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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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sie reichte aus, um ein Loch in das Heck zu reißen und mehrere Ratten zu rösten. Außerdem löste sie den Abschußmechanismus des Katapults aus. Hamlet wurde abrupt emporgeschleudert. Wie er so auf einer äußerst unkonventionellen Flugbahn durch die Luft wirbelte, gab er ein ziemlich schlechtes Geschoß ab.
    All das geschah so plötzlich und in so rascher Folge, daß Hamlet, als er unversehrt auf einem Polster von abgestorbenem Schilf am anderen Ende seiner Insel landete, fast überzeugt war, geschlafwandelt zu haben. Die Rauchschwaden, die der Wind vor sich hertrieb, und ein flackernder Schein aus der Richtung der »Prospero« widersprachen allerdings dieser Hypothese, und er stand vorsichtig auf aus Angst, seine Knochen könnten ihren Irrtum bemerken und nachträglich brechen. Wenn er auf dem Eis gelandet wäre...
    Mit wackligen Beinen sprang er geduckt auf die Oberfläche des Sees hinunter und hielt geradewegs auf das Nordufer zu; der Schneefall würde ihn hoffentlich vor den Augen der Feinde verbergen. Wenn die Ratten nicht daran gedacht hatten, Kundschafter zurückzulassen, konnte er es vielleicht doch noch schaffen und sich von einem vorbeikommenden Eichhörnchen den Abhang hinauf zur Helen Newman Hall mitnehmen lassen, wo Verwandte von ihm wohnten.
    Die Ratten hatten Späher zurückgelassen. Zwei davon lagen tot am Rand der Böschung, von hinten erstochen. Ein Geist stand bei ihnen und reinigte gerade sein Schwert.
    »‘n Abend, Hamlet«, begrüßte ihn der Geist. »Freut mich zu sehen, daß du noch intakt bist.«
    Zum zweitenmal in kurzer Zeit fragte sich Hamlet, ob er nicht vielleicht träumte. »Du bist tot«, klärte er den Geist auf. »Oder solltest es wenigstens sein.«
    »Du doch wohl auch, oder?« Der Geist gab der einen Rattenleiche einen Stups. »Ich hab sie eine ganze Weile im Auge behalten, aber bis ich mir ausrechnen konnte, was sie im Schilde führten, war es zu spät, um dich zu warnen. Nur gut, daß das Glück dich nicht völlig im Stich gelassen hat.«
    Geräusche drangen an ihr Ohr, Schritte auf dem Eis. Die überlebenden Ratten hatten die »Prospero« verlassen und sich wieder auf die Suche nach Hamlet begeben.
    »Komm, mein Freund«, sagte der Geist und steckte das Schwert wieder in die Scheide. »Höchste Zeit, daß wir uns einen etwas sichereren Aufenthaltsort suchen. Nimm die Beine in die Hand!«
    So verwirrt, daß er an seinem Verstand zweifelte, gab Hamlet alles Denken auf, zuckte mit den Schultern und folgte dem Geist in die Nacht. Hinter ihnen wirbelte der Schnee, brannte die »Prospero«, tobten die Ratten. Sie schäumten vor Wut über den Verlust ihrer Beute und zitterten vor der Strafe, die sie für ihren Mißerfolg zu gewärtigen hatten. Zer war kein nachsichtiger General.
     
    III
     
    Zwanzig Minuten später lagen Hamlet und der Geist in der relativen Sicherheit eines Backenhörnchenbaus, warm eingequetscht zwischen den schlafenden Hausbesitzern. Der Bau war dunkel und ziemlich stickig, doch allemal der ungeschützten Eisfläche des Sees vorzuziehen.
    »Jammerschade um die ›Prospero‹«, klagte Hamlet. »Was hat mich der verdammte Kahn nicht an Arbeit gekostet!«
    »Kahn?« schnaubte der Geist verächtlich. »Und was ist mit meinem Doppeldecker?«
    »Ich hatte dir doch schon immer gesagt, daß du ihn früher oder später zu Bruch fliegen würdest.«
    »Und ich hatte dir immer gesagt, daß mein Fallschirm mich aus jeder gefährlichen Situation herausholen würde. Ein Glück, daß ich recht hatte - ich war selbst überrascht, wie schnell ich ihn mir umschnallen konnte, als es darauf ankam. Aber Hobart -«
    »Hobart lebt«, sagte Hamlet. In der Dunkelheit konnte er erkennen, wie sehr diese Nachricht den Geist verblüffte. »Niemand weiß genau, was ihn gerettet hat.«
    »Hat er erzählt, was uns passiert ist?«
    »Seit er aufgefunden wurde, hat er nicht ein vernünftiges Wort gesprochen. Gehirnentzündung.«
    »Und Zephyr? Ist mit ihr alles in Ordnung?«
    »Abgesehen davon, daß sie um einen gewissen untoten Freund von mir trauert und sich große Sorgen um Hobarts Gesundheit macht... Es geht ihr soweit ganz gut. Und wenn sie dich sieht, wird’s ihr noch besser gehen. Ich würd sagen, wenn wir morgen versuchen, den See in aller Frühe zu überqueren -«
    »Nein«, unterbrach ihn der Geist.
    »Nein?«
    »Glaubst du denn, ich hätte aus reinem Jux den letzten Monat toter Mann gespielt? Ich hab die ganze Zeit versucht herauszukriegen, was eigentlich los ist. Jemand bringt

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