wie er sich als Schwimmer gemacht hätte, doch momentan stellte die Leine eine größere Gefahr als das Wasser dar. Das Flußufer entpuppte sich als bröckelig und unerklimmbar; gleichermaßen außerstande, hinauf- wie hinunterzusteigen, stand Luther auf einem kleinen Absatz, direkt über dem Wasser, und bemühte sich verzweifelt, das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Wind kam auf und beschwatzte den Busch, seine Zweige zu heben, wodurch sich die Schlinge um Luthers Hals immer enger zusammenzog.
Luther rang nach Atem und blickte in die Tiefen des Flusses, als erwarte er von ihm, daß er sich aus seinem Bett erheben und ihn losbinden würde. Des Flusses einzige Reaktion bestand indes darin, ihm das Bild eines dummen kleinen Hundes mit einem Strick um den Hals vor Augen zu führen. Luther wandte sich ab und versuchte, die Böschung hinaufzuklettern. Die Erde gab nach, verschüttete ihn halb und riß ihn wieder mit sich hinunter; jetzt stand er Nase an Nase mit dem anderen Hund, und die Leine saß so stramm, daß keiner von beiden atmen konnte.
Und wie er so schaute, kräuselte sich das Bild im Wasser und begann sich zu verändern. Es wuchs; jetzt war es nicht mehr ein zerzauster Mischling, sondern ein Reinrassiger: groß, weiß und mit scharfem Gebiß. Luther versuchte zurückzuweichen, aber es gelang ihm nicht. Sein alter Feind sprach ihn mit dreister Wut an, unverschämt und triumphierend. Krätze! rief er.
»Drakon...« Der Boden unter Luthers Beinen schien nachzugeben. »Nein.«
Dachtest du, ich hätte dich vergessen, Krätze? Nein. Du bist mein einziger Gedanke.
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