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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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gefährlichere Aktion dar. Um den Engerling noch entschiedener in seine Schranken zu weisen, hatte Mr. Sunshine außerdem seiner magischen Wahrnehmung einen blinden Fleck verpaßt, der garantierte, daß er sich nicht eher auf die Suche nach George begeben würde, als er sollte. Den Rest besorgte Rasferrets Feigheit: Außerstande festzustellen, wo sich sein menschlicher Gegenspieler gerade befand, wagte der Engerling nicht, weitere Aktionen gegen die Kobolde zu riskieren - auch dann nicht, als seine Rattenarmee eine Stärke erreichte, die sogar einen offenen Angriff gestattet hätte.
    Hamlet und Puck, die gleichfalls für einen vorzeitigen Ausbruch des Krieges hätten sorgen können, fanden ständig neue Gründe, sich totzustellen. Jedesmal, wenn sie sich wieder einmal entschließen wollten, aus der Versenkung aufzutauchen und ihr Volk zu warnen, brachte sie Mr. Sunshine dazu, es sich anders zu überlegen. Hobart lag nach wie vor im Koma und gab keine weiteren Prophezeiungen von sich.
    In der letzten Woche vor den Iden konzentrierte Mr. Sunshine seine Aufmerksamkeit ganz auf George, Aurora, Ragnarök und die Mitglieder der Rho Alpha Tau.
     

II
     
    Am Montag, dem 11. März, wachte Aurora durch das Geräusch von platzendem Glas auf. Sie rannte in Georges Küche und fand den Geschichtenerzähler dabei, wie er die Überreste eines McDonald’s-Glases zusammenkehrte; überall lagen Splitter und Scherben von Ronald McDonald herum, und frischgebrühter Kaffee bildete eine Pfütze auf dem Linoleum.
    »Mein Onkel Erasmus hat immer gesagt, ich soll heiße Flüssigkeiten grundsätzlich nur in Keramikbehälter gießen«, bemerkte George, als sie hereinkam. »Jetzt weiß ich auch wieder, warum.«
    Zwei Teller mit Pfannkuchen und prallen Würstchen standen unauffällig auf dem Herd. Aurora hob eine Augenbraue.
    »George«, ermahnte sie ihn. »Du sollst doch kein Frühstück machen.«
    »Ach nein? In welchem Jahrhundert bist denn du aufgewachsen?«
    »Im zwanzigsten - in dem man sich abwechselt. Du hast gestern Frühstück gemacht und vorgestern...«
    »Ich bin eben egoistisch.« Er kippte die Glasscherben in den Mülleimer und wischte den Kaffee mit einem Lappen auf. »Ich seh dir gern zu, wie du schläfst. Du bist eine schöne Schläferin, wußtest du das? Ich hab dir heut früh eine halbe Stunde zugeschaut, und wenn du nicht vom Pfannkuchengeruch aufgewacht wärst, hätt ich gleich noch mal geguckt.«
    George sah auf. Sie war ganz rot geworden und hielt sich den Frotteebademantel mit einer schlanken Hand am Hals zusammen. Selbst nach mehr als zwei Monaten waren sie füreinander so neu, daß Aurora gelegentlich noch verlegen wurde, und ihre Schüchternheit verfehlte es nie, ihn zu rühren.
    »Du gibst mir ein Gefühl von Sicherheit«, sagte er zu ihr, stand auf und warf den Wischlappen in die Spüle. »Es ist, wie einen langen Roman zu schreiben. Die meisten Leute glauben, die wirklich befriedigende Sache sei, den Roman abzuschließen, ein ordentliches Stück Arbeit zu Ende zu bringen, aber der Anfang kann genauso schön sein, vielleicht sogar noch schöner. Wenn du anfängst, hast du ein Bild davon, wie deine Zukunft sein wird, womit du dich in der nächsten Zeit beschäftigen wirst. Und du weißt, es ist das, wofür du bestimmt bist...« Sie wurde noch ein bißchen röter, und er berührte ihre Wange, und sie berührte seine, und sie öffnete den Mund, zweifellos um etwas gleichermaßen Romantisches zu sagen, und was herauskam, war: »Aber Hotdogs zum Frühstück? Hast du vor zu kotzen?«
    »Warum kotzen? Hotdogs sind Gott.«
    »Zum Frühstück?«
    »Warum nicht zum Frühstück?«
    »Normalerweise ißt man Pfannkuchen und Speck. Oder Eier. Oder beides.«
    »Na, und was ist Speck anderes als Fleisch? Würstchen sind auch Fleisch, also haben wir es im wesentlichen mit ein und demselben Begriff zu tun. Und wenn du’s genau nehmen willst, gibt’s jetzt auch Hühnchenwürstchen, die natürlich absolut widerlich sind, aber wenn wir statt de gustibus de conceptibus disputieren - was ist ein Hühnchen anderes als ein Ei, das man lange genug in Ruhe gelassen hat? Und voilá, wieder ein und derselbe Begriff.«
    »George, du bist abartig.«
    »Selbstredend bin ich abartig. Was glaubst du wohl, warum dein Vater uns seinen Segen gegeben hat?«
    Der Obstkorb wartete auf dem Küchentisch, geduldig wie eine Schlange. Aurora bemerkte ihn erst, nachdem George sie geküßt und den Spüllappen wieder zur Hand genommen hatte; seitlich am Herd

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